Frösche: Roman (German Edition)
uns die Abrechnung, erklärte, die lebensrettenden Maßnahmen und die Medikamente machten zusammen bereits einen Betrag von mehr als zwanzigtausend Yuan aus. Und er wolle nur darauf hinweisen, dass dieser Betrag lediglich den Selbstkosten entspreche. Würde nach den üblichen Sätzen der Klinik abgerechnet, fiele die Rechnung natürlich um ein Vielfaches höher aus.
Während er uns dies vortrug, pöbelte Chen Nase laut: »Verpisst euch, ihr Halsabschneider, Geschäftemacher, Beutelschneider! Ihr Leichen fleddernden Maden. Und ihr da, hey! Ich kenne euch nicht, verschwindet!« Sein linker, heil gebliebener Arm fuchtelte wild, trommelte gegen die Wand! Suchte und fand eine Glasflasche, die er ins gegenüberliegende Bett warf, und traf den am Tropf hängenden alterschwachen Patienten.
»Verpisst euch alle! Dieses Krankenhaus habt ihr meiner Tochter zu verdanken. Ihr seid alles von meiner Tochter eingestellte Hilfskräfte! Wenn ich will, fliegt ihr sowieso morgen raus, und dann ist es aus mit eurer eisernen Reisschüssel!«
Stellen Sie sich vor, Sugitani san, als Nases Geschrei und Toberei auf dem Höhepunkt waren, kam eine schwarz gekleidete und verschleierte Frau ins Krankenzimmer.
Ich brauche es nicht zu sagen, teurer Freund, Sie erraten, wer es war. Richtig! Es war Nases Tochter Augenbraue, die dem Feuer in der Plüschtierfabrik entkommene und durch die Feuersbrunst verunstaltete Kleine.
Geräuschlos wie ein Spukgespenst kam sie hereingeweht. Kleid und Schleier ließen sie geheimnisvoll aussehen, wie aus einer anderen Welt, unheimlich.
Der Lärm verstummte. Als hätte man den Stecker gezogen. Selbst die stickige, warme Luft war urplötzlich kühl geworden. Ein Vogel, der auf der vor dem Fenster blühenden Magnolie saß, stieß einen langgezogenen zärtlichen Ruf aus.
Von ihrem Gesicht war nichts zu sehen und auch sonst kein bisschen Haut. Nur dass sie hochgewachsen und schmal gebaut war, konnte man erkennen: die Figur eines Mannequins! Wir wussten natürlich, dass es Augenbraue war. Ich und Kleiner Löwe erinnerten uns sofort an das kleine Wickelbaby von vor mehr als zwanzig Jahren.
Sie nickte uns zu, dann dem Vizedirektor: »Ich bin die Tochter. Was wir schuldig sind, bezahle ich!«
Sugitani san, in Peking habe ich einen Freund, er ist ein Spezialist für Verbrennungskrankheit und in der Pekinger Klinik 304 im Forschungszentrum für Schwerbrandverletzte und Plastische Chirurgie beschäftigt, außerdem ist er Mitglied der Forschungsgesellschaft für Schwerbrandverletzte. Er hat mir einmal berichtet, dass Verbrennungskranke seelisch stark traumatisiert sind, dass sie das Psychotrauma vielleicht noch stärker belastet als die körperliche Verletzung. Wenn sie zum ersten Mal ihr entstelltes Gesicht im Spiegel sehen, ist der Schock kaum auszuhalten. Verbrennungskranke brauchen sehr viel Mut, um weiterzuleben.
Finden Sie nicht auch, lieber Freund, dass der Mensch mit der Umgebung steht und fällt, in der er sich befindet? Besondere Umstände mögen dazu führen, dass Feiglinge plötzlich zu Helden werden, dass Verbrecher plötzlich gute Werke tun, dass Geizkragen mit zugeknöpften Taschen auf einen Schlag ihr gesamtes Geld verwetten. Augenbraues mutiges Auftreten und ihr Einstehen für ihren Vater sorgte bei uns für peinliche Betretenheit, und diese Peinlichkeit ließ unseren Sinn für Gerechtigkeit erwachen. Wahrer Gerechtigkeitssinn führt dazu, dass man anderen mit dem eigenen Geld hilft.
Zuerst war es Hand, dann auch wir anderen, die sprachen: »Augenbraue, du braves Mädchen, wir helfen dir bei der Rechnung für deinen Vater.«
Augenbraue entgegnete kühl: »Danke für eure Hilfsbereitschaft, aber unsere Schulden sind so hoch, die kann man niemandem zumuten.«
Nase schrie aus Leibeskräften: »Verschwinde! Du schwarz verhüllter Dämon, der sich erdreistet, sich als meine Tochter auszugeben. Meine eine Tochter macht ein Auslandsstudium in Spanien, ist dort in einen spanischen Prinzen verliebt, und beide planen ihre Hochzeit, meine andere Tochter ist in Italien und hat dort eine der ältesten Kellereien Europas gekauft, die einen köstlichen Wein herstellt, von dem sie ein ganzes Containerschiff voll auf den Weg nach China geschickt hat.«
9
Sugitani san! Wie peinlich ist es mir, dass ich noch keine Zeile von meinem Theaterstück geschrieben habe, auf das Sie schon so lange warten.
Es ist zu viel Material. Mir ist zumute wie einem Hund vor dem Berg Taishan, in den er hineinbeißen soll, aber er findet
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