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Fröhliche Ferien am Meer

Fröhliche Ferien am Meer

Titel: Fröhliche Ferien am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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radikale Gesellschaft hineinziehen. Aber sie war aufregend, und das hatte ich gesucht. Ich hatte so viel verpaßt, weißt du — zu Hause und all das.«
    Er nickte, aber nicht beschämt. Er war sicher, daß sie zu Hause nicht viel Spaß gehabt hatte.
    »Der Mann war der Star von uns allen. Wir sahen uns häufig und mochten uns wirklich sehr gerne. Er kam auch oft in meine Wohnung.«
    Sie machte eine Pause und erinnerte sich an diese Abende am Feuer, an die Argumente, das Gelächter über die altmodischen Ansichten, ihr unruhiges, aufgeregtes Glück. Sie schüttelte diese Gedanken an die Vergangenheit mit einem schnellen Achselzucken ab und erzählte weiter.
    »Vor ungefähr sechs Monaten bat er mich, ihn zu heiraten. Gerade bevor er abreiste, um an einem weiteren Lehrgang in England teilzunehmen. Das hatte ich erwartet. Mädchen merken das, wenn sie nicht gerade ganz dumm sind. Ich hatte mir schon zurechtgelegt, was ich sagen würde. Ich war nicht scharf auf die Ehe. Davon hatte ich zu Hause genug gesehen.«
    Diesmal zuckte er zusammen, fragte aber ruhig: »Was wolltest du denn?«
    »Alles, worüber wir gesprochen hatten — Liebe, aber auch Freiheit. Kein Zusammenleben in demselben Haus, wo man sich erst langweilt und schließlich haßt wie du und Mutter. So sagte ich, als er mich bat, ihn zu heiraten, daß ich zwar in ihn verliebt sei, aber nichts von der Ehe hielte. Aber wenn er wollte, würde ich schon morgen mit ihm zusammenleben.«
    Standish merkte, daß seine Hand, die die Angel hielt, leicht zitterte. Er drückte sie gegen den Bootsrand. »Und er?« Seine Stimme war etwas lauter, als er es gewollt hatte.
    Sie antwortete langsam und schmerzlich: »Wir waren in seiner Wohnung, tranken etwas. Er lachte und sagte: >Da hast du Glück gehabt, meine Liebe. Ich wußte, daß du das sagen würdest. Ich kenne dich in- und auswendig. Mit der Ehe wird es also nichts. Aber — warum morgen? Warum nicht heute nacht?< Dann hob er sein Glas und sagte: >Jetzt ist heute nacht.<
    Ein Schweigen entstand. Standish dachte mürrisch bei sich selbst, daß jene Narren doch recht hatten, die behaupteten, daß Gottes Mühlen langsam mahlen. Aber er sah mit völlig ausdruckslosem Gesicht geradeaus, und jetzt begann sie wieder zu sprechen.
    »Als er das sagte, geschah etwas in mir. Ich weiß nicht, was es war. Ich war nicht beleidigt, weil er mich gebeten hatte, seine Geliebte zu werden. Ich hatte es ihm ohnehin angeboten, und ich bin keine Puritanerin. Aber ich war wütend. Zum Teil auf ihn und zum Teil auf mich selbst, was die ganze Sache noch schlimmer machte. Ich sah plötzlich sonnenklar, daß alles Schwindel gewesen war. Es war alles gespielt gewesen. Ich hatte gehofft, er würde stolz sagen: >Nein, mein Liebling. Heirat oder nichts<, und dann wäre ich in seine Arme gestürzt. Statt dessen war ich in meine eigene Falle gegangen. Ich war nur ein dummes Schulmädchen gewesen, hatte versucht, besonders klug zu sein, und damit hatte er gerechnet — er hatte damit gerechnet, mich nicht heiraten zu müssen.«
    Standish sagte langsam: »Und dann?«
    »Dann sagte ich: >Du gemeiner Kerl< und stürzte aus der Wohnung. Ich schlug sogar die Tür hinter mir zu. Ein ziemlich kläglicher Abgang nach allem, was ich gesagt hatte. Und das ist alles. Natürlich versuchte er, es wiedergutzumachen. Wir hatten einen albernen Streit, aber kurz darauf reiste er nach England. Ich blieb weiter mit den anderen zusammen, weil ich mir nichts anmerken lassen wollte, aber ich hatte es ziemlich satt. Ich weiß nicht, ob er aus England zurück ist, und es ist mir auch egal.«
    Standish war erstaunt und etwas belustigt über die Erleichterung, die plötzlich in ihm aufstieg. Er empfand flüchtiges Mitleid für den armen Narren von einem Mann, aber er empfand auch Ärger. Dann fragte er sich selbst, warum. Der Mann hatte nichts getan, was gegen die eigenen Gesetze der Standishs verstieß. Die Sache war nur, er hatte es Angela angetan, und das veränderte alles.
    Er lehnte sich zu ihr hinüber und streichelte hastig ihre Hand. »Na ja, das ist vorbei. Vergiß es.«
    »Das will ich auch. Aber ich gebe die Universität auf. Ich habe das alles satt, und es wäre mir nicht gleichgültig, ihn die ganze Zeit zu sehen. So zäh bin ich nicht. Man fühlt sich leicht gedemütigt.«
    Diese Worte versetzten ihn in ihre Kindheit zurück. Sie war zehn Jahre alt, und er fand sie bitterlich weinend. Er hatte sie in seine Arme genommen, und sie flüsterte: »Ich habe gehört, wie

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