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Frösche: Roman (German Edition)

Frösche: Roman (German Edition)

Titel: Frösche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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doch nicht im Ernst, wir wüssten das nicht?«
    »Ich hab das nicht geklaut«, warf ich schnell ein, »die hatten es weggeschmissen.«
    »Und wenn schon! Aber du hast es für über einen Yuan verkauft, das stimmt doch? Nun lad uns schon ein, Mann!«
    Wang Leber zeigte zur Schaukel bei der Tenne, wo sich die Leute drängten und die ausschwingende Schaukel ächzte. Dort verkaufte ein alter Mann geröstete Erdnüsse. Als ich die Erdnüsse erstanden und gerecht unter uns verteilt hatte, sagte Leber mit ernster Stimme:
    »Deine Tante wird den Kreisparteisekretär heiraten und den Platz seiner verstorbenen Ehefrau einnehmen.«
    »Völliger Blödsinn!«, fuhr ich ihn an.
    »Wenn deine Tante erst Frau des Kreisparteisekretärs ist, wird deine Familie davon profitieren. Dann werden dein großer Bruder, dein zweiter Bruder, deine große Schwester und du bestimmt schon bald in die Kreisstadt umziehen, dort arbeiten, vom Staat versorgt werden, auf die Universität gehen und später selber Kader werden. Dann darfst du deine alten Freunde aber nicht vergessen, hörst du?«
    »Kleiner Löwe ist ja wohl total hübsch!«, sagte Leber da plötzlich.

14
    Alle Eltern der damals zur Welt gebrachten Süßkartoffelkinder konnten, wenn sie bei der Kommune die Meldebescheinigung beantragten, einen Liter Sojaöl und Bezugsmarken für zwei Meter Tuch bekommen. Und diejenigen mit Zwillingen bekamen die doppelte Menge. Mit vor Dankbarkeit feuchten Augen blickten die Menschen auf das goldgelbe Sojaöl und kneteten die Tuchmarken, denen ein lieblicher Sojabohnengeruch entströmte, zwischen den Fingern. »Die neue Gesellschaft ist eben doch die bessere!«, mochten die Volksmassen denken. »Nun können wir sogar etwas dafür bekommen, wenn wir ein Kind gebären. Jetzt schätzt unser Land seine Menschen! Es wartet darauf, sie einzusetzen! Denn unserem Land mangelt es an Menschen«, sagte meine Mutter.
    Aus Dankbarkeit fassten alle den stillen Entschluss, viele Kinder zu bekommen und dem Staat so die empfangenen Wohltaten zurückzugeben. Mein Mitschüler Xiao Unterlippe hatte bereits drei kleine Schwestern bekommen – sein Vater Xiao Oberlippe war Verwalter des Brigadekornspeichers –, doch obwohl seine kleinste Schwester noch die Brust bekam, wölbte sich der Bauch seiner Mutter schon über dem nächsten Baby. Wenn ich mich vom Kühehüten auf den Heimweg machte, kam mir sein Vater regelmäßig auf einem ramponierten Fahrrad auf der kleinen Brücke entgegen. Er war groß und dick, das Fahrrad ächzte unter seinem Gewicht, als bräche es jeden Moment entzwei. Die Leute im Dorf trieben mit ihm Schabernack: »Oberlippe, wie alt bist du denn jetzt? Kannst du nicht auch mal eine Nacht auslassen?« Er lachte immer nur: »Wir klagen nicht, wenn wir Kinder für unser Land machen, da lassen wir keine Nacht aus.«
    Ende 1965 fühlte sich die Führung durch den sprunghaften Anstieg der Bevölkerung unter Druck gesetzt. Das Neue China erlebte seine erste Kampagne zur Geburtenplanung. Die Regierung ließ die Parole verbreiten:
    Ein Kind ist gut, zwei Kinder sind korrekt, drei Kinder schlecht.
    Als das Team der Filmvorführer unseres Kreises wieder in unser Dorf kam, gab es vor dem Hauptfilm eine Diaschau, mit der für die Geburtenplanung geworben wurde. Als auf der Leinwand die Schaubilder mit den riesig vergrößerten Geschlechtsorganen des Mannes und der Frau zu sehen waren, brach unter den Zuschauern ein seltsames Gejohle und wildes Gelächter aus. Die Halbwüchsigen unter uns hatten keinen blauen Dunst, grölten und lachten aber einfach mit. Viele der jungen Leute rückten dicht zusammen und hielten sich heimlich an den Händen. So eine Propaganda für Verhütungsmethoden war das reinste Fertilitätsprogramm, besser als jedes Aphrodisiakum. Schauspieler und Opernsänger des Kreistheaters teilten sich in ungefähr zwanzig kleine Gruppen auf, die in jedes winzige Dorf reisten und dort eine kurze Oper mit dem Namen »Den halben Himmel stemmen die Frauen« vorführten, die der diskriminierenden Missachtung der Frauen den Kampf ansagte.
    Gugu war inzwischen Leiterin der frauenärztlichen Abteilung der Kommunekrankenstation geworden, dazu hatte sie die stellvertretende Leitung der Gruppe für geregelte Familienplanung übernommen. Gruppenleiter war der Kommuneparteisekretär Qin Shan, der aber nur seinen Namen zur Verfügung stellte und ansonsten passiv blieb. Somit war meine Tante nicht nur ausführendes Organ der Geburtenkontrolle, also diejenige, die die

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