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Frischluftkur: Roman (German Edition)

Frischluftkur: Roman (German Edition)

Titel: Frischluftkur: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Rick
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ist da die Roooossiiiiii!«, lockt Ben. »Du wirst sehen: Die anderen Mädchen sind noch viel hübscher!«
    »Nie im Leben«, sagt Romeo sofort. Und nach einer kleinen Bedenkpause: »Okay, ich bin dabei.«
    Ben und Marco bleiben noch ein wenig beim Thema Frauen. Marco ist immer noch in Christina verknallt. So ganz rumgekriegt hat er sie noch nicht, selbst als sie allein nachts im Auto waren – Marco hatte sie überredet, ihre merkwürdige Gruftie-Freundin im Schädel stehen zu lassen – wollte sie nur reden und höchstens ein wenig knutschen. Seit der Nacht geht kaum noch was. Christina sagt, der Unfall von diesem Ritschie hätte sie traumatisiert. Trotzdem bleibt Marco dabei: »Christina ist echt eine Traumfrau.«
    »Die? Dass ich nicht lache!«, kontert Ben. »Heidi Klum, das ist eine Traumfrau!« Ben hatte schon immer ein Faible für Unerreichbares. Seitdem er das erste Mal einen Ball Richtung Tor getreten hat, sieht er sich als Weltmeister. »Die hat einfach Klasse!« Ben würde trotzdem nie zugeben, dass er alle Folgen von Germany‘s Next Topmodel gesehen hat.
    Romeo hält sich aus diesem Gespräch raus. Er kann seine Freunde nicht verstehen. Christina, das ist doch noch ein Schulmädchen. Der muss man die Hausaufgaben erklären und sie vor allem beschützen. Weder das eine noch das andere wäre Romeos Fall. Und Heidi Klum? Neeee. Die ist ihm zu sexy. Zu berühmt. Immer so fröhlich. Dieses perlweiße Lachen, diese perfekte Figur. Die ist einfach – alles. Zu sehr alles. Auf Fotos ganz hübsch, nett anzusehen. Aber in echt? Das würde Romeo nicht ertragen.
    Romeo lernt nur selten Frauen kennen. Mag daran liegen, dass er klein, schmächtig und schüchtern ist. Eben kein Mann wie eine Eiche, sondern eher wie ein Grashalm. Bei jeder Gelegenheit knickt er um und gibt nach. Das Leben ist ihm tendenziell zu anstrengend. Dabei ist sein zukünftiger Job als Juniorchef der Salatproduktion gar nicht mal stressig. Nur: Er kann Salat nicht leiden. Diese weichen grünen Blätter, die bei falscher Behandlung sofort schlaff werden, erinnern ihn einfach zu sehr an sich selber. Und das hält er nur schwer aus.
    ***
    »Es ist nicht zum Aushalten«, muffelt Jule ein paar Kilometer entfernt und schmiert missgelaunt Schnittchen für die Eröffnung des Puderdöschens morgen.
    Jule ist optisch das genaue Gegenteil von Romeo: Ihre hundertzwanzig Kilo sind gleichmäßig auf einhundertzweiundsiebzig Zentimeter Körpergröße verteilt. Leider zu gleichmäßig, es fehlen die entsprechenden Kurven. So fällt sie nicht in die Kategorie Rubens-Weib, sondern wirkt eher etwas formlos. Zwischen den Angestellten ihres Vaters fühlt sie sich daher doppelt unwohl. Die Frauen sind in ihren Augen alle wunderschön, ein Anblick, den sie schwer ertragen kann. Außerdem hängen im Puderdöschen überall Spiegel, pompös in verschnörkelten Goldrahmen. Und Jule sieht einfach nicht gerne in Spiegel. »Wird Zeit, dass du unter die Haube kommst, es kann ja nur schlimmer mit dir werden«, höhnt ihr Vater manchmal. Dahinter steckt die ernste Sorge, dass seine Tochter keinen Mann findet. Und wer soll dann mal den Familienbetrieb übernehmen? Das Mädchen allein? Ausgeschlossen! In dem Gewerbe werden Frauen in Führungspositionen – und auch sonst – nicht ernst genommen. Ein reeller Schwiegersohn soll her, einer mit Mumm und Biss. Vater Kappel hat sich da schon einen ausgeguckt. Wenn nur Jule nicht so bockig wäre und Männer generell für »notgeile Säcke« halten würde. Okay, das mag daran liegen, dass sie, seit sie achtzehn ist, in seinen diversen Läden und Etablissements mitarbeitet. Hinter der Bar natürlich, ganz züchtig und unverfänglich, aber nah genug dran, um einen guten Einblick in die Psyche der Kunden zu bekommen. Das war für die Entwicklung ihres Männerbildes nicht gerade vorteilhaft.
    ***
    Am Samstagmittag sitzen Tina, Marlies, Petra und Hanna in Tinas Auto. Sie haben zwei Straßen vom Puderdöschen entfernt geparkt und trauen sich jetzt nicht auszusteigen.
    »Also, ich gehe da sowieso nicht rein«, stellt Hanna noch mal klar. Die anderen zögern und schweigen. Die Parkplätze um sie herum füllen sich. Diverse Männer schlagen die Wagentüren hinter sich zu und sehen sich aufmerksam um, bevor sie den Weg zum Puderdöschen einschlagen. Wer noch keine Sonnenbrille trägt, setzt sich spätestens jetzt eine auf.
    »Was ist eigentlich mit unserer Verkleidung?«, fragt Petra.
    Tina zieht eine große Baumwolltasche mit dem Aufdruck Nicht

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