Frische Spur nach 70 Jahren
jeden Morgen
um Vergebung Ihrer Sünden beten. Glaubt aber keiner. Kapiert, Schleimbeutel?“
Kotzbühl schluckte. „Ich... was soll... Nein!... Ich... verbitte mir das!“
„Was?“, fragte Tim.
„Ich... worauf wollt ihr
hinaus?“
Karl lachte auf. „Jetzt kommen
wir uns näher. Gleich wird er uns bestechen.“
„Aber wir sind unbestechlich“,
erklärte Gaby. „Natürlich kann man über alles reden. Und unter einer gewissen
Voraussetzung, Jungs, wäre ich sogar dafür, dass wir ihn nicht wegen
unterlassener Hilfeleistung anzeigen. Die ja in diesem Fall gleichzusetzen ist
mit versuchtem Totschlag, wenn man bedenkt, dass 18 Kinder und zwei Erwachsene
in Lebensgefahr waren.“
„Außerdem hat er sich abfällig
geäußert über unsere ausländischen Mitbürger“, knurrte Klößchen.
„Allein dafür“, sagte Tim,
„müsste man ihm einen Elefanten in seinen Porzellanladen schicken.“
„Wir dürfen ihn nicht schonen“,
sagte Karl.
„Auf keinen Fall!“, nickte
Klößchen.
„Der gehört hinter Gitter“,
bekräftigte Tim. „Das musst du einsehen, Pfote. Dein mitleidiges Herz ziert
dich wie dein wundervolles Haar. Aber Kotzbühl ist ein Hehler und
Brandstifter-Freund. Dessen haben wir ihn überführt. Mitleid unangebracht. Wir
sollten gleich Kommissar Frischlinger verständigen.“
Kotzbühl griff in die Tasche.
Tim war sprungbereit. Aber keine Waffe kam zum Vorschein, sondern ein seidenes
Taschentuch. Mit dem tupfte sich der Typ kalten Schweiß von der Stirn. Seine
Tränensäcke bebten.
„Hört auf!“, ächzte er. „Ich
bin nicht blöd. Eure Masche ist uralt. Drei harte Typen wollen mich in die Pfanne
hauen und das sanfte Mädchen ließe mit sich reden. Ich hab’s begriffen. Alles
klar! Spart euch die Show. Sagt mir lieber, was ihr wissen wollt.“
Tim beugte sich ihm entgegen.
„Wir wollen einen Namen und die dazugehörige Adresse. Und zwar alles schön wahrheitsgemäß.
Wenn wir das kriegen, sind wir im nächsten Moment weg. Wenn Ihnen nichts
einfällt, Schleimbeutel, wird’s gleich noch viel ungemütlicher.“
„Was wollt ihr wissen?“
„Wer hat Ihnen ,Lola trabt’
gebracht?“
„Der... äh... er heißt Leo
Schachner.“
„Adresse?“
„Kättler Straße 44.“
„Telefon?“
„7188003.“
„Der arbeitet wohl öfters für
Sie?“
„Wie? Nein! Ich kenne ihn....
nur.“
„Hobby-Einbrecher oder Profi?“
„Woher soll ich das wissen?“
Kotzbühl straffte sich etwas.
Tim spürte: Trotz seines Angstschweißes — der Hehler war nicht bereit, sich um
Kopf und Kragen zu reden. Kotzbühl würde keine weitere Aussage machen, die ihn
belastete.
„Okay. Aber wenn das nicht
stimmt“, der drohende Unterton in Tims Stimme war unüberhörbar, „dann kommen
wir wieder. Und lassen Sie sich nicht einfallen, Schachner telefonisch oder
wie-auch-immer zu warnen. Sie, Mann, wären dann die Baseballkeule, mit der wir
hier das Porzellan zerhauen.“
15. Der
Einbrecher
Sie hielten an der Straßenecke.
Der Tag zeigte jetzt sein Samstag-Frühernachmittag-Gesicht. Die Läden hatten
geschlossen. Aus Richtung Innenstadt ebbte der Autoverkehr ab. Die Menschen
besannen sich auf die Annehmlichkeiten der Freizeit, was Labsal ist für jene,
die schwer arbeiten, Hohn für alle, die keine Arbeit haben und nichts Beonderes
für Rentner und Pensionisten, denn die genießen Freizeit auch von Montag bis
Freitag.
Karl hatte sein Handy
hervorgeholt. Alle schoben eine Kopfseite mit Ohr möglichst dicht ans Gerät.
„7188003“, sagte Tim.
„So habe ich’s mir auch gemerkt“,
nickte Karl.
„Es waren drei Nullen“, meinte
Klößchen.
„Zwei!“, verbesserte ihn Gaby.
Karl hatte die Rufnummer
getippt. Alle horchten.
Nach dem vierten Freizeichen
wurde abgehoben.
„Schachner“, knarrte eine
Männerstimme.
Karl unterbrach die Verbindung.
Der Einbrecher war also zu Hause.
Alle sahen Klößchen an. Der hob
die Schultern.
„Das war ja nun nicht gerade
ein langes Gespräch. Der hat nur seinen Namen rausgequetscht. Wie Grünmaske
Claus klingt er nicht. Aber um das genau zu beurteilen, hätte ich eine längere
Rede gebraucht.“
„Dann noch mal!“, meinte Tim
und nahm Karl das Handy aus der Hand.
Klößchen kam ganz nahe mit dem
linken Ohr. Tim wählte. Wieder meldete sich der Einbrecher.
„Schachner.“
„Tag, Herr Schachner“, sagte
Tim fröhlich. „Hier ist Markus. Könnte ich Lore mal sprechen?!“
„Wen?“
„Lore.“
„Hier gibt’s keine Lore.“
„Aber dort ist
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