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Frische Spur nach 70 Jahren

Frische Spur nach 70 Jahren

Titel: Frische Spur nach 70 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Tagebücher bestehe ich.“ Er hob die Stimme, als er sich zu der
Serviererin wandte. „Bitte, zahlen!“

5.
Lotterie-Gewinnund alkoholkranker Vater
     
    Für Hilde Nocke-Hallstedt
bestand nicht der Hauch eines Zweifels. Klaus war Opfer, war verführt worden,
war Wachs in den Fingern dieser bösen Person. Ja, in Barbara Schollgast-Öhmke
hatte sie sich nicht getäuscht. Hilde hielt den Hörer ans Ohr. Drittes Läuten.
Jetzt wurde abgehoben. „Schollgast.“
    Typisch! So meldete die sich
immer mit ihrer gekünstelten Kleinmädchen-Stimme. Kein Vorname. Und der zweite
Teil vom Doppelnamen fiel sowieso untern Tisch.
    „Hier spricht Hilde
Nocke-Hallstedt. Guten Tag, Frau Schollgast-Öhmke.“
    „Tag.“
    „Ist Klaus bei Ihnen?“
    „Ist gerade weg.“ Sie hatte
wirklich eine Stimme wie eine Zehnjährige mit Zahnspange.
    „Gut. Dann können wir ungestört
reden.“
    „Er macht die Einkäufe für
Sie.“
    „Darum hatte ich ihn gebeten.
Sagen Sie mal: Nehmen Sie Drogen?“
    „Ich?“ Es klang erstaunt.
„Nein.“
    „Aber Sie rauchen. Das habe ich
gesehen.“
    „Ja, ich rauche gelegentlich.
Ist nicht gesund, ich weiß.“ Sie lachte albern. „Aber man kann ja wieder
aufhören.“
    „Sie stellen Ansprüche an
Klaus, nicht wahr?“
    „Ansprüche? Wie meinen Sie da?“
    „Sie erwarten, dass er Ihnen
was bietet. Finanziell.“
    „Nein. Das erwarte ich nicht.
Wir verstehen uns super und haben die gleichen Interessen. Das ist wichtiger. —
Worauf wollen Sie hinaus, Frau Nocke?“
    „Haben Sie Geheimnisse vor
Klaus?“
    „Ob ich... Nein! Wir vertrauen
einander.“
    „Also wissen Sie auch alles von
ihm?“
    „Ich denke ja.“
    „Und Sie billigen, dass er
dealt, dass er mit Drogen handelt — vermutlich in dieser Bar. Dass er ein
Riesengeld mit Heroin, Kokain und-was-weiß-ich-noch verdient? Das billigen Sie,
ja? Gehört das auch zu den gemeinsamen Interessen?“
    Hah! Das verschlug dieser
Person die Sprache. Es dauerte einen langen Augenblick.
    Dann: „Ich weiß nicht, wovon
Sie reden, Frau Nocke. Soll das ein Witz sein? Klaus dealt nicht. Dafür lege
ich meine Hand ins Feuer. Klaus ist... ist... Sowas würde er nicht tun.“
    „Er tut’s aber. Und ich wette
meine Seligkeit darauf, dass Sie ihn angestiftet haben. Jawohl! Sie haben
ungünstigen Einfluss auf ihn. Das merke ich schon lange. Und deshalb werden Sie
das jetzt auch in Ordnung bringen. Sie! Ich erwarte, dass Sie Ihre Anstiftung
zurücknehmen, dass Klaus mit dem Drogenhandel sofort aufhört, dass er das
schmutzige Geld für karitative Hilfsorganisationen stiftet und eventuell noch
vorhandenes Rauschgift vernichtet. Haben Sie mich verstanden? Sie haben ihn da
hinein gebracht und jetzt helfen Sie ihm auch gefälligst wieder heraus.“
    Stille in der Leitung.
    Barbara schnappte nach Luft.
    „Frau Nocke, ich weiß nicht,
wie Sie auf diesen Unsinn kommen. Nichts davon ist wahr. Wer hat Ihnen denn das
weisgemacht?“
    „Niemand. Aber ich habe Beweise
gefunden.“
    „Was soll das sein?“
    „Ein Karton voll Geld.
Mindestens 50 000 DM. Hat er die vielleicht von seinem Hungerlohn als
Barpianist abgespart, heh?“
    Wieder Stille.
    Dann entwickelte sich am
anderen Ende der Leitung ein leises Lachen, das lauter wurde, aber nach ein
paar Sekunden aufhörte.
    Barbara hatte sich wieder in
der Gewalt.
    „Frau Nocke, das ist mein Geld.
Meins! Ich habe in der Lotterie gespielt und Glück gehabt. 50 000 Mark. Toll,
nicht wahr?“
    Hilde war für einen Moment
verblüfft. Dann meldete sich die Logik.
    „Wieso versteckt Klaus Ihr Geld
in einem Karton hinter dem Klavier?“
    „Ich habe ihn darum gebeten, es
für mich zu verwahren.“
    „Das müssen Sie erklären.“
    Barbara seufzte. „Ich... nehme
an“, sagte sie zögernd, „dass Sie über meinen Vater im Bilde sind.“
    „Nein. Tut mir Leid. Keine
Ahnung.“ Wusste gar nicht, dass du einen Vater hast, Miststück!, dachte sie.

    „Er ist... Alkoholiker.“
    Hilde schwieg.
    „Er hat durchaus seine guten
Seiten“, sagte Barbara. „Aber wenn er getrunken hat — und das geschieht immer
öfter — , dann ist er unberechenbar. Gewalttätig. Er schreckt dann vor nichts
zurück, um wieder an Geld zu kommen — für seinen Schnaps.“
    „So ist das bei
Suchtabhängigen.“
    „Er hat mich schon oft
bestohlen. Ich kann ihm nicht trauen. Leider! Eigentlich gehört er entmündigt.
Aber ich kann einfach keinen Schritt machen in diese Richtung. Immerhin ist er
mein Vater. Und früher war er ganz wunderbar. Meine

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