Frösche: Roman (German Edition)
nicht gebacken, dass einer wie ich dich fürchtet?«
»Ich wollte dir gar keine Angst einjagen, mach kein Theater und komm brav mit, dann passiert dir auch nichts.«
»Ach? Und wenn ich nicht mitspiele, was machen wir dann? Willst du mich jetzt erschießen, oder was? Wenn du nicht zu feige bist«, er zeigte auf seinen Hosenstall, »dann feuer hier rein. Da ist es mir lieber, du kastrierst mich mit der Knarre, als dass ich mir von diesen zwei alten Weibern mit dem Messerchen dran rumschnippeln lasse.«
»Wang Bein, hör auf, so ein Blech zu reden, Sterilisation beim Mann bedeutet diese Röhre zubinden, mehr nicht«, rief die Vorsitzende des Frauenverbandes.
»Dir gehört die Möse zugenäht, dass du’s weißt!« Wang Bein zeigte mit dem Finger auf ihren Schritt.
Der Polizist schwenkte sein Sturmgewehr: »Marsch jetzt! Fesselt ihn!«
»Woll’n mal sehn, wer hier wagt, mich anzurühren!«Bein griff sich einen Spaten und hielt die Klinge mit funkelnden Augen in Richtung der Bullen. »Nur zu, noch einen Schritt näher und ich hau euch den Schädel weg!«
Genau in diesem Moment erhob sich das Püppchen Galle mit seinem kleinen Spiegel in der Hand von der Schwelle. Dreizehn Jahre alt war die Kleine damals und maß gerade mal siebzig Zentimeter. Aber trotz ihrer zurückgebliebenen Körpergröße war sie wunderhübsch und ebenmäßig gewachsen, wie eine Schönheit aus dem Zwergenland. Mit dem Spieglein leitete sie – bar jeder Bosheit – einen blendenden Sonnenstrahl direkt in das Gesicht ihres Vaters, wobei sie mit ihrem unschuldigen, engelsgleichen Stimmchen ein helles Lachen erklingen ließ.
Die vier Bullen witterten ihre Gelegenheit sofort, sprangen vor und packten den vom Sonnenlicht Geblendeten, entrissen ihm den Spaten und fesselten ihm blitzschnell die Hände auf dem Rücken.
Bein heulte, als man ihn band, laut auf, wie ein abgestochenes Schwein. Es war ein so herzzerreißendes Gebrüll, dass die Schaulustigen, die auf die Mauer seines Hofes geklettert waren und die sein Haupttor umlagerten, von Traurigkeit ergriffen wurden. Der Milizionär mit dem Seil in der Hand war nicht darauf vorbereitet, wurde unsicher. Was tun?
Yuan Gesicht musterte Bein.
»Bist du eigentlich noch ein Kerl? Dass du dich vor einer kleinen OP so fürchtest! Wo ich’s dir doch schon vorgemacht habe! Hat keinerlei Einfluss auf gar nichts in deinem Leben! Kannst deine Frau zu meiner Frau schicken, um sie zu fragen!«
»Freund, hör verdammt noch mal auf damit.« Jetzt weinte Wang Bein . »Ich komm ja schon mit euch mit.«
Meine Tante sagte: »Bei uns in der Kommuneverwaltung haben wir mit der Missgeburt Xiao Oberlippe den typischen Fall von einem Negativbeispiel. Wie der immer darauf herumreitet, wie viele Krankentragen er im Untergrundkrankenhaus der Achten Route-Armee geschleppt hat! Wohl bis zum Umfallen ... Als die Kommuneparteikader sich berieten und beschlossen, seinen Arbeitsplatz zu streichen und ihn in sein Dorf zurückzuschicken, damit er wieder als Bauer arbeitete, kam er von sich aus auf einem kaputten Fahrrad zur Krankenstation geradelt. Ich solle ihm die OP machen, so kam er an. Der ist ein Zoten reißender Lustmolch, ein Herumtreiber. Auf dem Operationstisch ärgerte er Shizi mit dämlichen Fragen: ›Kleine, ich versteh nicht, was passiert denn eigentlich mit meinem Sperma? Wo man doch sagt: Ist der Kanal mit Sperma erst mal voll, läuft’s auch von selber raus. Was passiert, wenn ihr die Samenleiter zubindet? Platzt mir dann der Bauch?‹ Mit schamrotem Gesicht blickte Shizi mich an, aber ich sagte nur: ›Rasieren!‹ Der kriegte bei der Rasur doch tatsächlich eine Erektion. Die Kleine hatte so was niemals zuvor gesehen, schmiss das Skalpell fort und nahm Reißaus. Ich sagte nur, ›Anständige Gedanken sind Voraussetzung.‹ – ›Habe ich! Was kann ich dafür, wenn der steif wird?‹, meinte er dickfellig. ›Nun gut‹, sage ich, nehme einen Gummihammer, ziele und haue einmal nachlässig drauf. War sofort wieder schlaff, das Ding. Und ich schwöre beim Himmel, dass ich Wang Bein genau wie Xiao Oberlippe sehr sorgfältig operierte. Die OP s waren hundertprozentig geglückt. Trotzdem leidet Wang Bein seitdem unter Lendenschmerzen und kann nicht mehr aufrecht gehen, er sagt, ich habe ihm seine Nerven durchtrennt, und Xiao Oberlippe kam wieder und wieder zur Krankenstation und beschwerte sich. Bis zur Kreisregierung hoch ging er damit. Er beschuldigte mich, ich hätte ihn zu einem impotenten Mann gemacht ...
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