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Frische Spur nach 70 Jahren

Frische Spur nach 70 Jahren

Titel: Frische Spur nach 70 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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stählerner
Sicherheitsschlüssel.
    Ich beiß’ in den Hinterreifen
von meinem Mountainbike, dachte der TKKG-Häuptling, wenn das nicht der
Kellerschlüssel ist.
    Er hob ihn auf und forschte
nach der Herkunft mit einem nach oben gerichteten Blick.
    Und tatsächlich. Der
Metallrahmen, mit dem man hier die Tür irgendwann vor nicht allzu langer Zeit
eingepasst hatte, besaß einen überstehenden Rand. Auf dem hatte der Schlüssel
gelegen. Ein typisches Schlüssel versteck, nicht gerade phantasievoll — aber
gut genug für jeden, der nichts davon weiß. Wer will denn auch in ein altes
Pfarrhaus eindringen, das jetzt zum privaten Lerninstitut umfunktioniert ist?!
    Tim schob den Schlüssel ins
Schloss. Er passte. Na, also!
    Hinter der Tür ein Kellergang.
Türen dort und dort. Tim fand den Lichtschalter. Der Gang wurde hell. Einige
Türen waren mit angeklebtem Schild beschriftet: Heizung — Öltank — Waschküche —
Vorratsraum.
    Den ätzenden Geruch spürte Tim
auch hier, aber nur schwach.
    „Halloooo!“, hob er die Stimme
wie der Retter vom anderen Stern. „Wo sind Sie?“
    „Hier!“, schrie der Mann.
„Hier!“, rief dann eine Frau.
    Es war der dritte Raum rechts.
    Die schwere Eichentür konnte
nur von außen geschlossen werden — nämlich mit einem eisernen Riegel.
    Tim zog ihn beiseite und
öffnete. Verblüfft blickte er in den fensterlosen Raum.
    Die beiden Erwachsenen waren
offenkundig die Pauker: eine rothaarige Frau mit verbiesterter, aber jetzt
erleichterter Miene — und der Mann, ein qualliger Typ mit hochrotem Gesicht. Er
presste die Beine zusammen — gerade mal, dass er nicht eins ums andere schlang.
Für den würde jetzt das WC die Erfüllung aller Wünsche sein.
    Hinter den beiden hatten sich
etwa anderthalb Dutzend Kids aufgereiht: Unterstufen-Alter, mehr Jungs als
Mädchen.
    „Hallo, Leute!“, grinste Tim.
„Wir müssen das Haus durch den Dienstboten-Eingang verlassen. Oben brennt’s
nämlich. Bitte, im geordneten Gänsemarsch. Ich heiße übrigens Tim, eigentlich
Peter Carsten — aber das steht nur im Schülerausweis.“

    „Tritze“, sagte der Mann rasch
und reichte Tim eine feuchte Hand. „Dr. Helmut Tritze. Das ist meine Frau. Wir
wurden überfallen. Zwei Maskierte... aber erst mal raus, ja?“
    Tim ging als Letzter und fühlte
sich für einen Moment wie der Kapitän auf einem sinkenden Schiff.
    Die Kids liefen auffällig still
vor ihm her. Der Schock der Gefangennahme hallte nach. Nur einer versuchte zu
albern und schubste seinen Vordermann.
    Zwei Maskierte!, dachte Tim.
Also doch! B & C-Aktuell? Der Überfall wäre fast wie damals —
jedenfalls würde man im Club-der-Nachahmer die Abweichungen tolerieren. Mal
sehen, wie die Beschreibung der beiden ausfällt. Aber sicherlich sind sie’s.
    Alle hasteten die Steintreppen
hinauf. In der Ferne ertönte Sirenengeheul. Offenbar rückte die Feuerwehr an.
    In diesem Moment fiel Tim auf:
Dr. Helmut Tritze fehlte. Er war ganz vorn gewesen, hatte den Auszug angeführt
und war als Erster in Richtung Freiheit gestolpert.
    „Wo ist denn Ihr Mann?“, wandte
sich Tim an die Frau. Sie lächelte verlegen. „In der Waschküche. Er... er hat
dort was vergessen.“
    Der Junge, der rumgealbert
hatte, rief: „Zum Löschen ist aber die Feuerwehr da.“
    „Du bist ruhig, Jörg!“,
herrschte ihn die Tritze an.
    Die Kids grinsten. Tim verkniff
sich’s. Die Lehrerin behielt ihr säuerliches Lächeln bei und ging einige
Schritte unter die Bäume, zum einen wohl, um sich nach überstandener Gefahr
wieder einzukriegen, zum andern aber, um sich keinem weiteren Spott
auszusetzen.
    Jörg sagte: „Wenn der Tritze
fertig ist, gehe ich in die Waschküche. Muss nämlich auch. Und gleiches Recht
für alle, oder? Ihr könnt ja die Bäume nehmen.“
    Einige Kids staunten Tim an und
wollten wissen, woher er den käme, ob er zu einem anderen Kurs gehöre — aber
der TKKG-Häuptling hielt sich nicht mit Erklärungen auf, sondern ging zu der
Frau.
    „Mich und meine Freunde hat
zwar eine günstige Vorsehung im richtigen Moment hier vorbei geführt, aber
außerdem suchen wir zwei maskierte Kriminelle, die sich wie Bonnie und Clyde
aufführen — falls Ihnen das was sagt. Unsere Täter sind ein Pärchen. Er ist
groß gewachsen, sie klein. Beide tragen Motorradanzüge und grüne Masken. Sie
hat eine Piepsstimme, ist aber trotzdem gefährlich wie eine schwarze Mamba.“
    Frau Tritze hätte gar nicht
mehr „Ja, das sind sie!“ rufen müssen. Miene und aufgerissene

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