Fröhliches Gevögel: Was Frauen sonst noch wollen (German Edition)
bei körperlichen Intimitäten, die außerhalb des Kreißsaals eigentlich niemand so genau wissen will. Ich stand mal an einer Supermarktkasse in Kreuzberg und durfte zuhören, wie sich vor mir zwei tief verschleierte junge Türkinnen in Zimmerlautstärke über ihre Dammschnitte unterhielten. Und als eine Bekannte bei einem Essen mit Freunden ihre Brust auspackte, um zu demonstrieren, wie weit Muttermilch spritzen kann, da war der Abend gelaufen.
All das erzählte ich der Redakteurin nicht und versprach ihr nur, über das Liebesleben von Schwangeren und Müttern einmal ausführlicher nachzudenken. Einige Tage, nachdem das Interview erschienen war, schickte mir eine Leserin eine gut gelaunte E-Mail, dass sie eine scharfe junge Mutter mit einem erfüllten Sexleben sei und gerne zu Recherchezwecken zur Verfügung stünde.
Das gibt mir doch Hoffnung.
Bei dem Gespräch mit der Eltern -Redakteurin gab es übrigens einen Wortwechsel, den ich – obwohl er nur bedingt zum Thema dieser Kolumne passt – niemandem vorenthalten möchte. Vorhang auf:
Sie: »Welche Praktik beschreiben Sie am liebsten?«
Ich: »Cunnilingus, da ist man so schön nah dran.«
Sie: »Was?«
Ich: »Nah dran.«
Sie: »Nein, vorher.«
Ich: »Cunnilingus, also französischer Sex.«
Sie: »Ah! Blasen!«
Ich: »Nein. Lecken. Bei Frauen.«
Sie (mit rotem Gesicht): »O Gott.«
Fremde Welten
Sex ist ja eine der Sachen, die immer spannender werden, je mehr man sich damit beschäftigt. Als passionierte Sexpertin hat man nie ausgelernt, denn da draußen gibt es galaktische Weiten, unbekannte Zivilisationen und Welten, die noch nie zuvor ein Mensch gesehen hat. Manches ist heiß, vieles ist lustig, einiges taugt immerhin als Anekdote auf Partys, und anderes ist nur bizarr oder abstoßend. Ich lerne immer wieder: Es gibt nichts, was es nicht gibt.
Eine Bekannte, von der ich so ein Detailwissen gar nicht erwartet hätte, bereicherte zum Beispiel neulich meinen Wortschatz mit »Klabusterbeere«, was, so erklärte sie mir, Dreckkügelchen meint, die sich in einer haarigen Männerporitze bilden – ein Phänomen, das mir bisher, Göttin sei Dank, noch nie leibhaftig begegnet ist. (Ich möchte an dieser Stelle auf die Haarentfernungsmethode des »sugarns« aufmerksam machen, die vor allem für solche Stellen, die meistens im Finstern liegen, bestens geeignet ist, weil die Haare mithilfe einer Zucker-Zitronen-Paste komplett mit der Wurzel ausgerissen werden und weich nachwachsen, weswegen es keine Pickel gibt und auch nicht so höllisch juckt. Wer sich also von seiner Partnerin einen Anilingus wünscht, für den ist ein Termin bei einer freundlichen und sachkundigen Depiladora das Mindeste.) Und um meine Wissenslücke komplett zu schließen, brachte mir eben diese scheue, meist Rollkragenpullis tragende Bekannte auch noch folgenden altdeutschen Trinkspruch bei: »Wer einer Jungfrau düstre Grotte mit einem Samenguss erquickt, wer eine ganze Hurenrotte mit steifem Schwanz im Stehen fickt, wer fickt, bis ihm die Ohren rasseln, im Arsche die Klabusterbeeren prasseln und dann noch nach Befriedigung laut schreit, dem sei mein erstes Glas geweiht!« Nicht sagen konnte sie mir allerdings, zu welchem Anlass und in welcher Runde es angemessen wäre, mit diesen Worten sein Glas zu erheben.
Aber nicht nur Männer haben untenrum Zustände, die man gar nicht so genau wissen möchte, wir Frauen sind ja auch nicht ohne. Manche von uns benutzen zum Beispiel, und das habe ich von einer eher ökologisch angehauchten Kollegin, die auch schon mal gern durch die Anden wandert, eine Mondtasse. Das kann man sich vorstellen wie eine Art Sektflöte aus weichem Kautschuk, die man sich während der Periode anstelle eines Tampons in die Muschi schiebt, um das Blut darin aufzufangen. »Alle paar Stunden rausnehmen, auskippen, durchspülen, fertig. Irre umweltschonend«, erklärte sie mir begeistert. Ich persönlich möchte nicht, dass sich sektflötenartige Trichter an meinem Muttermund festsaugen. Ich möchte überhaupt nicht, dass sich da irgendwas festsaugt.
Und wenn ich auch ein großer Fan von Intimität und Offenheit in einer Beziehung bin, so sollte man doch bestimmte Dinge nicht vor dem Partner tun, wenn man sich weiterhin miteinander amüsieren möchte. Monatshygiene gehört dazu (auch wenn Philip Roth, einer der besten und versautesten Schriftsteller, der ganz wunderbar originelle und rasend komische Onanierszenen geschrieben hat, in seinem Buch Das sterbende Tier eine
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