Fröhliche Ferien am Meer
bin wirklich wieder gesund und überhaupt nicht müde.
Noch etwa zwei Wochen, und dann kann ich wieder arbeiten.«
»Und ich werde heimreisen
müssen. Vor einigen Tagen bekam ich einen Brief von Mutter, in dem sie schrieb,
daß sie etwas mit mir besprechen wolle, was zu lang sei, um es brieflich zu
erledigen. Ich habe telegraphiert, daß ich Ende der Woche nach Hause komme.«
»Aber ich dachte, du würdest
bleiben, bis ich abreise. Es ist bestimmt nicht so wichtig.«
»Es könnte aber wichtig sein,
und du kommst ja bald. Ich habe diese Ferien unheimlich genossen, Bill. Sie
waren ganz anders als sonst.«
»Auch du bist anders. Manchmal
scheinst du kaum noch dieselbe Dinah zu sein.«
»Oh, das bin ich, aber — das
Vergnügen und die Freiheit sind mir wahrscheinlich nur etwas zu Kopf
gestiegen.«
Insgeheim gab er ihr recht; sie
war ein ruhiges anständiges Mädchen gewesen, zurückhaltend und sehr sanft, kurz
gesagt, wie Shelagh. Aber das schien sich zu ändern. Jetzt plauderte sie immer
lustig mit Angela, ließ sich von Nick aufziehen oder lachte mit Freddie.
Manchmal fühlte er sich richtig ausgeschlossen. Es war eine schwierige
Erfahrung für einen erfolgreichen, populären jungen Mann. Alles würde
wahrscheinlich ganz anders sein, wenn Dinah wieder in der Stadt war und wieder
zu dem einzigen Kind ältlicher Eltern in einem ruhigen und geordneten Haus
wurde.
Er sagte: »In Tainui muß irgend
etwas in der Luft liegen. Das Stadtmädchen Dinah kenne ich besser.«
»Dann tust du gut daran, das
neue Mädchen kennenzulernen, Bill, denn ich glaube eigentlich, daß die andere
Dinah ein für alle Mal verschwunden ist.«
Er hatte kaum Zeit, dies zu
schlucken, als sie aufsprang und sagte: »Komm. Es ist aussichtslos, bei diesen
Wellen hier zu fischen. Und Mr. Standish fährt heute nachmittag mit uns in
seinem Boot hinaus.«
Er stand auf und zog gehorsam
seine Angel ein. Was sie eben gesagt hatte, hatte ihn beunruhigt, denn in
Wirklichkeit erkannte er, daß er mit dieser neuen Dinah nicht viel weiter zu
kommen schien, und er wünschte sich die alte Dinah inständig zurück.
11
Angela fühlte sich rastlos und
unsicher. Sie war mit der Überzeugung nach Tainui gekommen, mit Wyn Millar
fertig zu sein; sie hatte wirklich begonnen, ihn zu vergessen. Sie hatte nie
erwartet, ihn wiederzusehen, und jetzt war er hier, wollte zu ihrer
Gesellschaft gehören und ergriff nun schamlos jede Gelegenheit, sie alleine zu
sehen. Die Freunde von der Universität und das Mädchen mit der Hornbrille taten
ihr leid. Dr. Millar vernachlässigte seine Pflichten.
Man hatte ihr übel mitgespielt.
Das Leben schien an jenem Abend neu zu beginnen, als sie mit Stephen am Strand
geritten war. Der Tag auf der Farm war herrlich gewesen. Plötzlich fühlte sie
sich wie von einer langen Betäubung erwacht. Sie sagte sich selbst, daß das das
Leben war, das sie genießen konnte; und obwohl sie sich ihrer Inkonsequenz
schämte, fügte sie hinzu, daß Stephen der Mann war, den sie lieben konnte.
Sie war auch ziemlich sicher
gewesen, daß er dasselbe für sie empfand. Sein Gesicht hatte sie an jenem Abend
erstaunt, und sie gab sich darüber keiner Täuschung hin. Ein Mädchen, so hatte
sie zu Max gesagt, spürt das einfach, und sie hatte es gespürt. Aber nach Wyns erneutem Erscheinen war alles anders geworden.
Äußerlich hatte sich nichts
geändert. Stephen kam noch immer zu ihnen, nahm an ihren Picknicks teil,
spielte Bridge mit Max und ritt sogar mehrmals mit ihr aus. Aber er schien sich
etwas zurückgezogen zu haben; er beobachtete und wartete ab. Das paßte Angela
überhaupt nicht. Hätte er sie nur gebeten, seine Frau zu werden, sie hätte
sofort ja gesagt, und das hätte Wyngate Millar gedemütigt. Dann hätte er auf
seine intellektuellen Freunde im Wohnwagen zurückgreifen müssen.
Angela war ein ehrlicher
Mensch, und das brachte sie dazu, sich selbst gegenüberzutreten. Inwieweit war
verletzter Stolz an ihren Gefühlen für Stephen beteiligt? War es möglich, daß
sie nur mit dem Mann abrechnen wollte, der sie so leichtfertig behandelt hatte?
In diesem Punkt, sagte sie sich selbst, mußte sie vorsichtig sein. Sie wollte
keine Fehler mehr machen. Beim letztenmal hatte sie sich selbst verletzt;
Stephen wollte sie nicht verletzen.
Sie freute sich ungeheuer auf
den Tag alleine mit ihm auf der Farm. Dann konnten sie vielleicht zu der
selbstverständlichen Freundschaft zurückkehren, die so glücklich begonnen
hatte. Wenn sie erst einmal den
Weitere Kostenlose Bücher