Fröhliche Ferien am Meer
daß sie viel versäumt hat, und sie fürchtet sich, noch mehr zu verpassen.«
In diesem Augenblick kam Freddie auf sie zu. »Das ist ein herrliches Boot, aber ich bin froh, daß du einen Motor hast. Ich würde mich nicht gerne auf den Wind verlassen. Wirst du viel mit uns hinausfahren? Nur der Schlaftrakt ist etwas klein. Du mußt dich schon gut mit deinem Passagier verstehen, wenn du so nahe mit ihm zusammen schläfst, nicht wahr?«
Miss Lorimer, die alles über Maxwell wußte und gewisse Vorstellungen von seinen Passagieren hatte, errötete leicht und sah düster aufs Meer hinaus, aber er sagte ungerührt: »Ich suche mir immer einen netten Passagier aus, und ich kam bisher mit jedem gut aus. Will Angela dir nicht den Kompaß zeigen?«
Auch Angela wußte von diesen Passagieren. Als sie zum erstenmal davon erfuhr, war es ein Schock für sie gewesen, aber in letzter Zeit war es ihr gelungen, nicht daran zu denken. Mit Max konnte man nur seine Freude haben; man durfte nicht über ihn urteilen.
Die zwei älteren Standishs vertraten ohne große Schwierigkeiten denselben Standpunkt, denn sie hatten sich nie sehr viel aus ihrem Vater gemacht. Er war ein fröhlicher, wenn auch egoistischer Kamerad und würde ein angenehmer Zuwachs zu ihrer Feriengesellschaft sein — aber nicht mehr.
Als Angela an diesem Abend das Zimmer ihrer jüngeren Schwester betrat, fand sie eine Gestalt in einem altmodischen blauen Samtgewand, die vor dem Spiegel einherstolzierte.
»Freddie!« keuchte sie im ersten Augenblick bestürzt. »Oh, das ist dieses Kleid von Mutter. Wie kamst du nur darauf, es anzuziehen?«
Ihre Schwester sah etwas verlegen aus. »Warum nicht? Mutter ist nicht tot oder so etwas, und alle sagen immer: >Das genaue Ebenbild<; also wollte ich natürlich sehen, wie das Ebenbild aussieht. Ich wünschte, es gäbe einen Maskenball. Dann würde ich als >die Dame in Blau< gehen.«
»Aber es wird keinen geben. Nicht in Tainui und nicht im Hochsommer. Außerdem dürftest du das Kleid nicht anziehen, da viele Leute es erkennen könnten. Und Max wäre es wahrscheinlich auch nicht recht.«
»Du weißt ganz genau, daß es ihm nichts ausmachen würde. Er würde nur lachen. Hast du gesehen, was ich mit meinen Haaren gemacht habe? Ich habe sie so frisiert, wie Mutter sie auf dem Foto an der Wand trägt. Es ist auch dasselbe Kleid.«
»Zieh es aus! Es macht mich ganz nervös, wenn ich daran denke, daß einer von den anderen hereinkommen könnte.«
Freddie faltete es zusammen und legte es in den Schrank zurück, wobei sie obenhin bemerkte: »Vater und Miss Lorimer müssen sich sehr gut gekannt haben. Hast du bemerkt, wie er sie küßte?«
Irgend etwas in ihrer Stimme ärgerte Angela, die nun lebhaft sagte: »Bemerkt? Ich nehme an, daß jeder in der Halle es gesehen hat.«
»Das ist noch gar nichts. Max würde sich durch ganz Tainui küssen, wenn er dazu aufgelegt wäre.«
»Trotzdem, er war ganz verändert, als er sie sah. Irgendwie meine ich, Angela...«
»Ich aber nicht. Du meinst immer, und es kommt nie etwas dabei heraus.«
»Ich hasse es, wenn du die Überlegene spielst, nur weil du auf der Universität warst. Ich habe dir schon einmal gesagt, daß ich sehr viel Intuition besitze. Du erinnerst dich, daß ich sofort wußte, daß etwas zwischen Shelagh und Robert nicht stimmt. Jetzt hör mal zu: Ist auch nur ein einziger Brief oder eine Postkarte angekommen?«
»Ich weiß es wirklich nicht. Ich schnüffle nicht in der Post anderer Leute herum.«
»Wie eingebildet du bist!« Trotzdem ist es sehr komisch. Und sie wechselt immer das Thema, wenn wir von ihm sprechen.«
»Shelagh hat nie viel geredet, besonders nicht über jemanden, den sie gern mochte.«
»Da steckt aber mehr dahinter. Ich glaube, er hat etwas verbrochen. Unterschlagen oder gefälscht oder was man sonst macht. Ich nehme an, er ist im Gefängnis.«
Angela brach in Gelächter aus.
»Der tugendhafte Robert! Meine Liebe, du redest wie jemand in einem Kriminalfilm.«
»Vielleicht befinden wir uns in einem, oder vielleicht ist Robert verschwunden. Wie dem auch sei, wir wollen versuchen, Shelagh aufzumuntern. Ein anderer Mann wäre die beste Heilung.«
»Großartig. Dann mußt du einen finden.«
»Wir haben doch Nick. Natürlich möchte ich ihn nicht verlieren, aber er ist so lustig, daß er ihr bestimmt guttun wird.«
»Zu jung und nicht ihr Typ. Wie wäre es mit Dr. Blake?«
Das war ein geschickter Vorstoß, und Freddie wurde rot. » O nein, viel zu ernst
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