Fröhliche Ferien am Meer
bekommen. Ich gewinne direkt mein Selbstbewußtsein zurück. Sie hat mit einem kleinen Scheusal getanzt — aber er hat ihr Pralinen geschenkt und besitzt ein Boot.«
»Lassen Sie ihr etwas Zeit, um zu sich selbst zu finden. Aber was ist denn jetzt mit ihr passiert?«
Freddie hatte als Mittelpunkt einer fröhlichen Gruppe an der Tür gestanden. Ganz plötzlich hielt sie in der Unterhaltung inne und starrte mit weit aufgerissenen Augen einen Mann an, der gerade hereinkam. Angela konnte nicht sehen, wer es war, aber sie hörte, wie ihre Schwester aus vollem Halse rief: »Du? Oh du lieber Himmel! Wie ist das bloß möglich? Angela, komm schnell, er ist da!«
Die Menge löste sich auf, als sie blindlings auf die Tür losstürzte. Angela sprang auf, über das ganze Gesicht strahlend, aber zwischen ihr und der Tür befand sich die Menschenmenge, und sie konnte den Neuankömmling nicht sehen. War es möglich? Hatte ihr Brief ihn erreicht? Aber würde er hierher zurückkommen?
Jetzt gingen sie durch die Halle. Ein großartiges Paar. Freddie und ein hochgewachsener älterer Herr, blond, gebräunt und sehr gut aussehend, mit einer sportlichen Figur und an den Schläfen ergrautem, aber noch vollem Haar. Angela tat zwei Schritte vorwärts und sagte: »Max! O Max!«
Standish hatte sich nie an die Vorschriften der Gesellschaft gehalten, nicht einmal in der Stadt; in Tainui ignorierte er ihre Existenz völlig. Er umarmte seine kleine Tochter liebevoll und erblickte dann Anna Lorimer. Er machte zwei lange Schritte auf sie zu und sagte mit seiner angenehmen Stimme: »Guten Tag Anna, meine Liebe. Wie viele Jahre das her ist! Ich hatte die Absicht, dich zu besuchen. Dann kam der Brief von diesem Mädchen, und ich dachte, ich würde zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen... Du lieber Himmel, wie herrlich, dich wiederzusehen.«
Und dann bedachte er die literarische Jungfrau mit >einem schmatzenden Kuß<, wie Freddie es später nannte. Die Zuschauer hielten voller Erregung den Atem an, aber Miss Lorimer nahm die ihr erwiesene Aufmerksamkeit völlig ruhig entgegen und sagte nur: »Ja, Max, das ist wirklich ein Familientreffen. Ich freue mich, daß du auf deine Figur aufgepaßt hast.«
In diesem Augenblick lenkte das Orchester — ein Klavier, eine Geige und ein Cello — die glotzenden Augen von dieser überraschenden Szene ab und begann laut und rhythmisch einen Two-Step zu spielen.
6
Am nächsten Morgen schwamm die Angel fröhlich im Hafen; offensichtlich hatte ihr die Überlandreise nichts ausgemacht. Die Familie Standish mit Nick und Anna erforschten das Schiff. Standish war höchst zufrieden mit sich selbst. Er hatte viele Unannehmlichkeiten auf sich genommen, um bei dem Familientreffen zugegen zu sein — er hatte sogar die Gesellschaft einer attraktiven Blondine dafür geopfert. »Interessant, sich als Vater zu fühlen«, bemerkte er zu Miss Lorimer.
»Da bin ich sicher. Du wirst deine Rolle sehr gut spielen, vorausgesetzt, daß es nur für kurze Zeit ist.«
»Angela freut sich jedenfalls.«
»Ungeheuer. Sie liebt dich sehr, viel mehr als du verdienst.«
»Ein netter Mensch, Angela; die beste von allen, wenn auch nicht äußerlich.«
»Ein sehr netter Mensch. An normalen Maßstäben gemessen ist sie auch hübsch. Dem Vergleich mit den Schönheiten in deiner Familie kann sie natürlich nicht standhalten. Im Augenblick ist sie jedoch ziemlich traurig.«
Er sah sie scharf an. »Traurig? Was ist mit Angela los?«
»Ich weiß es nicht, aber irgend etwas hat ihr einen Schlag versetzt. Sie ist ja gesund und wird darüber hinwegkommen. Sie wird wohl daran gewöhnt sein. Ihre Kindheit kann nicht glücklich gewesen sein. Einige Männer hätten es um ihretwillen ausgehalten.«
»Du bist noch immer hart. Halte es mir zugute, daß ich es viele Jahre ausgehalten habe. Es ging nicht, Anna. Ich konnte das Eheleben eben nicht mehr ertragen.«
»Ich vermute, daß viele Menschen so empfinden, aber sie halten aus.«
»Ich war nie ein Heiliger. Und außerdem, wer hat darunter gelitten? Der Familie geht es gut. Meine Kinder blühen auf, insbesondere die Jüngste. Ich hätte nie gedacht, daß aus ihr eine solche Schönheit werden würde. Es ist natürlich bedauerlich, daß sie ihrer Mutter so sehr ähnelt, aber ich glaube, sie hat ein Herz. Ihr liegt die ganze Welt zu Füßen, nicht wahr?«
»Meinst du? Mir scheint sie eher bemitleidenswert — sie ist verzweifelt hinter dem Vergnügen her, weil sie unsicher ist. Sie weiß,
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