Frösche: Roman (German Edition)
Froschprodukte.
Nach der Besichtigung begegneten mir in meinen Träumen regelmäßig Bilder von solchen Froschbecken. Sie hatten alle eine ungefähre Größe von vierzig Quadratmetern. Die Wassertiefe des darin eingelassenen trüben Wassers betrug circa einen halben Meter. Die Froschmännchen schwammen an der Wasseroberfläche, pumpten ihre weißen Schallblasen auf und stießen ihren einem Ochsenmuhen ähnlichen dumpfen Paarungsruf aus. Die Froschweibchen streckten gelassen alle Viere von sich und ließen sich an die Wasseroberfläche treiben, um sich in aller Ruhe den Männchen zu nähern. Jede Menge andere Frösche lagen schon paarweise fest übereinander. Die Froschweibchen berührten die Männchen, sowie sie an der Wasseroberfläche durch das Becken schwammen. Dann umfasste das Froschmännchen mit seinen Vorderbeinen das Weibchen und umklammerte es, während die Hinterbeinchen unaufhörlich gegen den Unterleib des Weibchens traten. Zeitgleich mit dem Austreten der großen Klumpen des glasklaren, gallertartigen Laichs aus der Kloake des Froschweibchens spritzte das Froschmännchen seine durchsichtige Samenflüssigkeit ins Wasser. Bei den Fröschen findet die Befruchtung ja außerhalb des Leibes statt.
Wahrscheinlich hatte es mein Cousin gesagt, oder war es Backe gewesen? Jedenfalls soll ein Froschweibchen bei jedem Paarungsakt achttausend bis hunderttausend Eier ausstoßen. Es ist also um einiges tüchtiger als die Menschen!
Das ganze Becken hallte wieder von dem Fröschequaken. Die Aprilsonne hatte das Wasser in den Becken so erwärmt, dass es lauwarm war. Ein penetranter Fischgeruch, der bei ausnahmslos jedem Menschen einen starken Brechreiz hervorruft, hing über allem.
»Hier haben wir sozusagen das Liebesnest der paarungswilligen Frösche auf Partnersuche. Es ist der Ort der Fortpflanzung zur Zucht üppiger Nachkommenschaft. Um die Ovulation der Froschweibchen anzuregen, geben wir dem Futter follikelstimulierende Hormone zu, sogenannte Follitropine.« – Quak! Quak Quak! Quak Quak Quak! –
Die Ohren summten uns vom lauten Fröschequaken, die Bilder von den massenhaften Fröschen hatten wir noch vor Augen, da führte man uns in ein exklusiv ausgestattetes Luxusrestaurant.
Eine Serviererin, die eine Uniform in Rosé trug, goss Tee ein, brachte uns Hors d’œuvres und kredenzte uns einen Aperitif und Schnaps.
»Wir genießen heute ein Festessen mit Froschgerichten in allen Variationen«, erklärte Backe.
Ich nahm die Speisekarte, die auf dem Tisch lag, zur Hand und las:
Knusprige Froschschenkel frittiert; kurzgebratene Froschschenkel mit grüner Paprika; Froschhaschee mit Trockenbambussprossen; Kaulquappen Blau; Cremesuppe mit Froschlaichhäubchen; Gefüllte Eier mit Froschlaich ...
»Entschuldigt bitte. Ich esse keine Frösche«, sagte ich nur.
»Ich auch nicht«, sagte Kleiner Löwe.
»Ach? Warum denn nicht?« Backe war erstaunt. »So was Köstliches. Das verschmäht ihr?«
Ich war fleißig bemüht, die vorstehenden Augen der Frösche zu vergessen; die schleimige Haut und den strengen, fischigen Geruch, der ihnen anhaftete, aus meinem Gedächtnis zu löschen. Aber es klappt bis heute nicht. Gequält schüttelte ich den Kopf.
»Koreanische Wissenschaftler konnten kürzlich aus der Froschhaut wertvolle Peptide extrahieren, die entscheidende Funktionen im menschlichen Organismus erfüllen. Sie wirken als Antioxidantien und sind im menschlichen Körper als Radikalfänger unterwegs. Also natürliches Antiaging!«
Mein Cousin beugte sich zu mir herüber und sagte geheimnisvoll: »Natürlich hat Froschfleisch noch vielfältige andere mystische Wirkungsweisen, besonders was die Wahrscheinlichkeit von Zwillings- und Mehrlingsgeburten bei Frauen angeht. Sie wird durch unser Froschfleisch um ein Vielfaches erhöht.«
»Möchtest du nicht doch probieren?«, fragte mich Yuan Backe. »Sei mutig! Trau dich! Wer Skorpione, Ameisen, Würmer und Giftschlangen verspeist, wird sich doch trauen, einen kleinen Frosch zu essen?«
»Hast du vergessen, dass ich mit meinem Schriftstellernamen Kaulquappe heiße?«
»Du hast ja Recht, mein Guter!« Backe wies den Service an: »Räumt den ganzen Tisch wieder ab, schafft alles Essen raus und deckt neu. Alle Gerichte noch einmal, nur ohne Froschfleisch.«
Das Essen wurde frisch serviert, und der Schnaps floss reichlich, während wir uns zuprosteten.
Ich fragte Backe: »Alter Fuchs, wie bist du auf die Idee gekommen, Frösche zu züchten?«
»Wenn man richtig Geld
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