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Frösche: Roman (German Edition)

Frösche: Roman (German Edition)

Titel: Frösche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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ausstieß.
    Dass eine Zigarette einem Menschen eine solche Entspannung und Behaglichkeit verschaffen kann! Obwohl ich selbst doch auch schon viele Jahre lang rauche, bin ich nicht besonders süchtig nach Zigaretten.
    Er nahm noch einen Zug. Der Tabak war fast verbrannt. Bei diesen teuren Zigaretten war der Filter raffinierterweise besonders lang und die Tabakmenge pro Zigarette entsprechend gering; das beschwichtigt die wohlhabenden Raucher, die zu dieser Marke greifen und Angst vor dem Tod haben, das Rauchen aber trotzdem nicht lassen können.
    Er hatte die Zigarette binnen dreier tiefer Lungenzüge bis zum Filter aufgeraucht. Ich reichte ihm direkt die ganze Packung. Furchtsam lugte er nach beiden Seiten und griff dann schnell zu, um sie in seinem Ärmel verschwinden zu lassen. Das Versprechen, uns eine Kostprobe seiner Schwertkunst zu geben, hatte er vergessen, und er ging nun ein Bein und den Degen nachziehend zur Tür, um das Lokal zu verlassen. An der Tür nahm er aus dem Weidenkorb noch ein französisches Baguette mit.
    »Don Quijote! Hast du unseren Gästen wieder was abgeluchst!«, rief der dicke Sancho Panza ihm nach und kam mit zwei Glas schäumendem Starkbier auf uns zu. Durchs Fenster hatten wir den armen Tropf gut im Blick, wie er mit seinem rostigen Degen, seinem Hinkebein und einem ellenlangen Schatten über den Tempelplatz und in der Dunkelheit verschwand. Der kräftig gebaute Hund folgte ihm dicht auf den Fersen; der Mensch verkommen und völlig am Ende, sein Hund frohgemut und voller Elan.
    »Lästiger Unglücksrabe!« Entschuldigend rügte ihn der falsche Sancho Panza und posaunte: »Hinter unserem Rücken macht der Sachen, die uns kompromittieren. Im Namen meines Chefs entschuldige ich mich hiermit bei Ihnen für die Unannehmlichkeiten. Ich hoffe, es hat Ihnen nichts ausgemacht, diesem heruntergekommenen Junker ein paar Zigaretten zu überlassen.« »Aber nicht doch! Sagen Sie so etwas nicht!« Ich konnte den Tonfall des Obers und seine Überheblichkeit nicht leiden, schließlich drehten wir keinen Film und waren auch nicht im Theater ...
    »Haben Sie ihn hier angestellt?«
    Der Ober antwortete: »Mein Herr, ich sage es Ihnen, wie es ist: Als wir den Laden hier aufmachten, bemitleidete mein Chef ihn und staffierte ihn so aus. Ich und er hatten am Eingang zu stehen und die Gäste anzulocken. Aber wir hatten nicht wenig Ärger mit ihm, er ist alkohol- und nikotinsüchtig. Wenn er getrunken hat, ist mit ihm nichts mehr anzufangen, und obendrein hat er noch diesen penetranten Köter immer dabei. Er ist unappetitlich, wäscht sich nicht von alleine. Ich dusche täglich zweimal. Wenn ich schon nicht gut aussehe, sollen andere wenigstens einen angenehmen Duft in der Nase haben, wenn sie mich sehen, und sich dadurch entspannt fühlen. Das gehört zum Berufsethos eines qualifizierten Obers. Aber dieser arme Tropf ist nicht nur ein paar Mal vom Regen völlig durchnässt hier erschienen, er hat sich auch nie gewaschen. Diesen abscheulichen Geruch konnten wir unseren Gästen nicht zumuten. Außerdem bettelte er entgegen den Anweisungen vom Chef hier ein öfter die Gäste um Geld an. So einen Lump hätte ich, wenn ich mein Chef wäre, längst mit dem Knüppel fortgejagt. Aber unser Chef, dieser Gutmensch, gibt ihm immer wieder eine Chance, sich zu bessern. Aber was macht so ein Lump? So sicher, wie ein Hund das Scheißefressen nicht lässt, wird auch der sich nicht ändern. Mein Chef hat ihm Geld gegeben, damit er nicht mehr wiederkommt. Aber er hat’s verquast und ist wieder angekommen. Wäre ich hier Chef, ich hätte die Polizei gerufen.« Der Dickwanst flüsterte jetzt: »Ich habe gehört, dass er ein Schulkamerad meines Chefs ist. Aber auch wenn man zusammen zur Schule gegangen ist, hat meiner Meinung nach alles seine Grenzen! Irgendwann haben sich die Gäste beim Chef beschwert, dass der Don Quijote unangenehm rieche und der Köter Flöhe habe. Da hat unser Chef jemanden eingestellt, der ihn einmal im Monat samt Hund zum Badehaus bringen muss. Beide werden gründlich geschrubbt. Das ist inzwischen zur Gewohnheit geworden. Er weiß diese Freundlichkeit nicht mal zu schätzen. Er schimpft, wenn es losgeht, selbst in der großen Wanne pöbelt er noch lauthals: ›Hand, du Dreckskerl, du nimmst einem Ritter die Würde‹.«
    Sugitani san, an jenem Abend gingen Kleiner Löwe und ich deprimiert den Weg am Fluss zurück nach Hause. Das Wiedersehen mit Nase hatte uns schwer getroffen. Die Erinnerungen an

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