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Frösche: Roman (German Edition)

Frösche: Roman (German Edition)

Titel: Frösche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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Renmeis Schicksal ist das einer ihren Mann unterstützenden Frau. Dein Erfolg beruht auch auf ihrer Hilfe.«
    »Dass ich nicht lache!« Ich grinste kühl. »Du meinst wohl das Schicksal einer ihren Mann ins Verderben stürzenden Frau?«
    »Nehmen wir mal den ungünstigsten Ausgang an: Dann bringt Renmei euren Sohn zur Welt, du verlierst deinen Arbeitsplatz und wirst wieder Bauer, der zu Hause sein Feld bestellt. Was ist daran so schlimm? Aber zwanzig Jahre später macht dein Sohn Karriere und du bist ein Großvater, der es sich gut gehen lassen kann. Wo ist da der Unterschied?«
    »Hätte sie sich zuvor mit mir beraten, wäre es halb so wild. Aber so mit mir umzuspringen? Da platzt mir der Kragen.«
    »Renner, aber du musst eins anerkennen«, erwiderte Backe, »das Kind, das Renmei unter ihrem Herzen trägt, ist dein Nachwuchs, von dir gezeugt! Ob du es nun wegmachen lässt oder behältst, musst allein du entscheiden.«
    »Da hast du völlig recht, Kumpel. Aber ich möchte dich daran erinnern: Die Wände haben hier Ohren! Du solltest vorsichtiger sein!«
    Ich ließ mir von Sesamstange meine tief schlafende Tochter reichen und spazierte zum Tor hinaus. Als ich mich umdrehte, um mich von ihr zu verabschieden, flüsterte sie mir zu: »Lass sie das Kind bekommen, Renner! Wenn’s soweit ist, dann helfe ich euch dabei, ein verschwiegenes, entferntes Plätzchen zu finden, wo sie es in Ruhe gebären kann.«
    Sie stand noch am Tor, als ein Militärjeep vor Yuan Backes Haus hielt. Zwei Polizisten sprangen heraus, die sich resolut Zutritt verschaffen wollten. Sesamstange streckte die Hand vor, um ihnen diesen zu verwehren. Aber die Polizisten drückten sie zu Seite und waren auch schon im Haus verschwunden. Man hörte Krachen und harte Schläge, dazwischen Yuan Backe laut aufschreien. Minuten später wurde er, die Füße nur halb in den Schuhen und in Handschellen, zwischen zwei Polizisten aus dem Haus heraus auf den Hof abgeführt.
    »Wer gibt euch das Recht, mich einfach festzunehmen? Mit welchem Recht?« Backe gab keine Ruhe, während sie ihm den Kopf aufs Kinn drückten.
    »Hör auf zu plärren«, sagte der eine der beiden barsch, »du weißt doch besser als wir, warum wir dich abführen.«
    Yuan Backe rief mir zu: »Renner, du musst mich auf Kaution rausholen. Ich habe nichts Illegales getan.«
    Im gleichen Moment sprang aus dem Wageninneren eine riesenhafte, gewichtige Frau heraus.
    »Tante?«
    Meine Tante nahm den Mundschutz ab und sagte kalt: »Morgen kommst du zu mir auf die Krankenstation.«

8
    »Tante, meinst du nicht, dass wir sie das Kind doch bekommen lassen sollten?«, sagte ich tieftraurig. »Ich will die Parteimitgliedschaft nicht mehr, meine Stellung will ich auch nicht mehr.«
    Meine Tante schlug mit der Hand auf den Tisch, dass er zitterte und das Wasser aus dem Glas vor mir herausschwappte.
    »Aus dir mit deiner Einstellung kann ja nichts werden, Renner! Überleg mal«, sagte meine Tante, »das ist nicht nur deine Privatsache! Unsere Volkskommune hatte während der letzten drei Jahre kein einziges überzähliges Kind. Das Plansoll wurde nicht überschritten. Willst du uns unsere beispielhafte Leistung kaputtmachen?«
    »Aber sie will sich umbringen!« Ich begann mich zu winden. »Wenn so etwas passiert, was machen wir dann?«
    Meine Tante sagte nur eiskalt: »Weißt du, wie unsere hiesigen Regeln dazu lauten? Willst du Gift trinken, nehmen wir dir die Flasche nicht weg! Willst du dich aufhängen, reichen wir dir den Strick! So ein Vorgehen wäre barbarisch!
    Wollen wir die Barbarei? Bei euch in der Truppe braucht das keiner, in der Stadt auch nicht. Im Ausland noch weniger. Die ausländischen Frauen denken ohnehin nur an ihr persönliches Vergnügen und an den eigenen Genuss. Da zahlt der Staat noch, wenn sie Kinder bekommen, und sie tun’s trotzdem nicht. Bei uns auf dem Land dagegen, wo wir es mit unseren chinesischen Bauern zu tun haben, reden wir uns den Mund fusselig, erklären – noch mal und noch mal – vernünftig die Politik, laufen uns die Schuhsohlen ab. Aber auf uns hören tut keiner! Sag mir, was da zu tun ist! Wir müssen den Bevölkerungszuwachs in den Griff kriegen! Müssen uns an die staatlichen Vorschriften halten! Müssen die Anweisungen unserer Vorgesetzten durchsetzen und das von ihnen verlangte Soll erreichen. Wenn du es besser weißt, sag mir, was ich tun soll! Alle, die an der Durchsetzung der Geburtenplanung arbeiten, ertragen es, dass die Leute am Tag hinter ihrem Rücken

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