Fröhliches Gevögel: Was Frauen sonst noch wollen (German Edition)
einen wirklich guten Pornofilm empfehlen?«, und zweitens: »Bin ich damit noch normal?«, gefolgt von der Schilderung einer bestimmten Vorliebe, das geht von Damenstrümpfen über freiwillige monatelange Sexpausen bis hin zu durch den Hodensack gestochenen Sicherheitsnadeln. Auf die erste Frage antworte ich immer mit Nein und hoffe, dass sich das irgendwann mal ändert und dass mir doch endlich ein Film unterkommt, in dem einfach attraktive, gut gelaunte, intelligente Menschen ein fröhliches Gevögel genießen und Dinge tun, die auch tatsächlich Spaß machen.
Auf die zweite Frage, sofern sie sich auf Penetration durch Rettiche, Fäkal-Fantasien mit dem Charmin-Bär oder sadistische Verkleidungsspiele als DHL -Zusteller handelt, sofern also alle Beteiligten mündig, erwachsen und begeistert sind, würde ich auf die Frage nach Normalität immer gern antworten: »Wen interessiert’s?« Das meine ich nicht ironisch, sondern ganz ernsthaft.
Mir ist und war es immer völlig egal, ob das, was ich tue, möchte oder geil finde, »normal« im statistischen oder moralischen Sinne ist. Mich hat immer mehr beschäftigt: Wie heiß kann das noch werden? Wo bekomme ich es? Wer steht noch darauf? Wenn ich Oscar aus der Sesamstraße geil finde, würde ich mir doch eine möglichst siffige Mülltonne zum Ficken suchen. Ich zum Beispiel bin eine fakultativ bisexuelle, hautfetischistische Verbalerotikerin mit einer Vorliebe für Sexspielzeug und wollene Overkneestrümpfe – wie normal ist das?
Ob man ein Verhalten männlich oder weiblich nennt, ob einer lieber durchs Gebüsch jagt oder in Duckstellung abwartet, bis ihn was bespringt, ist mir völlig wurscht. Gut muss es halt sein, und zwar für alle, die mitspielen.
Genau aus dem Grund hasse ich Sexratgeber: all diese Werke, die behaupten, der Weg zur Glückseligkeit führe über frittierte Zwiebelringe, die man dem Mann spielerisch über den steifen Schwanz wirft (es gibt tatsächlich einen Erotikratgeber, der das empfiehlt) oder über einen ferngesteuerten Vibrator, den der Mann im Restaurant oder Kino bedient und damit seine Liebste in aller Öffentlichkeit ins Nirwana fickt (das war die Idee einer großen Frauenzeitschrift, die es wiederum aus einer seichten Hollywoodklamotte geklaut hatte). Wie soll denn jemand allgemeingültige Wege zur Ekstase vermitteln, wenn es in dem Reich von Pöter & Pussy gar keine Regeln geben kann? Jedenfalls keine, die für alle gleichermaßen gelten, weil eben jede Muschi anders gekrault werden will und jeder Piephahn anders kräht. Und selbst wenn diese Bücher mit wissenschaftlichen Statistiken aufwarten können, wem nützt das? Angenommen, ein Mann möchte gern von seiner Frau niedergewrestelt oder in der Badewanne angepieselt werden (und ich denke mir das jetzt wieder nicht aus, genau darum ging es in dem Ratgeber, den ich neulich lesen musste), und seine Frau möchte beides nicht. Und weiter angenommen, sie finden in einem Fachbuch den Hinweis, dass neunzig Prozent aller Männer sich genau das wünschen und auch von ihren Frauen bekommen. Was bringt das diesem Paar? Sie möchte trotzdem nicht. Und auch im anderen Fall: Sie finden eine Statistik, die besagt, dass nur ein Prozent aller Frauen ihre Männer niederwresteln oder anpinkeln. Damit ist sie statistisch aus dem Schneider. Aber er möchte doch trotzdem im Schraubstock ihrer starken Arme um sein Leben winseln und die goldene Wonne in der Wanne genießen.
Berichte von Menschen, die einfach erzählen, wie sie ficken und warum, lese ich immer gern, aber ich finde es geradezu fascho, dass jemand glaubt, den allein gültigen Weg zum Glück gefunden zu haben. Der soll lieber eine Sekte gründen, sich ein spermabeflecktes Bettlaken über die Schulter werfen und satanisch verzierte Kürbisse zu tantrischen Gesängen sodomisieren.
Normal ist eben relativ. Jeder hat seine persönlichen Tabus und Grenzen. Wer nachts gern in einem Darkroom im Sling baumelt und sich von haarigen Unbekannten fisten lässt, kann sich durchaus am Strand darüber aufregen, wenn jemandem beim Umziehen das Handtuch verrutscht. Und einer, der aus politischen Gründen gern mal Politikern beim Staatsbesuch vor die Füße onaniert und umso weiter spritzt, je mehr Kameras dabei auf ihn gerichtet sind, kuschelt daheim vielleicht daumenlutschend unter der Lilifee-Bettwäsche. Das ist nicht logisch und auch nicht unbedingt schön oder politisch korrekt, aber so ist Sex nun mal: immer irrational, immer abnorm und immer zutiefst
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