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Frösche: Roman (German Edition)

Frösche: Roman (German Edition)

Titel: Frösche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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Kutscher Wang Bein gewesen, der andere der Verwalter unseres Brigadekornspeichers, Xiao Oberlippe. Wang Bein habe sich auf seine guten Familienverhältnisse verlassen, deswegen habe er sich reaktionär, noch dazu arrogant und aggressiv verhalten.
    Kaum aus der Untersuchungshaft wieder auf freiem Fuß, schwang er laute Reden, wer es wage, ihn zur Sterilisation zu zwingen, dem werde er den blanken Stahl hineinstoßen und triefend rot wieder herausziehen!
    Mein Freund Wang Leber war verliebt in Gugus Assistentin Shizi und deswegen gefühlsmäßig auf Gugus Seite. Er wollte seinen Vater zur Sterilisation überreden, erntete aber nur zwei Backpfeifen. Leber floh eilends aus dem Haus, Wang Bein rannte mit der großen Kutscherpeitsche hinter ihm her. Er verfolgte ihn bis zum Teich am Dorfrand. Da standen Vater und Sohn hüben und drüben, zwischen ihnen das Wasser, und schrien sich an. Wang Bein brüllte:
    »Du verfickter Hundesohn! Seinen eigenen Vater zur Sterilisation überreden wollen!«
    Sein Sohn schrie zurück:
    »Wenn du meinst, dass ich einen verfickten Hund zum Vater habe, dann ist das wohl so!«
    Wang Bein merkte, dass er sich mit seinem Schmähruf selbst beschimpft hatte, und rannte los um den Teich, immer seinem Sohn hinterher. Sie rannten und rannten, Runde um Runde, wie in einem Kollergang. Ein ganzer Haufen Schaulustiger versammelte sich, der Öl ins Feuer goss, Zunder auflud, Wind zufächelte, damit die Flammen höher schlagen konnten. Die Folge waren unaufhörliche Lachsalven.
    Wang Leber hatte den scharfen Säbel heimlich von zu Haus fortgeschafft und beim Dorfparteizellensekretär Yuan Gesicht abgegeben. Er erklärte ihm, die Mordwaffe habe sein Vater schon mal vorbereitet, damit er den, der es wage, ihn zum Sterilisieren zu schleppen, einen Kopf kürzer machen könne. Yuan Gesicht wagte nicht, nachlässig zu verfahren, und nahm den Säbel mit zur Kommune, wo er meiner Tante und Parteisekretär Qin davon berichtete. Qin knallte wütend mit der Handfläche auf den Tisch.
    »Damit hat er sich strafbar gemacht! Zuwiderhandlung gegen die Politik der Geburtenplanung ist Konterrevolution!«
    Meine Tante meinte:
    »Wenn wir den nicht erledigen, können wir das nicht im großen Stil durchziehen.«
    »Auf jeden Fall. Denn alle im Dorf, die zu sterilen Männern werden sollen, schauen auf Wang Bein«, pflichtete Yuan Gesicht ihr bei und wies seine Leute an: »Nehmt diesen typischen Fall von einem Negativ-Beispiel fest!«
    Der alte Ning, Beamter für öffentliche Sicherheit im Kommunebüro, der immer ein Sturmgewehr um die Lenden trug, trat, Gewehr bei Fuß, sofort vor. So rückte der Dorfparteisekretär mit Nings Unterstützung zusammen mit der Vorsitzenden des chinesischen Frauenverbandes und dem Feldwebel der Volksmilizionäre mit seinen vier Milizionären aus, um den Hof des Wang Bein zu stürmen.
    Wangs Frau, die mit einem kleinen Mädchen an der Brust im Schatten der Bäume Strohmatten flocht, ließ, sowie sie den bedrohlichen Ansturm bemerkte, die Arbeit fallen, warf sich zu Boden und weinte in höchsten Tönen.
    Leber saß unter der Traufe und sagte keinen Ton, Galle kauerte auf der Schwelle und betrachte ihr zierliches Gesichtchen in einem kleinen Spiegel, als Yuan Gesicht schrie:
    »Wang Bein, komm raus! Wir werden nun andere Saiten mit dir aufziehen. Wenn der süße Schnaps ausgetrunken ist, folgt die bittere Medizin des Gesetzes. Kommunepolizist Ning ist auch mitgekommen. Du magst uns einmal noch entkommen sein, doch beim zweiten Mal gibt es kein Entrinnen mehr. Ein richtiger Kerl macht so was entschlossen, sauber, auf einen Streich. Was soll dieses Rumgeeiere?«
    »Fang Lianhua! Hör auf zu brüllen und ruf deinen Mann heraus«, riet die Vorsitzende des Frauenverbands der Frau des Wang Bein.
    Nichts tat sich. Yuan Gesicht blickte vielsagend zum Polizisten hinüber, ein Wink und die vier Bullen stürmten mit Seilen bewaffnet das Haus. Zu gleicher Zeit warf Leber, der unter der Traufe stand, dem Polizisten Ning einen Blick zu und zeigte auf den Schweinepferch, wo es in der Ecke rumorte. Obwohl er ein kurzes und ein langes Bein hatte, war Ning fix zu Fuß, ein paar Riesenschritte und er stand mit gezücktem Gewehr vor dem Pferch, um zu brüllen: »Wang Bein, komm raus!«
    Den Kopf voller Spinnweben kam dieser herausgekrochen. Die Bullen umzingelten ihn mit den Seilen. Bebend vor Wut, rieb er sich das schweißnasse Gesicht.
    »Hinkebein, was krakeelst du da? Kriegst du es mit deiner kaputten Flinte wieder

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