Fröhliche Ferien am Meer
enttäuschend für
Angela.
Es dämmerte, als sie das
verschlafene Dorf hinter sich ließen. Bevor sie der Bucht den Rücken kehrten,
schimmerte ein blasser Lichtstrahl über die Schlammpfützen und verwandelte ihre
Eintönigkeit in geheimnisvolle Schönheit. Sie brach das Schweigen, um zu
bemerken: »Wie herrlich das ist! Der Himmel überzieht sich mit Morgenröte.«
Stephen schenkte ihr einen
kurzen, wenig begeisterten Blick. »Das ist hier kein gutes Zeichen. Gestern war
es zu heiß. Hoffen wir nur, daß wir keinen Regen bekommen.«
Sie fühlte sich befangen; sie
wußte, daß Wyngate das für eine ausgesprochen bäurische Bemerkung hielt.
Wahrscheinlich belächelte er die ganze Situation. Aber es war Stephen, der
lachte. »So etwas kann nur ein Farmer sagen. Wir müssen immer eine herrliche
Aussicht betrachten und über den Wollpreis reden, oder über die schneebedeckten
Berge sehen und uns überlegen, was wir mit unseren einjährigen Schafen machen«,
und Wyn stimmte ihm vom Rücksitz scherzhaft zu. Als wären sie Verbündete,
dachte Angela.
Was war mit Stephen geschehen?
Er mußte wissen, daß Wyn absichtlich nach Tainui gekommen war, um sie zu sehen.
Er mußte vermuten, daß sie in der Vergangenheit einmal eng befreundet gewesen
waren. Wenn er es nicht tat, so war das nicht Dr. Millars Verdienst. Wenn er
sich wirklich von ihr angezogen gefühlt hatte, empfunden hatte, was seine Augen
an jenem Abend auszudrücken schienen, dann konnte er zu einem Rivalen nicht so
freundlich sein und ihn nicht buchstäblich mit offenen Armen empfangen. Hatte
sie sich erneut getäuscht? War Stephen letztlich doch wie Nick — ein guter
Kamerad und weiter nichts? Das war ein bitterer Gedanke. Und wie sooft in ihrer
Kindheit, fühlte sie sich auch jetzt gedemütigt.
Aber sie sollten nie etwas
davon erfahren, und so lachte sie und scherzte und flirtete etwas mit den
beiden Männern, die beide auf ihre Stimmung eingingen.
Sie gaben ein sehr harmonisches
Trio ab, dachte Angela ärgerlich.
Auch Andy war schon in der
Dämmerung aufgestanden, und die Schafe waren bereits gemustert und warteten in
Gehegen. Stephen begab sich direkt zu den Gattern, und Angela sagte: »Ich gehe
ins Haus und beginne mit dem Frühstück.« Millar zögerte und erwiderte dann zu
ihrer Überraschung: »Ich kann vielleicht etwas helfen.« Und mit diesen Worten
folgte er Stephen.
»Na ja«, sagte sie mit einem
traurigen Lächeln zu sich selbst, »ich scheine nicht sehr gefragt zu sein. Das
kleine Mädchen, das weggeschickt wird, um die Hausarbeit zu verrichten.«
Die Männer kamen pünktlich und
verspeisten ein üppiges Frühstück. Stephen sagte: »Der Bursche wird nicht mehr
als ein oder zwei Stunden brauchen, um die Lämmer auszusortieren.«
»Sie werden ihn wahrscheinlich
zum Tee hereinbringen?« fragte sie, denn sie hatte immer gehört, daß es auf dem
Land üblich war, zuerst jedem eine Tasse Tee anzubieten.
Stephen wich aus. »Das wird er
nicht wollen. Er muß zur nächsten Farm weiter. Er wird überhaupt nicht ins Haus
kommen.«
»Du bist aber nicht
gastfreundlich. Dabei wollte ich Teekuchen backen.«
Er wechselte das Thema. »Wenn
er weg ist, müssen wir die Mutterschafe abführen. Andy kann eine Ablösung
vertragen. Möchten Sie mitkommen?«
»Liebend gerne, aber wie sieht
es mit einem Pferd aus?«
»Das kriegen wir schon hin.
Andy wird Millar sein eigenes leihen, und ich habe noch ein Pony für Sie. Dann
ist da noch ein junges Pferd, das ich reiten kann. Das Pony ist ein kleines,
bockiges Ding, aber es kann Hügel hinaufklettern, die steil wie Hauswände
sind.«
Sie hoffte insgeheim, daß das
nicht notwendig sein würde. Sie war meistens auf Straßen und am Strand
geritten, und der Gedanke an steile Hügel gefiel ihr nicht. Außerdem mußte das
Pony, wenn es auf der einen Seite hinaufstieg, auf der anderen wieder
hinunterklettern, und es würde sehr unangenehm sein, sich an seinem Hals
festzuklammern, wenn es über einen senkrechten Abhang schlitterte.
Dann machte ihr der Einfall
wieder Mut, daß Dr. Millar ihr überallhin würde folgen müssen; sicher war er
ein schlechterer Reiter. Das gab ihr die Gelegenheit zu glänzen. Wenn Wyn erst
Stephen zu Pferd sah, würde er sich nie wieder überlegen fühlen. Sie lächelte
jetzt schon beim Gedanken an die komische Figur, die der hochnäsige junge Mann
abgeben würde.
Als sie mit dem Frühstück
fertig waren, frage Angela: »Kann ich mit zu den Gehegen kommen und zusehen,
wenn ihr die fetten
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