Frische Spur nach 70 Jahren
Augen hatten Tim
schon verraten, dass seine Vermutung ins Schwarze traf.
Das wurde auch von Dr. Tritze
bestätigt, der in diesem Moment zurückkam — mit so viel Würde wie möglich und
normaler Gesichtsfarbe.
Natürlich wollten beide wissen,
was denn da laufe. Aber Tim wurde der Erklärung enthoben, denn die Feuerwehr
sauste mit Getöse und einem gewaltigen Löschfahrzeug auf den Hof.
Tim lief nach vorn.
Gaby und Karl informierten
bereits den Brandmeister. Hinter allen Fenstern des Pfarrhauses wogte jetzt das
Feuer wie eine nicht zu bändigende Macht. Doch die Feuerwehrleute arbeiteten im
Laufschritt, kurz darauf hieß es ,Wasser marsch!’, die Schläuche wurden prall
und das Löschwasser schoss aus allen Rohren.
Tim berichtete seinen Freunden,
wie er die Eingeschlossenen gerettet hatte. Die Tritzes sahen den Löscharbeiten
zu und überschlugen in Gedanken die Kosten der Instandsetzung — falls das Haus
überhaupt gerettet werden konnte. Das gelang zum Glück, was auch der
Brandmeister rechtzeitig versicherte, aber der Schaden im Erdgeschoss war
enorm.
Die Löscharbeiten waren bereits
im vollen Gange, als Klößchen zurückkam.
Er fetzte im Eiltempo, hatte
einen Feuerlöscher an die Brust gepresst und wurde von einem Jungen begleitet,
der in gleicher Weise ausgerüstet war.
Tim vermutete sofort, dass
Klößchens Helfer türkischer Abstammung sei — und bei diesen Mitbürgern, dachte
er, ist freundliche Hilfsbereitschaft ja total selbstverständlich.
„Sind wir zu spät?“, rief
Klößchen. „Die Konkurrenz war wohl schneller? Aber das liegt nur an diesem
Saukerl, mit dem ich anfangs verhandelt habe. Der wollte Geld für seinen
Löscher. Übrigens — das ist Özcan. Er hat sofort geholfen. Und die Nachbarn —
auch ‘ne türkische Familie — haben den zweiten Löscher hergegeben.“
Tim, Karl und Gaby begrüßten
den freundlichen Jungen. Dann senkte Klößchen die Stimme. „Wisst ihr, welchen
Saukerl ich meine?“
Sein Grinsen strahlte dabei,
als hätte er ein neues Schoko-Rezept erfunden, und Tim überlegte blitzschnell.
TKKG kannten niemand hier in der Gegend. Schon gar keinen Saukerl. Aber zu
einem Typ dieser Strickart wollten sie. Hatte Klößchen etwa schon Kontakt
gehabt mit dem Hehler, dem Antiquitäten-Händler, der Diebesgut aufkaufte,
speziell kostbares Porzellan?
„Bist du auf Kotzbühl
gestoßen?“, fragte Tim.
„Häuptling, du verdirbst mir
wirklich die Pointe. Kotzbühl! Ja! Aber ich bin nicht auf ihn gestoßen, sondern
mit ihm zusammengestoßen. Mir tun jetzt noch die Gräten weh.“
Dann berichtete Klößchen,
während die Feuerwehr im alten Pfarrhaus allmählich die Flammen erstickte.
Wahnsinn!, dachte Tim, als
Klößchen seinen — mit empörter Stimme vorgetragenen Bericht — beendet hatte.
Was Besseres kann uns ja gar nicht passieren.
14. Kotzbühl
unter Druck
Özcans Eltern waren
hocherfreut, als sich TKKG bei ihnen bedankten und — zusammen mit dem Sohn —
die Feuerlöscher ablieferten. Prompt erfolgte die Einladung zum Mittagessen,
die jedoch wegen Zeitmangel und dringendem Handlungsbedarf nicht angenommen
werden konnte. Aber das sei nur aufgeschoben, erklärte Tim. Und als sich TKKG
verabschiedeten, hatte Özcan neue Freunde gewonnen.
Die Kirchturmuhr schlug eins.
TKKG stoppten ihre Bikes vor dem Antiquitäten-Geschäft. Im richtigen Moment.
Denn Kotzbühl, der pünktlich Feierabend machen wollte, schloss gerade von innen
die Fadentür ab. Die bestand aus Glas. Das Scherengitter davor war bereits
geschlossen.
Klößchen hielt sich im Schutz
der Hausmauer, war also im toten Winkel und konnte von dem Ganoven nicht
gesehen werden. Das war wichtig. Denn der sollte nicht gleich merken, welcher
Zoff ihm bevorstand.
Tim hatte gestikuliert und
Kotzbühl öffnete die Tür.
„Noch Wünsche, junger Mann?“
„O ja! Wir brauchen ein
Geschenk für unsere Großmutter. Sie wird 80 und fährt total ab auf Porzellan.
Leider hat sie inzwischen zittrige Hände und zerschmeißt ziemlich viel. Man
kann ja nicht alles kleben.“
„Hm. Na, wenn ihr euch schnell
entschließt.“
Kotzbühl trat vor und öffnete
das Gitter.
Tim bedeutete Klößchen mit
einer Geste, sich weiterhin an die Hauswand zu quetschen.
Zu dritt traten sie ein.
Kotzbühl lehnte am Tresen.
Der Faden dehnte sich nach
hinten aus. Regale und Vitrinen. Alles gefüllt mit Porzellan, Gläsern, Statuen,
Fayencen, Tabakdosen, Schmuck undundund...
Karl rückte an seiner Brille
und sah sich fachkundig um.
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