Fröhliches Gevögel: Was Frauen sonst noch wollen (German Edition)
finde: den etwas jüngeren Kent Nagano, entrückt einer Konzert- CD lauschend und sich mit den sensiblen Händen übers Kinn streichend. Selbst dieses erotische Mahnmal schafft es zwar bis in meinen Kopf, aber nicht bis in mein Lustzentrum.
Wonach sucht ihr euch die Fotos aus? Geht es da um Maße und Gesichter? Um Schönheitsideale? Um die Ähnlichkeit mit einer real existierenden Frau aus eurem Leben? Muss das Mädchen auch »irgendwie freundlich« aussehen? Ich würde mir zum Beispiel lieber eine Sexszene mit (dem ebenfalls jüngeren) Michael J. Fox vorstellen als mit Tom Cruise, einfach weil Michael J. Fox immer so dankbar guckt wie ein angebundener Welpe auf der Autobahnraststätte. Tom Cruise dagegen absolviert seine Bettszenen mit der Selbstverliebtheit meiner Trainerin im Bauch-Beine-Po-Kurs. Also: Woran denken Männer beim Onanieren? Ans bloße Fleisch oder ans aktive Ficken? Sehr rätselhaft.
Was ich auch nie verstehen werde: Wieso kauft sich jemand, der selbst eine Hackfresse hat wie ein Freightliner, einen Kampfhund, der kieferchirurgisch genauso herausgefordert ist? Wieso haben die Frau, die unter mir wohnt, und ihr Yorkshire Terrier die gleiche Frisur? Und was mich noch viel mehr interessiert: Wieso kann ich, wenn unten die Bettfedern quietschen, nie erkennen, wer von den beiden gerade jault? Das verlangt doch nach Aufklärung.
Mit Happy End
Schwul sein hat Vorteile.
Lesbisch sein sicher auch, denn man kann sich den Ladyshave, die Kalorientabelle, Dessous und die Gynäkologin teilen, den Zyklus aufeinander abstimmen und einmal im Monat gemeinsam über Schokoküsse herfallen und bei Six feet under heulen. Frauen finde ich toll, ich sehe sie gern an, ich spreche gern mit ihnen, und ich vögle sie auch gern. Es gibt viel zu wenig Oden an die schönen Mösen, und allein dem Gefühl, ganz vorsichtig Brüste in der Hand zu halten, oder dem Duft des Frauenhaares am Nackenansatz müsste ich mal eine ganze Kolumne widmen.
Aber heute geht es mir um etwas anderes. Das, was mir am Schwulsein so verführerisch erscheint, ist die Tatsache, dass da Männer unter Männern und die sich wiederum einig sind. Gut, das trifft jetzt auch auf die Jungs zu, die sich im Baumarkt über den nächsten einzudübelnden oder anzuflanschenden voll verzinkten Dingsbums unterhalten. Aber vor allem in sexueller Hinsicht ist es doch einfach schön, wenn alle wissen, worum es geht und das auch noch gut finden.
Anders gesagt: Mir scheint, schwule Männer räumen der Lust und der Erotik einen viel höheren Stellenwert ein, als das in Heteropartnerschaften der Fall ist.
Schon klar, dass sich jetzt wieder alle sexuell vernachlässigten Männer aus den Bäumen schwingen, sich auf die Brust trommeln und den Kiefer bis zum Rachenzäpfchen aufreißen, um zu röhren, das sei nur die Schuld von uns Frauen, weil wir ja immer Migräne haben, vorher stundenlang sprechen wollen, weil man uns beschenken und mit Aufmerksamkeit, Komplimenten und Seelenentblößung überschütten muss, damit es in unserem Unterleib hochwallt und es uns auf den Rücken wirft. Ich kenne diese Argumentation.
Was ich allerdings nicht kenne, sind Frauen, die so sind. Keine meiner Freundinnen hat sich jemals über zu viel Sex in ihrer Partnerschaft beschwert. Über zu öden ja, zu kurzen, zu ruppigen, zu einfallslosen und zu vorhersehbaren. Aber nicht über zu häufigen. Wo sind sie denn, die Männer, die jederzeit ständig ficken wollen? Natürlich – schluckt die Galle wieder runter, Jungs – gibt es Frauen, die sich nicht viel aus Sex machen. Es gibt sie durchaus. Ein paar schon.
Wobei ich euch an dieser Stelle ganz nebenbei ein Geheimnis über Frauen verraten möchte: Viele dieser missmutigen, nörgelnden, unberechenbar zickigen oder weinerlichen Frauen wären all dies nicht, wenn sie nicht immerzu Hunger hätten. Fast sämtliche Frauen, die ich kenne, privat oder beruflich, hungern. Und das erstaunlicherweise völlig unabhängig vom Gewicht. Dünne wie dicke, allesamt mangelernährt. Dünne, weil sie dünn bleiben wollen, und dicke, weil sie dünner werden wollen. Und wer an Snickers und Pasta al forno denkt, denkt nicht ans Ficken. Nur mal so als Tipp zwischendurch.
Zurück zum Thema. Was ich bei schwulen Männern so befreiend und anturnend finde, ist, dass sie Sex so wichtig nehmen. Sex spielt eine dominante Rolle, und zwar für alle, nicht nur für ein paar hormongesteuerte Dauerrammler. Und ich glaube ja fest daran, dass jemand, der gut gevögelt ist, weniger
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