Fröhliche Ferien am Meer
gehalten hätte, wäre er ihr zur Seite gestanden und sie wäre den verdammten jungen Mann losgeworden. Statt dessen unterhielt er sich jetzt mit Shelagh und vergaß offensichtlich alles andere.
Vielleicht, dachte sie traurig, hatte Angela recht gehabt, und Jonathan war wirklich die Abwechslung, die ihre Schwester brauchte. Sie schienen gute Freunde geworden zu sein. Sie schluckte krampfhaft; eifersüchtige Menschen waren gräßlich, und vielleicht hatte er sie auf dem hangi gar nicht so gerne gemocht. Er war hilfsbereit, und sie hatte in der Klemme gesessen.
Sie mußte zufrieden sein, dachte sie heldenhaft, ihn um Shelaghs Glück willen aufzugeben. Um dies zu beweisen, war sie den ganzen Abend mit Jim sehr fröhlich und ziemlich albern und weinte sich dann in den Schlaf.
Es war erstaunlich, dachte Angela, wie schnell und leicht Anna Lorimer eine der ihren geworden war. Das kam zum einen durch ihre angenehme Art, zum anderen durch die alte Freundschaft mit Max. Er zog sich häufig auf ihre Veranda zurück, um zu rauchen und zu lesen, während Anna hastig und sehr schlecht am Tisch daneben tippte.
»Sie hilft mir, meine Jugend noch einmal zu erleben«, sagte er ihnen. »Mit euch jungen Dingern fühlt sich ein alter Kauz wie ich noch älter. Aber Anna und ich sind mehr oder weniger Altersgenossen.«
Eines Nachmittags schlüpfte Angela durch die Hecke, wo das Loch von Nick bequem vergrößert worden war, und entdeckte einen fremden Mann, der im Garten umherspazierte und sich völlig heimisch zu fühlen schien. Das mußte Annas zweiter Neffe, Stephen, sein. Angela beobachtete ihn eine Weile, bevor er sie sah.
Er war nicht rothaarig wie Nick und hatte auch nicht dessen fröhliche Unbefangenheit. Er war größer, mit mächtigen Schultern, braunen Haaren und hagerer Figur, und seine blauen Augen waren von jenen ansprechenden Fältchen umgeben, die entstehen, wenn man oft in weite Fernen sieht. Freddie hätte ihn sehr aufregend gefunden, aber er sah verläßlich und solide aus.
Er drehte sich um und erblickte ein zierliches dunkles Mädchen mit tiefliegenden, ausdrucksvollen Augen, die an ein kleines Äffchen erinnerten, mit einem breiten, ernsten Mund und dunklem Haar, das sich in einer natürlichen Welle an ihren Kopf schmiegte. Eine der Standish-Schwestern, dachte er — nicht die Hübsche mit dem goldenen Haar, und nicht die Jüngste, die eine Schönheit war. Das mußte die Mittlere sein. Anna hatte nicht viel von ihr erzählt, außer daß sie sie am liebsten mochte.
Sie lächelte offen und freundlich. »Guten Tag. Ich schleiche mich hier widerrechtlich ein, aber das tue ich oft. Sie müssen Stephen sein. Ich bin Angela Standish. Ja, Angela — grausam für jemanden, der so kohlrabenschwarz ist wie ich, aber Mutter ging ziemlich willkürlich mit Namen um. Warten Sie nur, bis Sie Shelagh sehen; sie ist so blond, wie man nur sein kann.«
»Wie unangenehm! Wie ist es mit Ihrer jüngsten Schwester? Hat sie auch Pech gehabt?«
»Ja, schrecklich; es war so schlimm, daß sie es nicht mehr ertragen konnte. Niemand darf ihren ersten Vornamen erfahren. Sie hat sich für Fredericka entschieden, und alle nennen sie Freddie.«
»Freddie ist nicht schlecht. Kommen Sie herein. Anna macht Tee.«
Es war eine angenehme kleine Gesellschaft. Das lag nicht zuletzt an Stephen. Er glänzte nicht in der Unterhaltung, aber man spürte, daß er sich für einen interessierte, daß das, was man sagte, wichtig war. Er war ein guter Zuhörer und würde phantastisch zu Freddie passen, dachte Angela innerlich lachend, als sie den Weg zurückging. »Freu dich, Freddie! Noch ein Mann am Horizont. Stephen ist angekommen.«
Bill machte ein mürrisches Gesicht. »Hoffen wir, daß er besser ist als Masters.«
Freddie brauste auf. »Wie du darauf herumreitest! Was du möchtest, ist natürlich ein Harem.«
»Und du möchtest, daß dir jeder Mann in Tainui nachläuft.«
»Wie du wieder übertreibst! Bei deiner Arbeit ist das bestimmt nicht gut. Ich meine, ein Buchhalter sollte sehr genau sein. Stell dir nur vor, wenn du Tausende von Pfund sagst statt Hunderte!«
Dinah lachte, und das machte Bill plötzlich noch wütender. Er sagte: »Ich glaube, du kannst nicht glücklich sein, wenn dich nicht irgendein Mann anbetet. Du bist ganz anders als Shelagh und Angela. Ich weiß wirklich nicht, wo du das her hast.«
»Natürlich von Mutter«, antwortete sie ruhig. »Sie ist schrecklich eitel, und einer von uns mußte ja wie sie werden.«
Er lachte
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