Fröhliche Ferien am Meer
ich mich in eine
ziemlich radikale Gesellschaft hineinziehen. Aber sie war aufregend, und das
hatte ich gesucht. Ich hatte so viel verpaßt, weißt du — zu Hause und all das.«
Er nickte, aber nicht beschämt.
Er war sicher, daß sie zu Hause nicht viel Spaß gehabt hatte.
»Der Mann war der Star von uns
allen. Wir sahen uns häufig und mochten uns wirklich sehr gerne. Er kam auch
oft in meine Wohnung.«
Sie machte eine Pause und
erinnerte sich an diese Abende am Feuer, an die Argumente, das Gelächter über
die altmodischen Ansichten, ihr unruhiges, aufgeregtes Glück. Sie schüttelte
diese Gedanken an die Vergangenheit mit einem schnellen Achselzucken ab und
erzählte weiter.
»Vor ungefähr sechs Monaten bat
er mich, ihn zu heiraten. Gerade bevor er abreiste, um an einem weiteren
Lehrgang in England teilzunehmen. Das hatte ich erwartet. Mädchen merken das,
wenn sie nicht gerade ganz dumm sind. Ich hatte mir schon zurechtgelegt, was
ich sagen würde. Ich war nicht scharf auf die Ehe. Davon hatte ich zu Hause
genug gesehen.«
Diesmal zuckte er zusammen,
fragte aber ruhig: »Was wolltest du denn?«
»Alles, worüber wir gesprochen
hatten — Liebe, aber auch Freiheit. Kein Zusammenleben in demselben Haus, wo
man sich erst langweilt und schließlich haßt wie du und Mutter. So sagte ich,
als er mich bat, ihn zu heiraten, daß ich zwar in ihn verliebt sei, aber nichts
von der Ehe hielte. Aber wenn er wollte, würde ich schon morgen mit ihm
zusammenleben.«
Standish merkte, daß seine
Hand, die die Angel hielt, leicht zitterte. Er drückte sie gegen den Bootsrand.
»Und er?« Seine Stimme war etwas lauter, als er es gewollt hatte.
Sie antwortete langsam und
schmerzlich: »Wir waren in seiner Wohnung, tranken etwas. Er lachte und sagte:
>Da hast du Glück gehabt, meine Liebe. Ich wußte, daß du das sagen würdest.
Ich kenne dich in- und auswendig. Mit der Ehe wird es also nichts. Aber — warum
morgen? Warum nicht heute nacht?< Dann hob er sein Glas und sagte: >Jetzt
ist heute nacht.<
Ein Schweigen entstand. Standish dachte mürrisch bei sich selbst, daß jene Narren
doch recht hatten, die behaupteten, daß Gottes Mühlen langsam mahlen. Aber er
sah mit völlig ausdruckslosem Gesicht geradeaus, und jetzt begann sie wieder zu
sprechen.
»Als er das sagte, geschah
etwas in mir. Ich weiß nicht, was es war. Ich war nicht beleidigt, weil er mich
gebeten hatte, seine Geliebte zu werden. Ich hatte es ihm ohnehin angeboten,
und ich bin keine Puritanerin. Aber ich war wütend. Zum Teil auf ihn und zum
Teil auf mich selbst, was die ganze Sache noch schlimmer machte. Ich sah
plötzlich sonnenklar, daß alles Schwindel gewesen war. Es war alles gespielt
gewesen. Ich hatte gehofft, er würde stolz sagen: >Nein, mein Liebling.
Heirat oder nichts<, und dann wäre ich in seine Arme gestürzt. Statt dessen
war ich in meine eigene Falle gegangen. Ich war nur ein dummes Schulmädchen
gewesen, hatte versucht, besonders klug zu sein, und damit hatte er gerechnet —
er hatte damit gerechnet, mich nicht heiraten zu müssen.«
Standish sagte langsam: »Und
dann?«
»Dann sagte ich: >Du
gemeiner Kerl< und stürzte aus der Wohnung. Ich schlug sogar die Tür hinter
mir zu. Ein ziemlich kläglicher Abgang nach allem, was ich gesagt hatte. Und
das ist alles. Natürlich versuchte er, es wiedergutzumachen. Wir hatten einen
albernen Streit, aber kurz darauf reiste er nach England. Ich blieb weiter mit
den anderen zusammen, weil ich mir nichts anmerken lassen wollte, aber ich
hatte es ziemlich satt. Ich weiß nicht, ob er aus England zurück ist, und es
ist mir auch egal.«
Standish war erstaunt und etwas
belustigt über die Erleichterung, die plötzlich in ihm aufstieg. Er empfand
flüchtiges Mitleid für den armen Narren von einem Mann, aber er empfand auch
Ärger. Dann fragte er sich selbst, warum. Der Mann hatte nichts getan, was
gegen die eigenen Gesetze der Standishs verstieß. Die Sache war nur, er hatte
es Angela angetan, und das veränderte alles.
Er lehnte sich zu ihr hinüber
und streichelte hastig ihre Hand. »Na ja, das ist vorbei. Vergiß es.«
»Das will ich auch. Aber ich
gebe die Universität auf. Ich habe das alles satt, und es wäre mir nicht
gleichgültig, ihn die ganze Zeit zu sehen. So zäh bin ich nicht. Man fühlt sich
leicht gedemütigt.«
Diese Worte versetzten ihn in
ihre Kindheit zurück. Sie war zehn Jahre alt, und er fand sie bitterlich
weinend. Er hatte sie in seine Arme genommen, und sie flüsterte:
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