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Frösche: Roman (German Edition)

Frösche: Roman (German Edition)

Titel: Frösche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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Flößen vorbei durchs Wasser stob, bekomme ich immer noch heftiges Herzklopfen.
    Dieses Patrouillenboot war nicht mehr der alte, simple Kahn von 1970, sondern ein hellbeiges, stromlinienförmiges Schnellboot. An der Vorderseite des halb geschlossenen Führerhäuschens blinkten glasklare Acrylscheiben; der Bootsführer war derselbe, immer noch Qin Strom, aber sein Haupthaar war inzwischen schlohweiß.
    Gugu und meine frischgebackene Ehefrau Shizi standen an Bord und hielten sich am Gestänge des Führerhäuschens fest. Der Fahrtwind presste ihnen die Kleidung eng an den Körper. Ich sah auf Shizis kugelrunde, volle Brüste. Tausend verworrene Gefühle bestürmten mich. Hinter ihnen auf den Bänken zu beiden Seiten saßen vier Männer. Die hochschießenden Bugwellen des dahinfliegenden Bootes bespritzten unsere Flöße. Durch den Schwall der Heckwelle gerieten sie gefährlich ins Schwanken.
    Ich bin mir sicher, dass Shizi mich gesehen haben musste, als das Patrouillenboot unmittelbar an meinem Floß vorbeistob. Aber sie grüßte mich nicht einmal.
    Die Shizi, die mich erst zwei Tage zuvor geheiratet hatte, war eine vollkommen andere. Traumbilder ergriffen von mir Besitz, ich fühlte, wie mir die Wirklichkeit entglitt; an alles, was geschehen war, erinnerte ich mich nur noch schemenhaft. Shizis Kälte ließ mich sofort Partei für die Verfolgten ergreifen. »Galle! Flieh, so schnell du kannst! Wang Bein, stake schneller!«
    Gugus Boot schnitt unseren Konvoi und preschte auf das allen voran treibende Floß der Wangs zu.
    Qin Strom drosselte den Motor und ging längsseits. Es waren kaum noch Motorengeräusche zu hören, zwischen Streifenboot und Floß gab es nur noch wenige Meter Abstand. Das Patrouillenboot näherte sich dem Floß immer mehr. Offenbar wollte Gugu es so ans Ufer drängen. Wang Bein wandte sich zur Seite und stieß sich mit dem Staken von der Breitseite des Motorboots ab. Er hatte wahrscheinlich die Falle durchschaut, aber die Wechselwirkung seiner Bewegungen führte nur dazu, dass sein Floß erst recht aus dem schnell fließenden Wasser der Flussmitte an den Rand gedrängt wurde.
    Einer der Männer an Bord des Patrouillenbootes nahm eine Stange mit einem Enterhaken und angelte damit nach der Plastikplane. Er erwischte sie und zog mit kräftigem Ruck. Geräuschvoll riss sie entzwei. Er hantierte noch ein paar Mal, bis auf dem Floß alles deutlich zum Vorschein kam.
    Wang Bein trommelte mit seinem Staken wild auf den Mann ein. Der parierte die Schläge mit seiner Stange. Wang Leber und Chen Nase griffen sich jeder schnell ein Ruder, setzten sich zu beiden Seiten auf den Rand des Floßes und ruderten wie von Sinnen.
    Zwischen beiden saß die winzige Wang Galle, die mit dem linken Arm ihr Töchterchen Ohr schützte, das sein Gesicht unter der Achsel der Mutter vergraben hatte. Mit dem rechten Arm hielt sie ihren kugelrunden Schwangerenbauch umfasst. Zwischen dem lauten Krachen der wild aufeinanderschlagenden Staken und den platschenden, spritzenden Wassermassen ertönte Galles schrilles Kreischen: »Gugu, ich flehe dich an, lass Gnade walten! Lass uns am Leben!«
    Als das Floß begann, sich Stückchen für Stückchen vom Patrouillenboot zu entfernen, sprang Kleiner Löwe entschlossen in Floßrichtung in den Fluss. Mit lautem Plumpsen fiel sie ins Wasser. Sie konnte nicht schwimmen. Sie sank, trieb, schien zu ertrinken. Gugu schrie um Hilfe, jemand solle sie retten. Chen Nase und Wang Leber nutzten die Chance und ruderten, was sie konnten. Das Floß erreichte wieder das schnell fließende Wasser in der Flussmitte.
    Shizi zu Hilfe zu kommen, kostete Zeit. Einer der Männer an Bord streckte ihr den Enterhaken hin, damit sie ihn ergreifen konnte, sie griff jedoch nach seinem Bein, so dass er ebenfalls ins Wasser fiel. Auch er war so ein Exemplar von Nichtschwimmer. Den übrigen Männern blieb nichts anderes übrig, als ebenfalls von Bord in den Fluss zu springen, um den Kameraden zu retten. Der Bootsführer Qin Strom verlor zunehmend die Kontrolle über das Boot, Gugu sprang wutentbrannt darauf herum und herrschte ihre Leute an.
    Keiner der Bauern auf den Flößen und in den Booten wollte Shizi retten. Aber weil sie schließlich meine Ehefrau war, stakte ich mein Floß kräftig vorwärts, um in ihre Nähe zu kommen. Von der Seite kam ein Floß quer auf mich zugeschossen, fast wäre das meine zerschellt. Ihr Kopf war immer seltener über der Wasseroberfläche zu sehen, immer weniger. Ich zauderte nicht mehr, gab

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