Fröhliche Ferien am Meer
werden.«
Er lachte widerwillig und
fragte sich ärgerlich, was man darauf wohl antworten konnte.
Als Freddie und Angela allein waren,
sagte die ältere Schwester sanft: »Findest du nicht, daß du ein bißchen
übertreibst? Ich weiß, wir haben alle geflirtet, als wir gerade aus der Schule
kamen. Aber wirklich, dieser schreckliche kleine Masters...!«
Zu ihrem Erstaunen und ihrer
Bestürzung traten Freddie die Tränen in die Augen. »Es ist ja alles gut und
schön, aber ich muß doch irgend jemanden haben. Er verehrt mich, und er ist der
einzige, der das tut. Eigentlich der einzige Junge, der das je getan hat.«
Diese ehrliche und rührend
einfache Feststellung entwaffnete Angela. Wäre Jim nur nicht ein so gräßlicher
Mensch gewesen! Am schlimmsten benahm er sich in der Standish-Familie, denn
dort fühlte er sich unterlegen, gab deshalb an und protzte unglaublich. Es war
alles sehr unangenehm; nicht zuletzt auch Freddies offensichtliche Versuche,
ihn gegen den selbstsicheren Jonathan auszuspielen. Das wirkte so kindisch, und
Blake war eindeutig ein Mann von Welt. Angela fürchtete, man könnte ihre
jüngere Schwester verletzen, und zu ihrer eigenen Überraschung entdeckte sie,
daß ihr das Sorgen machte. Was war mit dem berühmten Gleichmut der Standishs
geschehen?
Und, Spaß beiseite, war es
möglich, daß sich Jonathan wirklich von Shelaghs Ruhe angezogen fühlte, ihrer
Zurückhaltung und ihrer Würde, die so ganz von dem Temperament ihrer Schwestern
abwichen?
Am nächsten Tag, als sich die
ganze Gesellschaft zum Picknick an den Ozeanstrand begeben hatte, schien sich
diese Vermutung zu bestätigen.
Es herrschte wilde Brandung,
typisch für die Westküste, die vom Hafen durch hohe Sanddünen getrennt war. Die
Straße erstreckte sich nur über einen Teil ihres Weges, den Rest mußten sie zu
Fuß zurücklegen und ihre Körbe tragen.
Es war sehr heiß, und alle
hatten sich erschöpft in die Fluten gestürzt. Aber nun saßen Dr. Blake und
Shelagh am Strand, beobachteten die anderen und sprachen dann und wann
miteinander. Freddie erregte mit den einmaligen Kunststücken, die sie in der
Brandung vollführte, großes Aufsehen, ebenso wie der gräßliche Jim mit seiner
albernen Verliebtheit. Shelagh brach das kameradschaftliche Schweigen, um zu
bemerken: »In solchen Sachen ist Freddie phantastisch. Der Sport scheint ihr zu
liegen.«
»Ja. Will sie es beruflich
verwerten?«
»Ich glaube schon. Vater sagt,
sie könnte nach Sydney gehen.«
Er nickte schläfrig. »Für Sport
findet man immer Verwendung.« Niemand, der sein ausdrucksloses Gesicht
betrachtete, hätte erraten, daß er zu sich selbst sagte: >Sie wird nicht
gehen, wenn ich es verhindern kann.<
Anna saß unter einem
weitausladenden Puriribaum mit Standish an ihrer
Seite. Nicht weit davon entfernt räkelten sich Angela und Stephen träge. Anna
beobachtete die Schwimmer. Mußte Nick wirklich Dinah so sehr mit dem Surfbrett
helfen? Sie erinnerte sich an ihre Unterhaltung vom Abend zuvor und lächelte.
Nick hatte gesagt: »Dinah ist ein sehr nettes Mädchen, aber sie ist schrecklich
schüchtern. Sie muß erst geweckt werden.«
Sie hatte streng geantwortet:
»Aber nicht von dir. Sie ist Bills Freundin.«
»Bill ist schrecklich
unhöflich. Er ist nicht an Konkurrenz gewöhnt.«
Sie hatte versucht,
mißbilligend dreinzusehen. »Du hast also vor, für Konkurrenz zu sorgen?« Aber
sie hatte natürlich gelacht, denn sie wußte, daß sie bei Nick überhaupt keine
Angst zu haben brauchte. Er neigte mehr zu leichten, netten Flirts als irgendein
anderer Mann, den sie kannte, aber er würde niemals ernsthaft jemanden
verletzen. Trotzdem wollte sie nicht, daß ihre Neffen diese Gesellschaft
durcheinanderbrachten.
Stephen jedenfalls machte in
dieser Richtung keinerlei Anstrengungen, und unlogischerweise störte sie das an ihm. Warum war er bei Mädchen immer so langsam? Jetzt saß er
neben Angela, schien ihre attraktive Figur im dunkelroten Badeanzug überhaupt
nicht zu bemerken, und Angela döste vor sich hin. Miss Lorimer war auf beide
böse.
In Wirklichkeit war Stephen
hellwach. Er dachte, daß dieses Mädchen eine gute Reiterin abgeben würde — sie
hatte kräftige, feste Hände, sicherlich auch viel Mut und ein gutes
Gleichgewicht. Als könne sie seine Gedanken lesen, öffnete sie plötzlich die
Augen und sagte: »Wäre dieser Strand nicht herrlich zum Reiten? Ein wunderbarer
harter Sand; die Pferde würden der Brandung ausweichen und vor
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