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Fröhliches Gevögel: Was Frauen sonst noch wollen (German Edition)

Fröhliches Gevögel: Was Frauen sonst noch wollen (German Edition)

Titel: Fröhliches Gevögel: Was Frauen sonst noch wollen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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gelaufen ist und der Gastgeber sich nicht nur als Held der Pfannenwender, sondern auch als Pfläumchenverkoster, Stängelartist und Körpersaftbereiter bewährt hat und er zur Krönung sogar noch alleine abspült, dann trinkt man den Kaffee danach am liebsten im Bett beim gemeinsamen Frühstück.

Maria, Magdalena und Sperma-Nadja
    Neulich hatte ich ein Interview mit der Redakteurin einer Zeitschrift für junge Eltern, die wissen wollte, was man ihrer frisch fortgepflanzten Leserschaft raten könnte, um das Liebesleben wieder anzufachen. Auf der einen Seite fand ich das Anliegen merkwürdig, denn wer ein Kind zustande gebracht hat, hatte ja offensichtlich schon einmal Sex und weiß demzufolge auch, wie es geht. Auf der anderen Seite kann ich mir gut vorstellen, dass es nicht wirklich scharfmacht, von Babyspucke besabbert schlaftrunken durch Räume voller Windeln, Milchpumpen und Bob-der-Baumeister-Plüschfiguren zu schlappen, im Ohr geschätzte 30000 Dezibel und die x-te Wiederholung vom Biene-Maja-Song. Und wer schon mal mit nackten Füßen in ein Playmobil-Männchen getreten ist, der weiß, wie wenig das erotisiert. Die Redakteurin machte mich darauf aufmerksam, dass es in meinen Geschichten zwar Menschen jeder Hautfarbe, jeden Alters und fast jeder sexuellen Gesinnung gibt, aber keine Schwangeren oder Mütter.
    Da hat sie recht. Das war mir gar nicht so bewusst. Merkwürdig eigentlich, denn Schwangere scheinen ja durchaus einen starken erotischen Reiz auszuüben, sieht man sich mal diverse Pornofilmproduktionen dieser Richtung an. Und auch im Kinoklassiker Der bewegte Mann spielte Katja Riemann eine rattenscharfe, dauergeile Schwangere, bei der die Hormone tobten. Pralle Brüste, schwerer Bauch, seliges Lächeln, das turnt Männer wie Mammis offensichtlich an.
    Was mich aber überhaupt nicht anmacht und wo ich immer wieder fassungslos davorstehe, ist der moralische Gesinnungswandel bei jungen Müttern – und ich spreche jetzt von den Müttern, weil es eben meistens Freundinnen sind, mit denen ich über Sex, Muschi-Styling oder Kopfpornos rede und nicht deren Männer. Dass man nach einer Geburt und bei der Aufzucht der Brut anderes im Kopf hat, als sich über die neuesten Tangakollektionen, Klitorisvibratoren oder Swingerklubs zu unterhalten, sehe ich total ein. Und dass die körperliche Veränderung nicht einfach so ignoriert werden kann, kein Thema.
    Aber woher kommt diese madonnenhafte Prüderie, die plötzlich auch die heißesten Feger überfällt? Nicht dass meine Freundinnen keinen Sex mehr mit ihren Männern hätten, das haben sie durchaus, aber man »schläft« jetzt miteinander, »gefickt« wird nicht mehr.
    Ich hatte eine, Nadja, die dafür berühmt war, es richtig krachen zu lassen. Zu ihrem Repertoire gehörten Discobesuche ohne Unterwäsche (»Ist praktisch, geht schneller beim Sponti-Bums an der Klotür«), Gruppensexpartys während des Studiums (»Wir ficken durch bis morgen früh«), Masturbationsfotos im Internet und zwei- oder dreimal auch horizontale Nebenverdienste. Weil es in unserer Clique zwei Nadjas gab, teilten wir sie ein in »Volleyball-Nadja« und »Sperma-Nadja«. Meine hatte mit Sport nichts am Hut, brachte aber nach drei Prosecco jede Party in Schwung mit einem ausführlichen Exkurs über die herrlich schleimige Textur vom Ejakulat, mit dem man nicht nur Akne behandeln könne, sondern das sich auch hervorragend als Massagegel eigne. »Frisch gebuttert, besser gebumst« war irgendwann ein Kalauer, der sich in der Clique selbstständig machte.
    Kaum hatte sie ihr erstes Kind, mussten wir S-e-x vor dem Säugling buchstabieren. Sämtliche Pornos und Bücher wurden nicht nur eingeschlossen, sondern weggeschmissen, und als ein Freund fragte: »Habt ihr eure neue Couch schon eingeritten?«, wandte sie sich plötzlich schamesrot ab und empörte sich über ein derart intimes Verhör. Einen Besuch bei den Chippendales zum Geburtstag lehnte sie entrüstet ab, und irgendwann sagte sie zu mir: »Mach doch mal einen Blusenknopf mehr zu, du erkältest dich noch.«
    Wie kommt das? Ist das hormonell bedingt? Strahlt der keusche Heiligenschein aus dem Hinterkopf, sobald die Nabelschnur durchtrennt ist? Wird da irgendein Botenstoff ausgeschüttet, der aus einer hurigen Magdalena plötzlich eine jungfräuliche Maria macht?
    Während diese verprüdeten jungen Mütter auf der einen Seite plötzlich alles verteufeln und verdammen, was mit Lust zu tun hat, werden sie auf der anderen Seite komplett enthemmt

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