Fröhliches Gevögel: Was Frauen sonst noch wollen (German Edition)
Mist baut als ungefickte Verklemmte.
Schwule haben deshalb auch den Darkroom erfunden, und da muss ich sagen: So was will ich auch. Aber keinen Swingerklub, wo man erst mal eine halbe Stunde durch den Odenthaler Forst fahren muss, um dann an einer verschwiegenen Pforte die Losung des Tages (»Tante Erna backt Torte«) in eine Sprechanlage zu hauchen, woraufhin sich das Gatter öffnet und im Inneren der Villa schmerbäuchige Frührentner in Leopardentangas Strippoker spielen. Es darf nicht so knösig sein, nicht so nuttig, nicht wie die Provinzversion von Eyes Wide Shut , und es darf auch nicht groß FICKEN über dem Eingang stehen. Was ich mir vorstelle, ist zivilisierter, jederzeit erreichbarer, sicherer anonymer Sex in einem netten, hygienischen Ambiente, das man auch gerne betritt, wenn nicht Tag der offenen Muschi ist.
Meine Idee wäre ein Frauenbordell in Form eines Wellnessklubs.
Frauen lieben Wellness. Wir lieben die flauschigen Bademäntel und Pantöffelchen, wir lieben die sanfte Musik und die vielen, vielen sauberen Handtücher, wir lieben warmes Wasser und duftende Öle. Und wir lieben gut gebaute Masseure, die ihr Handwerk beherrschen und ansonsten die Klappe halten. Ich stelle mir das so vor: Man betritt das Luxus-Spa allein oder zusammen mit Freundinnen, trinkt noch ein Glas Champagner und bucht bei der freundlichen Rezeptionistin die jeweilige Anwendung – zum Beispiel eine Lomi-Lomi-Massage bei Ming oder die vierhändige Abhyanga bei Aamir und Raju. Der Massageraum ist sehr warm, und das Licht kann von schummrig gemütlich auf stockfinster gedimmt werden. Wahlweise verbinden sich die Masseure die Augen, bevor sie den Raum betreten, und natürlich kann man als Kundin auch wählen, ob man von einem nackten, halb oder völlig bekleideten Masseur bedient werden möchte. Die Anwendung selbst ist professionell und fachkundig. Wenn die Kundin nichts weiter unternimmt, passiert nichts, was nicht auch in einem TUI -Katalog stehen dürfte. Sie geht anschließend duschen und gönnt sich vorn im Bistro noch eine Bio-Quiche. Wenn sie aber im Laufe der Massage den roten Knopf unter der Liege drückt, bedeutet das, sie möchte ein Happy End. Und dann wird der immer noch schweigende Masseur mit sanften Griffen eine Klitorismassage vornehmen oder je nach Wunsch eisgekühlte Dildos, angewärmte Vibratoren, seine Zunge oder seinen Schwanz zum Einsatz bringen – ganz so, wie es die Kundin vorher auf ihrer Karte vermerkt hat.
Ich habe dieses Geschäftsmodell noch keinem dauergrinsenden Sparkassenmitarbeiter mit Micky-Maus-Krawatte vorgeschlagen, und ich bezweifle, dass er es finanzieren würde, aber ich bin sicher, dass Frauen dem Betreiber die Bude einrennen würden.
Bis es so weit ist, gehe ich weiterhin in die Sauna meines Sportstudios. Und wenn mir nicht der Magen knurrt, sehe ich mir unauffällig schöne Schwänze und Mösen an, denke an Sex und wünsche mir, die Sauna wäre eine Sauna im schwulen Sinn, denn die Jungs wissen offenbar, was gut ist.
Anarchie
Als Pornoautorin bekommt man manchmal auch Leserpost, was toll ist, weil ich am Schreibtisch daheim ja leider nicht von sich räkelnden, bestrapsten Praktikantinnen oder brustwarzengepiercten, halb nackten Sekretären umgeben bin. Deshalb finde ich es immer schön zu hören, dass da draußen jemand ist, der mitliest und manchmal auch mit masturbiert. Zwei- oder dreimal erzählte mir jemand, dass er dazu eine rohe Leber benutzt, übrigens eine Idee von Philip Roth, the old fucking master of eroticism, der allemal den Literaturnobelpreis verdient hätte. Und an einem besonders glorreichen Tag berichtete ein älteres Lehrerehepaar aus dem Westerwald, dass es Szenen aus meinen Büchern nachspielt. Bei solchen Mails werde ich ein bisschen feucht vor Freude. Auch das eine oder andere Foto war schon als Anhang dabei, an dieser Stelle grüße ich Carsten aus Bottrop (ja, du hast wirklich einen schönen Schwanz, ob er der schönste des Ruhrgebiets ist, kann ich aber nicht beurteilen). Mein Lieblingsbild zeigt einen nackten Polizisten mit Motorradhelm auf dem Kopf, neben dem ein Rottweiler sitzt, der ihm aufs Gemächt sabbert. Ein ganzer Kerl, kann ich da nur sagen, und hoffentlich ist genug Chappi im Napf. Außerdem kommen gelegentlich Fragen zu Spielzeugen, Praktiken oder Gesundheitsrisiken – wenn es juckt und nässende Blasen gibt: nicht erst mich anschreiben, sondern bitte direkt zum Arzt gehen!
Die häufigsten zwei Fragen sind erstens: »Können Sie mir
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