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Frösche: Roman (German Edition)

Frösche: Roman (German Edition)

Titel: Frösche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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sagte Wang Leber. »Aber dann wurde bekannt, dass von oben eine Inspektion angeordnet worden sei. Man wollte ein Dorf aus der Zeit der Volkskommunen als Ausflugsziel für die Städter erhalten. So kam es, dass der Stall blieb.«
    »Will man hier in Zukunft noch mal Rinder und Pferde halten?«, fragte Kleiner Löwe.
    »Ich schätze eher nicht.« Leber rief laut: »Qin Strom! Lehrer Qin! Meister! Gäste sind da!«
    Es blieb still. Wir folgten Leber und traten ein. An den Wänden waren noch immer die Rillen von den Tritten der Mulis und der angetrocknete Kuhmist zu sehen.
    Der große Wok, worin das Futter für die Pferde und Rinder gekocht worden war, stand noch unverändert an Ort und Stelle. Der Kang, auf dem die Fangs mit ihren sechs Söhnen geschlafen hatten, war auch noch da.
    Früher hatte ich ein paar Nächte auf diesem Kang verbracht. Es war im Januar kurz vor Neujahr gewesen, in der kältesten Jahreszeit, in der das Wasser sogar noch beim Heruntertropfen gefriert. Die Fangs waren arm. Sie hatten keine Steppdecken besessen. Damit ich nicht frieren musste, hatte der alte Fang die ganze Nacht über den Kang befeuert. Davon war dieser heiß wie eine Bratpfanne geworden. Seine Jungs waren das gewohnt gewesen, sie hatten wunderbar geschlafen, nur ich hatte die ganze Nacht über kein Auge zugetan.
    Jetzt lagen auf dem Kang zwei gefaltete Steppdecken. Darüber klebten an der Wand zwei Neujahrsbilder. Auf dem einen stand:
    Das chinesische Einhorn bringt Babys,
    und auf dem zweiten:
    Der Zhuangyuan, der Prüfling, der in Peking bei Hofe den ersten Platz belegt, macht einen Stadtbummel.
    Wir entdeckten eine dicke Platte aus Holz, die über zwei Steintrögen lag, darauf matschige Erde und Werkzeug. Dahinter stand eine Holzbank, auf der unser guter alter Qin Strom saß.
    Er trug einen langen blauen chinesischen Übermantel, die Ärmel und der Brustlatz waren mit Farbklecksen übersät. Sein Haar war schlohweiß, immer noch in der Mitte gescheitelt, sein Gesicht mit den großen, melancholisch dreinblickenden Augen glich dem eines Fohlens.
    Als er uns eintreten sah, schaute er auf. Sein Blick streifte uns kurz und sein Mund bewegte sich unmerklich; das war der Gruß, der uns galt. Dann stützte er sein Gesicht sofort wieder in beide Hände und starrte weiter grübelnd die Wand an.
    Unwillkürlich hielten wir den Atem an und begannen zu flüstern, versuchten leise aufzutreten, weil wir fürchteten, Lärm zu machen und den Meister beim Nachdenken zu stören.
    Leber führte uns zu Qin Stroms Kunstwerken, die wir alle besichtigen durften. Seine halbfertigen Figuren hatte er in den alten Steintrögen der Rinder zum Trocken aufgestellt. Die fertig durchgetrockneten standen auf ein paar langen Brettern, die er an der Nordwand wie Bänke aufgestellt hatte. Kinder in allen nur möglichen Posen grüßten uns aus den Rindertrögen. Obwohl sie noch nicht bemalt worden waren, wirkten sie beseelt.
    Leber flüsterte uns zu, dass der Meister dort viele Tage unbeweglich sitzend und grübelnd zubringe. Selbst nachts gehe er oft nicht schlafen. Aber wie eine Maschine mit Zeitschaltuhr fange er zu gegebener Zeit an, die Erde auf seiner Arbeitsplatte zu kneten, damit sie weich und geschmeidig bleibe. Manchmal sitze er aber auch den ganzen Tag über nur stumm und steif da, ohne einen Finger zu rühren. Kein einziges Tonkind bringe er dann zuwege. Aber wenn er einmal zu modellieren begonnen habe, dann arbeite er in rasender Geschwindigkeit.
    »Ich bin zuständig für den Vertrieb seiner Tonkinder, und ich führe ihm den Haushalt. Ich habe endlich die Arbeit gefunden, die mir wirklich liegt. Genau wie der Meister, der nun seine Bestimmung gefunden hat. Er stellt keinerlei Ansprüche ans tägliche Leben. Was ihm vorgesetzt wird, das isst er. Natürlich kaufe ich ihm die nahrhaftesten, gesündesten Lebensmittel, schließlich ist er Nordost-Gaomis ganzer Stolz, er ist der Stolz unseres ganzen Kreises.«
    Leber erzählte weiter: »Eines Nachts bemerkte ich plötzlich, dass er verschwunden war, denn er schlief nicht mehr auf dem Kang. Ich ging hastig los, um ihn zu suchen. Im Hof war er auch nicht. Wo konnte er hin sein? Ich war vor Angst schweißgebadet. Wenn ihm nun tatsächlich etwas zugestoßen sein sollte ... Dann würde man im Kreisamt sagen: Welch ein Verlust für unser Gaomiland! War doch der Kreisvorsteher mit dem leitenden Kader des Kulturamts und mit dem leitenden Kader des Büros für Touristik schon dreimal bei uns gewesen!
    Wisst ihr

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