Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)
Frösche haben wir auch entdeckt, zwei waren bereits im Müll. Heute
Nacht noch wird untersucht, ob sie harmlos oder giftig sind. Gut, ne?«
»Sehr gut!«
Dieses Lob kam von Herzen, das merkte Frank. Er war richtig stolz.
»Und wie
geht es weiter?«
»Monika
Salmann, die Geschwister und alle Froschbesitzer, die im Hotel arbeiten, werden
weiter intensiv überwacht.« Mit Pommes frites im Mund, sprach er undeutlich weiter.
»Die Frösche
von der Fitnesstrainerin und den Kellnern werden ebenfalls untersucht. Die Kollegen
müssen sich sensible Wege einfallen lassen, damit die Frösche ihren Schleim absondern,
ohne vor Schreck tot umzufallen. Leider klappt es nicht immer. Sollten wir irgendwo
Gift finden, schnappt die Falle zu.«
»Das ist
reine Formsache«, sagte Liv und nahm einen großen Schluck vom frisch gezapften Altbier.
Der Kellner
brachte eine zweite Gabel für Frank, der nun auf Livs Teller herumstocherte. Lediglich
als er sich einen Schluck aus Livs Glas genehmigen wollte, hielt sie es kopfschüttelnd
zurück.
»Nur einen
winzigen Schluck. Ich bin im Dienst.«
Liv nickte.
»Okay, einen kleinen Schluck darfst du.«
»Wer einen
giftigen Frosch besitzt und dazu ein wackeliges Alibi, der wird in die Zange genommen«,
ganz einfach schien es Liv auf einmal.
Sie plauderten,
lachten, waren guter Dinge. Da beide nur halb satt waren, bestellten sie sich abschließend
zur Feier des Tages ein ›Drei-Scheiben-Haus-Tiramisu‹ mit zwei Löffeln. Liv wich
den Annäherungen Franks nicht aus. Sie spürte seinen Atem. Seine aufgestützten Oberarme
berührten ihre, die Knie kamen sich immer wieder auf Tuchfühlung nahe. Liv erkannte
auch in seinen Augen ein gewisses, vielversprechendes Feuer. Es war entspannt angespannt
– bis sein Handy klingelte.
Eine Frau
war dran, das konnte Liv hören. War es seine ›Cousine‹? Frank nannte keinen Namen,
schien dem Gespräch aber nicht besonders abgeneigt zu sein, nickte Liv kurz zu,
stand auf und ging mit dem Telefon hinaus. Liv war sich nicht sicher, ob er die
anderen Gäste nicht stören oder vor ihr nicht reden wollte. Dies schien ihr für
heute ein Ende der Vertrautheiten zu sein.
Sie gab
dem Kellner ein Zeichen, die Rechnung zur Unterschrift zu bringen. Den Rest Tiramisu
mit zwei Löffeln ließ sie auf dem Tisch zurück. Liv ging hinaus, wo Frank auf einem
Mäuerchen saß und ein reges Telefonat führte. Aus der Ferne gähnte Liv ihm ostentativ
zu. Er winkte nickend zurück und sprach weiter – mit wem auch immer.
Liv war
aufgewühlt und alles andere als müde, als sie im Zimmer ankam. Enttäuscht schaute
sie auf das Doppelbett.
Mit Schwung
holte sie den Koffer aus dem Schrank, legte ihn sich zurecht, faltete ein paar Sachen
zusammen und packte alles, was sie morgen früh nicht mehr brauchte, in den Koffer.
Es war noch weitere Ablenkung nötig. Liv schrieb an ihrem Artikel weiter, feilte
an letzten Formulierungen und Bildunterschriften. Dabei ließ sie die vergangenen
Tage Revue passieren. Es war eine schöne Zeit in dieser Wellness-Oase gewesen. Wenn
sie auch nicht genauso abgelaufen war, wie sie es sich vorher ausgemalt hatte, so
besaß diese Zeit doch etwas ganz Besonderes. Und das, so war sie sich sicher, lag
nicht nur an der Zusammenarbeit mit Frank, oder doch?
Nein, gewiss
nicht. Sicherlich war es nur der entspannten Atmosphäre wegen oder der Zwanglosigkeit
halber eine andere Art der Mordaufklärung. Aber Aufklärung? Der Mörder war schließlich
noch immer nicht gefasst. Im selben Atemzug wusste sie auch, dass sie ganz, ganz
kurz davor standen.
Das war
es auch, was sie so aufdrehte, was sie nicht schlafen ließ. Sie dachte an Frank,
ihm ging es sicherlich ähnlich. Liv machte das Fernsehen an, schaltete einen Musiksender
ein. Aber auch bei dieser Ablenkung kamen nur wieder alte Aggressionen gegen den
Fantasieklauer Fernseher auf. Sie drückte auf der Fernbedienung den Knopf, mit dem
man das Bild schwärzen konnte. Das war besser, obwohl es nun auch ein Radio getan
hätte.
Die Zeit
verging sehr langsam, Liv wurde und wurde nicht müde.
70
In ihrem Zimmer mit den inzwischen
vollständig gepackten Koffern und Taschen lief Liv herum wie Falschgeld. Sie mochte
solche Situationen nicht. Gedanken schossen ihr unkontrolliert im Kopf herum. Sie
hätte einen Boxsack oder ein Trampolin gebraucht, um sich körperlich zu verausgaben,
aber das Fitnessstudio hatte um diese nächtliche Stunde längst geschlossen. Sie
rief Dag an, leider war nur ihr Anrufbeantworter
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