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Frische Spur nach 70 Jahren

Frische Spur nach 70 Jahren

Titel: Frische Spur nach 70 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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mit silbriger Brokatweste. Etwa pro
Finger ein klotziger Ring!!! Und die schwere goldene Armbanduhr hätte jeden
Straßenräuber zu verbotenem Tun angestachelt.
    „Was? Feuerlöscher? Du brauchst
einen Feuerlöscher?“
    „Schnellstens.“
    „Brennt’s irgendwo?“
    „Im alten Pfarrhaus.“ Klößchen
zeigte mit dem Daumen. „Ist gleich dort.“
    „Das ist kein Pfarrhaus mehr.
Dort werden jetzt faule Schüler gedrillt. Und diese Bälger von Ausländern, die
kein Deutsch können.“
    „Das sind keine Bälger, sondern
Kids wie wir. Dass sie noch nicht gut deutsch reden, ist nicht ihre Schuld —
und im Übrigen nur eine Frage der Zeit. Dafür können die bestimmt besser
Türkisch als Sie, mein Herr. Oder Griechisch. Oder Polnisch. Außerdem brennt’s
trotzdem im alten Pfarrhaus und ich brauche einen Feuerlöscher.“
    Schnabelnase musterte Klößchen.
„Hast du überhaupt Geld bei dir?“
    „Wie bitte?“
    „Vielleicht hätte ich einen
Feuerlöscher. Aber unter 500 gebe ich ihn nicht her.“
    Klößchen dachte, er hätte sich
verhört. „Sie! Ich will ihn nicht kaufen. Ich brauche ihn zum Löschen. Im
Pfarrhaus sind Menschen. Die sind eingeschlossen. Die verbrennen sonst.“
    „Hahah! Das kann jeder
behaupten. Ist wohl ein neuer Trick, was? Ich gebe dir den Feuerlöscher, du
haust ab damit und alles war ein Märchen. Aber darauf falle ich nicht rein.“
    „Es breeeeeeeeennnnnt!“,
brüllte Klößchen und hätte beinahe ,Sie Armleuchter!’ hinzugefügt. Unterließ es
aber. Denn dann hätten sich die Aussichten, das Gerät zu ergattern, sicherlich
auf Null vermindert.
    Stattdessen trat der
Fabrikantensohn einen Schritt zurück, so dass er das Firmenschild über dem
Eingang lesen konnte:
    Antiquitäten-Paradies —
Spezialgeschäft für Porzellan und Fayencen (Tonware) — Inhaber Herbert Kotzbühl
    Himmel!, dachte der
Schoko-Freak, da bin ich ja total an der richtigen beziehungsweise absolut
ungeeigneten Adresse. Der Gauner persönlich ist es. Und ich winsele ihn an wegen
des Feuerlöschgeräts.
    Klößchen schluckte seine
Aufregung hinunter und schlug einen Ton an, den er für gelassen hielt.
    „Sie sind offenbar der Chef vom
Paradies, ja? Tag, Herr Kotzbühl. Ich heiße Willi Sauerlich. Es brennt im
Pfarrhaus. Für die Eingeschlossenen besteht Lebensgefahr. Meine Freunde haben
zwar die Feuerwehr verständigt, aber wir haben keine Sofort-Garantie, was deren
Anrücken betrifft. An einem Tag wie heute brennt’s vielleicht an allen Ecken
der Stadt — und wer will heutzutage noch Feurwehrmann werden? In den heißen
Jobs herrscht Personalmangel. Es hat ja nicht jeder das Glück, mit Antiquitäten
zu handeln. Deshalb ist Selbsthilfe angesagt. Herr Kotzbühl, wir benötigen
dringend ein bis zwei Feuerlöscher.“
    „Wie viel Geld hast du bei
dir?“
    „Siebzehnmark-fünfzig.“
    „Vergiss es! Geh weiter!“
    „Das ist unterlassene
Hilfeleistung!“
    „Klugscheißer! Ich bin mir ganz
sicher, dass du mich nur bestehlen willst.“ Sein fischiger Blick ging links an
Klößchen vorbei und krallte sich böse an einem Zielobjekt fest. „Was ist los?
Was gibt’s da zu glotzen? Hau ab!“
    Klößchen merkte erst jetzt,
dass jemand hinter ihm stand, und wandte sich um.
    Der schwarzhaarige Junge
grinste ihn an. Er mochte 14 sein, war nicht größer als Klößchen, aber
erheblich schlanker und offensichtlich türkischer Herkunft.
    „Ich bin Özcan. Du brauchst
einen Feuerlöscher? Wir haben einen zu Hause. Komm mit! Ist gleich dort.“

13. Karate
hilft immer
     
    Natürlich war abgeschlossen.
Tim hatte nichts anderes erwartet. Ohne Stemmeisen, Dampframme oder professionelles
Einbruchswerkzeug war diese Tür zum Keller nicht aufzukriegen. Trotzdem hatte
Tim auf ein Wunder gehofft und fühlte sich jetzt so enttäuscht, als hätte ihn
sein Schutzengel in einen Hinterhalt gelockt.
    Der TKKG-Häuptling gestattete
sich ein Ausrasten. War ja niemand in der Nähe, der’s sah.
    „Shit!“, brüllte er und landete
einen beinharten Karate-Tritt im Zentrum der Tür.
    Sie erzitterte. Tim spürte den
Rückstoß bis in die Hüfte, aber daran war er schließlich selbst schuld. Später
würde er behaupten, das Haus hätte gebebt, was allerdings als Scherz verstanden
wurde.
    Kein Scherz war, dass im
nächsten Moment etwas klirrte. Und Tim hatte bemerkt: Etwas Blitzendes war
links vor ihm zu Boden gefallen. Dort lag es jetzt. Er bückte sich und traute
seinen Augen nicht. Es war ein Schlüssel, ein flacher,

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