Fröhliche Ferien am Meer
rot. » O nein, viel zu ernst und
gut und eigentlich fast wie Robert. Nick ist da besser. Ich will versuchen, sie
zusammenzubringen.«
Angela sagte nur: »Liebe kleine
ahnungslose Schwester, geh ein bißchen spazieren, damit du einen kühlen Kopf
bekommst«, aber als Freddie gegangen war, starrte sie das alte Foto von Alicia
an der Wand an. Sie sah sehr schön aus, aber ihr Gesicht war leer. Weder Freude
noch Schmerz hatten es gezeichnet. Angela wandte sich langsam ab und dachte bei
sich: Du hast mit achtzehn geheiratet. Freddie ist auf dem besten Weg, sich in
ihn zu verlieben. Wird er wie Max sein? Sie ist viel, viel zu jung — und genau
das warst du auch.
Ihr Gesicht war ernst, als sie
das Zimmer verließ.
Zwei Tage später sagte Shelagh
zu ihren Geschwistern: »Heute nachmittag soll Dinah Morice ankommen. Will nicht
irgend jemand im Haus bleiben?«
Freddie schüttelte den Kopf.
»Ich nicht. Sie ist Bills Freundin, nicht meine. Ich gehe zu den Felsen mit
Nick und Jonathan auf Krabbenfang.«
»Wäre es nicht nett...?« begann
Shelagh, aber Freddie gab nicht nach.
»Nein, kein bißchen. Bill würde
es auch nicht für mich tun. Warum sollen wir uns plötzlich als Familie geben,
nur weil seine Dinah auftaucht? Eigentlich wäre es auch nicht ganz ehrlich.«
Angela lachte. Freddie ging
immer gleich zum Angriff über. Aber sie sagte: »Tut mir leid, aber ich gehe mit
Max fischen.
Schließlich sind zwei von uns
auch genug. Es ist unnütz, ihr gleich als geballte Familie gegenüberzutreten.«
Freddie rief ohne
Gewissensbisse noch vom Garten her: »Viel Spaß — ich gehe jetzt.«
Aber wenige Stunden später war
der Spaß danebengegangen. Jonathan war schuld daran. Freddie war fest
überzeugt, daß sie richtig vorging. >Wenn du willst, daß sich ein Mann in
dich verliebt<, hatte eine ihrer erfahrensten Freundinnen ihr gesagt,
>dann vergib dir nie etwas. Am besten ist es, mit einem anderen zu
flirten.< Und das tat Freddie, von Nick liebenswürdig unterstützt. Aber es
schlug fehl, denn Jonathan schien das überhaupt nichts auszumachen. Er saß
friedlich rauchend und lesend auf einem Felsen und nahm überhaupt keine Notiz
von dem ganzen Unsinn, der sich unter dem Deckmantel eines Krabbenfangs
vollzog. Es war enttäuschend, und Freddie stellte erstaunt fest, daß seine
Gleichgültigkeit sie ärgerte.
Angela hingegen verbrachte
einen völlig friedlichen und harmonischen Nachmittag auf dem Segelboot ihres
Vaters. Das Fischen war nicht sehr amüsant, aber sie war glücklich, mit Max zum
erstenmal allein zu sein. Man hatte sich so viel zu sagen wie immer, aber
irgendwie war es schwierig, das Gespräch zu beginnen.
Standish war sich ihres
Schweigens voll bewußt. Vor einem Jahr hätte sie fröhlich geplaudert und
gelacht, hätte es nicht abwarten können, ihm alles mögliche anzuvertrauen. »Sie
ist traurig«, hatte Anna gesagt, und die Worte hatten ihn bekümmert. Denn von
all seinen Kindern liebte er nur diese Tochter wirklich. Plötzlich faßte er
einen Entschluß, wandte sich zu ihr um und fragte: »Was ist mit dir nicht in
Ordnung, Angela? Irgend etwas ist doch nicht in Ordnung! Willst du mir’s erzählen?«
Das war ein Zitat von vor
vielen Jahren, als sie mit allen Sorgen ihrer stürmischen Kindheit zu ihm
gestürzt war und immer hatte >erzählen wollen<. Würde sie es jetzt
wollen, oder war das alles vorbei? Er beobachtete sie mit einer Unruhe, die er
sorgfältig zu verbergen suchte.
Einen Augenblick herrschte
Schweigen, und dann sagte sie langsam: »Ja, ich möchte es erzählen, aber nur
dir.«
Er fühlte sich geschmeichelt
und ungeheuer erleichtert, aber er sagte nur: »Dann schieß los.«
»Es ist eine dumme Geschichte.
Ein Mädchen versucht, besonders klug zu sein und verliert den Boden unter den
Füßen. Eine Liebesgeschichte geht schief. Der übliche Blödsinn. Vor sechs
Monaten habe ich geglaubt, mein Herz wäre gebrochen. Jetzt scheint es aber
erschreckend schnell zu heilen.«
»Gut. Das war es also. Ich habe
kein Verständnis für gebrochene Herzen. Das paßt überhaupt nicht zu dir.«
»Das war ja die Schwierigkeit.
Das paßte alles nicht zu mir. Es ist ziemlich hart, zu entdecken, daß man nicht
so zäh ist, wie man gedacht hat. Die Geschichte ist nicht lang. Du kennst die Kreise,
in denen ich an der Universität verkehrte? Es sind nicht die besten. Es gibt
viele andere Verbindungen, aber diese schienen meinen Wünschen am meisten
entgegenzukommen. Es war so anders — so ausgefallen. So ließ
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