Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)
Erdgeschoss waren beide froh, die
Enge endlich verlassen zu können.
»Ich muss
zur Fitness«, sagte Liv nur kurz, gab ihm im Gehen und ohne Blickzuwendung den Zettel
und lief in Richtung ihres Zimmers. Er strebte ohne Zögern den Ausgang an.
Im Zimmer
schmiss sich Liv rücklings auf das Bett und atmete tief durch.
›Was war
das denn eben? Ein professionelles Verhör sieht irgendwie anders aus. Ich kann mit
diesem Kommissar aber auch überhaupt nicht zusammenarbeiten. Keine Ahnung, aber
er schafft es regelmäßig, mich in Rage zu bringen. Warum verhält der Kerl sich aber
auch so furchtbar? Er hat mich doch gar nicht unterstützt, er hat sich hauptsächlich
um das Wohl dieser Tusse gesorgt.‹
Liv knautschte
das Kopfkissen. Sie ärgerte sich, dass sie das alles ärgerte.
Liegen konnte
Liv nun nicht mehr. Sie zog sich ihre Joggingkluft an und machte sich auf zum Auspowern
mit Bettina im Fitnessstudio.
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»Du bist zu früh!«, rief Bettina
Liv zu, als sie ins Fitnessstudio kam.
Liv winkte
energisch ab, ging schnurstracks auf das kleine Minitrampolin zu, zog ihre Schuhe
aus und gewöhnte sich, zuerst noch schwankend, an den weichen, nachgiebigen Untergrund.
Zunächst etwas wackelig, wurde sie immer sicherer, bald breiteten sich ihre Mundwinkel
aus und ihre Verspannungen lockerten sich. Es machte riesig Spaß.
Liv hüpfte
immer höher, mit den unterschiedlichsten Figuren, dann wieder weniger, wieder mehr.
Man sah es ihr an, es war ein tolles Gefühl, es forderte die Kondition, aber auch
die Konzentration, man musste seine Bewegungen koordinieren, das ungefähr ein Quadratmeter
große Tuch treffen und dabei nicht umfallen. Den Hampelmann, bei dem die Hände über
dem Kopf zusammenklatschten und die Beine von der Grätsche in den Parallelstand
hüpften, kannte Liv noch aus Kinderzeiten. Puuh, das war anstrengend, aber es tat
ihr gerade jetzt sehr, sehr gut. Zum Abschluss ein paar Faustschläge in Richtung
des imaginären Kommissars – und Liv war weitgehend genesen. Zumindest konnte sie
wieder Spaß haben und musste nicht dauernd an dieses Fiasko da oben in der Wohnung
der Frau Salmann denken. Nach 15 Minuten auf dem Trampolin merkte Liv, dass sie
etwas getan hatte. Ihr Entschluss stand fest: Solch ein Sportgerät würde sie sich
für ihr Zuhause kaufen. Das konnte sie bei schlechtem Wetter auch drinnen genießen,
es machte richtig Freude und hatte eine gewisse Leichtigkeit, die ihr gefiel. Einzige
Voraussetzung war eine ausreichend hohe Zimmerdecke. Aber auch bei dem Gedanken,
an die Decke zu stoßen, lachte sie. Das war ein Gute-Laune-Sport, das Gerät wollte
sie unbedingt haben.
Liv holte
einige Minuten Atem, stretchte sich etwas, da kam Bettina auch schon auf sie zu.
»Das sah
gut aus, was du da auf dem Trampolin gemacht hast. Und das Wichtigste, es schien
dir richtig Spaß bereitet zu haben. Wenn du willst, kann ich dir noch einige Übungen
zeigen. Das Trampolin ist ein vielseitiges Trainingsgerät, ich mag es sehr.«
Als sie
hörte, dass Liv sich privat eins zulegen wollte, hörte sie gar nicht mehr auf, ihr
Tipps und Informationen zu geben. Die billigen seien oft zu hart gefedert, eine
gewisse Größe und Belastungsfähigkeit sei vonnöten. Sie zeigte weitere Spring- und
Wippfiguren auf dem Trampolin und demonstrierte Stretchingübungen. Auch ein dehnbares
Gummiband kam zum Einsatz. Echt toll. Liv wäre am liebsten sogleich eins kaufen
gegangen. Aber sie vergaß nicht, dass sie hier anderes zu tun hatte.
»Morgen
bin ich weg, Bettina, ich wollte mich bedanken. Du bist eine gute Trainerin.«
Bettina
stoppte jegliche Bewegung am Trampolin, kam auf Liv zu und schien gerührt von den
lobenden Worten.
»Hei, das
ist aber nett von dir. Du warst aber auch eine gute Schülerin.« Sie umarmte Liv.
Gegenseitig klopften sie sich auf die Schultern und ließen wieder voneinander ab.
»Na denn,
weiter geht’s. Heute ist Wunschkonzert. Am letzten Tag kannst du dir wünschen, was
du machen und vertiefen willst. Wie sieht es aus? Trampolin oder Kickboxen, Ernährungsberatung
oder Gerätetraining?«
Liv musste
nicht lange überlegen. Als sie Kickboxen hörte, sagte sie gleich zu. Das hatte ihr
viel Spaß gemacht. Das sollte es sein. Bettina erklärte ihr spezielle Fußtritte
aus dem Stand, die sie in gymnastischen Übungen praktizierte, bevor sie wieder relativ
planlos draufloskicken konnte. Diesmal kickte Liv gegen eine imaginäre Frau und
konterte den Angriff virtueller gelber Frösche.
Wom, wieder
einen
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