Frohes Fest!
unserer Galaxis jedes Jahr hundert Sonnen explodieren, und daß daher genau in diesem Augenblick irgendwo in den Tiefen des Raums eine Rasse stirbt. Ob diese Rasse zu ihren Lebzeiten Gutes oder Böses getan hat, wird am Ende keinen Unterschied machen: es gibt keine göttliche Gerechtigkeit – DENN ES GIBT KEINEN GOTT.
Und doch beweist das, was wir bisher gesehen haben, nichts dergleichen. Jedermann, der so argumentiert, läßt sich von Emotionen leiten, nicht von Logik. Gott hat es nicht nötig, seine Handlungen vor dem Menschen zu rechtfertigen. Er, der das Universum baute, kann es auch wieder zerstören, wenn das sein Wille ist. Es ist Anmaßung – es grenzt gefährlich nahe an Blasphemie –, wenn wir sagen wollen, was er tun darf und was nicht.
Das hätte ich akzeptieren können, so schwer es auch ist, wenn man sieht, wie ganze Welten und Völker in den Feuerofen geworfen werden. Aber es gibt einen Punkt, an dem selbst der festeste Glaube ins Wanken geraten muß, und wenn ich jetzt meine Berechnungen ansehe, weiß ich, daß ich diesen Punkt schließlich erreicht habe.
Wir konnten, ehe wir den Nebel erreichten, nicht sagen, vor wie langer Zeit die Explosion stattgefunden hat. Jetzt konnte ich aus den astronomischen Zeugnissen und den Aufzeichnungen im Gestein dieses einen, übriggebliebenen Planeten den Zeitpunkt sehr genau feststellen. Ich weiß, in welchem Jahr das Licht dieser gewaltigen Feuersbrunst die Erde erreichte. Ich weiß, wie strahlend die Supernova, deren Leichnam jetzt hinter unserem immer schneller werdenden Schiff zusammenschrumpft, einst am irdischen Himmel leuchtete! Ich weiß, wie sie vor Sonnenaufgang tief im Osten gelodert haben muß wie ein Leuchtfeuer in jener orientalischen Dämmerung.
Es kann keinen vernünftigen Zweifel mehr geben: das uralte Geheimnis ist endlich gelöst. Und doch – o Gott, es gab so viele Sterne, die du hättest benützen können.
Warum war es nötig, dieses Volk ins Feuer zu werfen, damit das Symbol seines Untergangs über Bethlehem erstrahlen konnte?
Originaltitel »The Star«
Copyright © 1955 by Royal Publications, Inc.
(erstmals erschienen in »Infinity Science Fiction«, November 1955); mit freundlicher Genehmigung des Autors und Paul und Peter Fritz,
Literarische Agentur, Zürich
Copyright © 1982 der deutschen Übersetzung by
Wilhelm Heyne Verlag, München
Aus dem Englischen übersetzt von
Irene Holicki
Fritz Leiber
Eine Station auf dem Weg
Das Mondpaar Daurya und Sonista stand noch immer hoch am Nachthimmel, obwohl es bereits seinen Abstieg zum flachen westlichen Horizont begonnen hatte. Am Himmel zeigten sich nur wenige und schwache Sterne, selbst im Osten.
Plötzlich ging dort ein neuer auf – hell, weiß und blendend wie ein behauener Sonnenstein.
Die drei Hominiden, in schwere Gewänder gehüllt und mit Kapuzen auf dem Kopf gegen die Wüste, die nach ihrer Feuchtigkeit dürstete, in Eile, abgestiegen von den Sattelstühlen auf den hohen Rücken ihrer Kameloide, knieten im Sand, der an der Oberfläche kalt, aber darunter noch immer heiß war, und bezeugten dem neuen Stern ihre Verehrung, verneigten sich rhythmisch vor ihren in den Sand gesteckten Speeren, im Einklang mit dem langsamen Nicken ihrer Köpfe.
Der Stern im Osten wurde immer heller und begann herabzusinken.
»Es ist ein Zeichen Gottes«, sagte einer der Hominiden. »Das gesegnete Weib und der gesegnete Mann sind dort, wo wir sie erwartet haben.«
»Sie sind dort, unsere Auserwählten, unter dem fallenden Stern«, stimmte ein anderer zu. »Es ist wirklich ein Zeichen. Jene, die suchen, werden finden – wenn sie mit Herz, Geist und Sinnen unermüdlich bleiben.«
Gerade als sie redeten, erlosch der zu schmerzlicher Helligkeit erstrahlte Stern. Es ließ sich schwer sagen, ob ihn etwas ausgelöscht hatte, oder ob er hinter einer Düne verschwunden war. Letzteres schien wahrscheinlich, weil ein fahler Halbkreis dort glühte, wo der Stern sich befunden hatte. Aber dann verschwand auch das Glühen.
»Laßt uns ihnen folgen«, sagte der dritte Hominide, indem er auf die Füße sprang, »bevor die Stelle in unserem Geist verblaßt.«
»Ja, natürlich«, bekräftigte der erste, als er aufstand. »Wir dürfen nicht vergessen, was wir für sie haben … unsere Geschenke.«
»Beeilen wir uns, Vetter«, drängte der zweite und erhob sich auch.
Schwach enthüllt vom Licht Sonistas und Dauryas wirkten die drei Hominiden von vorne fremder als von hinten. Indem sie
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