Frösche: Roman (German Edition)
und Großmutter werden sich stur stellen. Ihr wollt doch nicht wirklich die Häuser der Leute niederreißen und planieren?«
»Gugu geht nicht davon aus, dass die Wangs Galle ausliefern. Sie will, dass Nase sie aus eigenem Antrieb dort wegholt. Sie hat Nase versprochen, dass er sein gesamtes Geld zurückbekommt, sobald er Galle zu ihr bringt und sie das Kind wegmachen lässt. Achtunddreißigtausend Yuan – ich bin überzeugt, dass wir ihn mit diesem Angebot weich klopfen können.«
Ich seufzte tief: »Warum wollt ihr das Leben des Kindes vernichten, es ausmerzen ... Renmei habt ihr schon getötet. Reicht euch das nicht?«
»Wang Renmei war selbst schuld, es war doch nur gerecht«, sagte Kleiner Löwe ungerührt.
Ich spürte, dass ihr Körper plötzlich kühl geworden war.
8
Der Himmel war ständig bewölkt, es regnete ununterbrochen. Die Straßen waren überschwemmt und der Fluss führte Hochwasser. Die Lastwagen, die sonst aus den angrenzenden Provinzen kamen, um uns die großen Pfirsiche abzukaufen, die wir in Gaomi anbauen, kamen nicht.
Alle hatten ihre Pfirsichernte eingebracht. Die vollen Körbe hatte man wie kleine Hügel übereinander gestapelt und zum Schutz vor dem Regen mit Folie abgedeckt. Andere Pfirsiche lagen unordentlich aufgetürmt in den Pfützen im Hof herum und litten unter dem prasselnden Dauerregen. Chinesische Saftpfirsiche lassen sich nicht gut lagern, deshalb war im letzten Jahr der Lastwagen des Händlers, der uns die Pfirsiche abkauft, direkt zu uns an die Plantage herangefahren. Wir pflückten, wogen gleich vor dem Auto und luden auf. Die Fahrer scheuten keine Mühen und fuhren die Fracht über Nacht zum Verkauf in fünfhundert Kilometer und noch entfernter gelegene Städte. In diesem Jahr wollte uns der Himmel nach Jahren reichen Pfirsichglücks offensichtlich eine Strafe erteilen. Seit die Pfirsiche reif waren, gab es keinen einzigen Tag mehr mit blauem Himmel. Nur noch Regenwetter, mal regnete es Bindfäden, mal nieselte es. Hätten wir die Pfirsiche nicht gepflückt, wären sie am Baum verrottet. Aber wenn wir sie schon gepflückt bereithielten, blieb uns der leise Hoffnungsschimmer: Sobald die Wolken aufreißen, rauf mit ihnen auf den Laster und ab in die Stadt! Aber jener Tag ließ auf sich warten. Es gab keinerlei Hinweis auf einen Wetterumschwung.
Wir hatten nur noch dreißig Pfirsich- und Aprikosenbäume, weil mein Vater schon alt war, sich mit der Baumpflege nicht gut auskannte und weil der Ertrag meist gering war; doch dreitausend Kilo waren doch zusammengekommen. Wir besaßen auch nur wenige Obstkörbe, gerade mal sechszehn hatten wir gefüllt und im Seitenhaus auf den Gang gestellt. Die restlichen Früchte lagen aufgehäuft unter einer Plastikplane im Hof.
Ständig trieb es meinen Vater in den Regen hinaus, wo er die Plane hochhob und prüfend einen der Pfirsiche in die Hand nahm. Jedes Mal, wenn er sie lüftete, roch es faulig.
Seit ich mit Shizi verheiratet war, lebte meine Tochter bei meinem Vater. Immer wenn er durch den Regen in den Hof ging, lief meine Tochter mit einem kleinen Kinderregenschirm, der mit Tierbildern bedruckt war, hinterher.
Meine Tochter behandelte mich und meine Frau kühl, aber einigermaßen höflich. Wenn Kleiner Löwe Süßigkeiten für sie hatte, verschränkte sie beide Hände auf dem Rücken, sagte aber trotzdem: »Danke, Tante.«
Ich fiel ihr ins Wort: »Mama sollst du sagen.«
Meine Tochter warf mir einen überraschten Blick zu.
Kleiner Löwe sagte sofort: »Nicht nötig. Du brauchst mich nicht so zu nennen! Die anderen nennen mich Kleiner Löwe.« Sie zeigte auf einen kleinen Löwen auf dem bunten Regenschirm. »Nenn du mich Großer Löwe.«
»Frisst du Kinder?«, fragte meine Tochter.
»Ich fresse keine Kinder. Mein Beruf ist es, Kinder zu beschützen.«
Vater kam wieder zur Tür herein, seinen Bambusstrohhut hatte er mit angefaulten Pfirsichen gefüllt. Während er sie mit einem rostigen Messer schälte, seufzte er in einem fort.
»Wenn wir schon welche essen, können wir doch die guten nehmen«, sagte ich.
»Die sind bares Geld!«, erwiderte Vater: »Heutzutage fühlt sich keiner mehr dem Volk verpflichtet.«
»Vater!« Kleiner Löwe tat sich noch etwas schwer mit dieser Anrede, es klang aufgesetzt. »Die Regierung wird sich in jedem Fall darum kümmern, man wird bestimmt größten Einsatz zeigen.«
»Ach was, die Regierung ist mit der Geburtenplanung beschäftigt, was anderes kümmert die doch gar nicht«, erwiderte
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