Frischluftkur: Roman (German Edition)
Bunten in ihren Terminkalender.
Tina schaltet auf die Sparkassen-Kamera um. Oma Ellerbrock beschwert sich massiv, dass Susi immer noch nicht die Kontonummer ihres Enkels auswendig weiß.
»Sagt mal, hat die nicht eben in die Kamera gezwinkert?«, fragt Tina erstaunt. »Da! Sie macht es schon wieder!«
Die vier Freundinnen sehen, wie Oma Ellerbrock mit einem Auge blinzelt. Verschwörerisch? »Grauer Star«, mutmaßt Hanna. »Meine Schwiegermutter hat da auch ihre Last mit.«
»Wahrscheinlich hast du Recht«, sagt Tina und drückt auf eine Taste auf dem Laptop. »Mal sehen, was sonst noch passiert. Bei Knurres geht gerade ein Pfund gemischtes Hack über die Theke. Gunde Helmrichs, die Fleischereifachverkäuferin, die jeden grüßt, bietet noch ein kleines Nebengeschäft: »Ich hätte da noch ganz junge, zarte Stallhasen. Privat. Könnte ich ihnen heute Abend küchenfertig vorbeibringen«, flüstert sie der Kundin zu.
Die vier klicken sich noch schnell durch die Bilder der Verkehrskameras. Alles friedlich. Hanna ist beruhigt. Aber verglichen mit dem, was man bei den drei anderen Kameras sehen und hören kann – oder könnte –, schneiden Außenkameras auf dem Spannungsbarometer ziemlich schlecht ab. Der Wir-machen-das-Dorf-sicherer- Gedanke gerät ein wenig in den Hintergrund. »Schalt doch noch mal zu Monique«, sagt Hanna so beiläufig wie möglich. Es geht so schnell, als habe Tinas Finger schon über der Taste geschwebt.
Helma, die zweite Vorsitzende der Landfrauen, kommt in den Salon. Sie will eigentlich nur eine Dauerwelle haben, wird aber erst mal von Monique im Rahmen der Ayurveda-Maßnahmen mit Salatöl übergossen. Die Freundinnen amüsieren sich köstlich.
»Vielleicht gehört das doch so?«, fragt Petra.
7. Kapitel:
Romeo & Jule
Freitagabend, 17. Juni
»Ich habe mir schon überlegt, ob ich da anfangen sollte ...«, sagt Tina und streckt kokett ihre nylonbestrumpften Füße von sich.
»Was?«, antwortet Hanna entgeistert. »Im Puff? Du? Als Freudenmädchen? Kommt gar nicht in Frage!«
»Als Bardame. Höchstens als Animiermädchen. Ganz anständig!«, sagt Tina leicht errötend. Doch der Hauch verfliegt so schnell, wie er gekommen ist. »Außerdem: Du hast mir gar nichts zu sagen!«
»So lange du deine Füße unter Hannas Tisch stellst ...«, kichert Petra. Marlies runzelt die Stirn.
Die vier Aktivistinnen der Operation Frischluftkur haben sich aus aktuellem Anlass bei Hanna versammelt und sitzen nun – ohne Schuhe natürlich, die muss man bei Hanna noch vor der Haustür ausziehen – um den gekachelten Couchtisch herum. Marlies dreht nervös an der Kurbel des Tisches. Darauf liegt aufgeschlagen das regionale Wochenblatt Unsere schöne Gemeinde. Darin: eine ganzseitige Anzeige, die zur Eröffnung des neuen, modernen Eros-Centers Puderdöschen einlädt.
»Das ist empörend!«, empört sich Hanna. »Dass man für so etwas ganz offen in der Zeitung Werbung machen darf!«
»Wer da wohl hingeht?«, fragt Petra sich und in die Runde.
»Unsere Männer vielleicht«, vermutet Tina. »Das müssen wir herausfinden!«
Marlies versucht sich vorzustellen, wie so ein Bordell von innen aussieht. Es gelingt ihr nicht so recht; außer ein paar roten Lampen, viel Samt und einer Art Feuerwehrstange fällt ihr nichts ein. Schon allein deshalb würde sie dort gerne mal herumspionieren.
»Und dafür müssen wir in den Laden hinein!«, ergänzt Tina.
»Brrrrrr!« Hanna schüttelt sich.
»Und wie soll das funktionieren?«, fragt Petra.
»Ganz einfach! Guckt mal, hier steht: Flexibles Servicepersonal gesucht. Da ruf ich gleich mal an!« Sie zieht ihr Mobiltelefon aus der Tasche und wählt rasch die angegebene Telefonnummer. Die anderen drei sehen fassungslos zu.
»Ja, hallo, hier ist Chantal. Ich interessiere mich für einen Job bei Ihnen ... Ja, Cocktails mixen kann ich auch. Ich hätte da noch drei Freundinnen, die suchen auch eine Aushilfsbeschäftigung ... Ja, wir kommen. Wann? Morgen, am Tag der Eröffnung? Gerne. Also, bis morgen!« Tina legt auf. »Ja, das klappt«, sagt sie stolz in die Runde.
»Du bist wahnsinnig!«, stöhnt Hanna.
»Also: Seid ihr dabei?«, fragt Tina.
Petra und Marlies nicken stumm. Hanna zögert, bis sie sich endlich zu einer Antwort herablässt: »Ich werde im Auto warten. Irgendjemand muss ja den Fluchtwagen fahren, wenn euch das alles zu viel wird.«
»Und wenn uns nun jemand erkennt?«, fragt Petra.
»Ach was«, wiegelt Tina ab, »daran habe ich gedacht. Wir setzen Masken
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