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Fröhliche Wiederkehr

Fröhliche Wiederkehr

Titel: Fröhliche Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Zucht und Ordnung herrschen. Folgen Sie mir nach!« Er gab seinem Burschen einen kurzen Befehl, die Pferde in den Kasernenhof zurückzuführen, drehte sich um und ging sporenklirrend voraus.
    »Lassen Sie den Kerl laufen, Herr Major«, sagte Großvater, der Schlimmes zu ahnen schien.
    »Wäre der Lump bei den Preußen ungeschoren davongekommen?« fragte der Major streng.
    Darauf gab Großvater keine Antwort.
    »Na also!« sagte der Major, »bringen wir die Sache rasch hinter uns!«
    Der Dieb stand zwischen den beiden Soldaten, die ihn abgeführt hatten, in der Wachstube der Kaserne. Die Wache, ein Unteroffizier und zehn oder zwölf Mann, die das Kommen des Majors schon erwarteten, standen ausgerichtet vor dem Schilderhaus Gewehr bei Fuß und präsentierten stramm, als der Major mit uns beiden durchs Tor schritt. Er gab dem Wachhabenden einen kurzen Befehl, den dieser laut an den rechten Flügelmann weitergab, und dieser wiederum trabte sofort im Laufschritt davon.
    »Um Himmels willen«, flüsterte Großvater mir zu, »sie werden den armen Hund doch nicht gleich füsilieren!«
    »Was ist das, Opa?«
    Aber Großvater wischte sich mit seinem Taschentuch, das zum Auswringen naß war, neue Schweißbäche von der Stirn und vom Hals und gab mir keine Antwort. Es dauerte nicht lange, dann hallten Trompetensignale über den Kasernenhof, Soldaten quollen aus den Unterkünften und formierten sich, vier Kompanien stark, zu einem großen Karree. Es erschienen auch einige Offiziere. Zu einem von ihnen, der wohl der ranghöchste, aber nicht der Regimentskommandeur selber war, trat unser Stabsmajor hin, salutierte und erstattete über den Vorfall eine kurze Meldung. Danach kehrte er zu uns zurück und richtete Großvater aus, während der hohe Offizier mit seinen Herrn in die Mitte des Karrees trat und von dort mit lauter Stimme eine kurze Ansprache an die versammelten Mannschaften richtete, daß der Herr Oberstleutnant sein Bedauern ausdrücken lasse und Großvater ersuche, bei der Bestrafung des Übeltäters als Zeuge zugegen zu sein. Großvater schluckte trocken und murmelte, daß er dem Kerl seine Uhr gern überlassen hätte, wenn er geahnt hätte, was das für Folgen haben würde. Aber der Major antwortete scharf, als alter Soldat müsse Großvater doch wissen, daß Disziplin das oberste Gebot in jeder Armee sei und daß man sie mit Gewalt herstellen müsse, wenn sie anders nicht zu erreichen sei. Darauf wußte Großvater keine Antwort zu geben.
    Indessen war ein Tisch in der Mitte des Karrees aufgestellt worden, und von der Wache her kamen, von einem baumlangen, bärenstarken Unteroffizier, dem Regimentsprofos angeführt, sechs Mann anmarschiert, in deren Mitte unser Uhrendieb im gleichen Marschtritt mitmarschierte. Er machte gar keinen bedrückten oder ängstlichen Eindruck und grinste, als der kleine Zug an uns vorüberkam, Großvater recht breitmäulig an. Vor dem Tisch machte der Profos mit seiner Gruppe halt, erstattete dem Oberstleutnant lautstark Meldung und nahm dessen Kommando in strammer Haltung entgegen. Eine knappe Sekunde später rissen zwei seiner Leute dem Dieb die braune Uniformbluse von den Schultern, so daß man seinen nackten, schweißigen Rücken in der Sonne glänzen sah. Die vier anderen wollten zupacken und ihn auf den Tisch zerren, aber er wehrte sie ab und legte sich mit ausgebreiteten Armen freiwillig darauf.
    »Sieh nicht hin, Jungchen!« sagte Großvater und blickte selber starr zu Boden, »das ist kein Anblick für dich!«
    Und dann ließ der Profos die Knute fünfundzwanzig Mal auf den Rücken des Delinquenten sausen. Man hörte das Klatschen der schweren, ledergeflochtenen Peitsche, aber der Mann auf dem Tisch, auf dessen Rücken sie niederpfiff, gab keinen Laut des Schmerzes von sich. Wie ein Indianer am Marterpfahl. Er hat mir mächtig imponiert, und wenn es mich auch ein bißchen im Hals würgte, so nötigte er mir noch mehr Respekt ab, als ich sah, wie er sich von dem Tisch herunterschob, zu stehen kam, nach seiner Bluse griff und mit seinem blutig verstriemten Rücken über den Kasernenhof stramm zu seinem Quartier abmarschierte.
    Großvater war ganz grau im Gesicht, als der Major uns zum Kasernentor brachte und dort entließ. Er fühlte sich noch Tage hinterher ganz elend und sagte zu Großmutter, solch eine Exekution mit der Knute sei fast noch schlimmer als eine Hinrichtung. Das gehe Ruckzuck und dann sei alles vorbei. Aber fünfundzwanzig Knutenhiebe, das gehe einfach gegen alle

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