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Frohes Fest!

Frohes Fest!

Titel: Frohes Fest! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke (Hrsg)
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getan«, entgegnete der Kapitän. »Damit die Liebe gewinnt, müssen auch große Risiken kühn eingegangen werden. Aber ohne Liebe gibt es überhaupt keine Hoffnung – nur die unendliche Hatz der Jäger und ihrer Opfer. Gefährlich? Natürlich ist die Liebe gefährlich! Ich fange immer an einem Punkt nahe des Todes an, wie in dieser Wüste, und arbeite mich aufs Leben zu. Dann …«
    »Oh, ja, diese Wüste!« unterbrach der Erste Maat zynisch. »Dieser andere Planet hatte auch eine Wüste. Und es gab dort federlose Zweifüßler, die schwere Gewänder trugen, und kameloide Wesen und einen Mond. Finiswar hier hat dich daran erinnert.
    Außerdem hast du einen Hang zu Wüsten. Sie kommen deiner Askese entgegen. Sie passen zu deinen immer asketischeren Paarungen und deiner Koketterie mit dem Tod, ein Aspekt deines Fühlens, für den du einen großen blinden Fleck aufweist. Übrigens glaube ich, daß diese Wüste anders ist. Die meisten meiner Computersonden haben noch nichts zurückgemeldet, aber ich habe eine Ahnung. Eine Ahnung, die du als Warnung verstehend solltest: traue den Ähnlichkeiten zwischen Terra und Finiswar nicht zu weit. Das heißt, traue Ihnen überhaupt nicht.«
    »Du und dein Computer und seine Sonden! Versuchst immer, das Universum bis zum letzten Partikel zu zergliedern. Versuchst immer, Einfühlungsvermögen und Gleichartigkeit und Einheit zu widerlegen. Auf die Weise wirst du niemals Liebe finden.«
    »Stimmt, das werde ich nicht – weil es Liebe nicht gibt! Es gibt nur Eitelkeit und Verlangen. Abgesehen davon, dir steht auch ein Computer und seine Sonden zur Verfügung, obwohl du behauptest, sie sind nur technischer Trödel. Ungeachtet dessen schaffen sie es immer, deine tiefsinnigen Urteile nachzuplappern.«
     
    Das Weib, das in einem Meer der Ekstase dahintrieb, das an ferne Ufer der Furcht brandete, dem Zischen und Murmeln des Kapitäns und des ersten Maats zuhörte, als sei es ein Wind, der über Sand hinwegstrich, spürte nun plötzlich die ganz leichte, zögernde Berührung eines fremden Samens auf ihren äußerst empfindlichen messerscharfen Zähnen.
    Zuerst erschreckte sie das nur wenig. Die Wüste war der samenlose Ort. Ein paar Samen gab es überall, wie Pestkeime. Dennoch war die Seltenheit fremder Samen der Grund gewesen, weshalb sie und ihr Mann sich herbegeben hatten.
    Dann wurde ihr auf einmal klar, daß es der Samen der großen weißen Schlange sein mußte. Seine Bewegungen wiesen dieselbe unaufhörliche Schwingung auf, dieselbe sanfte Aufdringlichkeit. Sie spürte ihn suchend ihren Biß kreuzen und zurückkreuzen. Dann öffnete sie ein wenig die Zähne, und er kroch langsam hinein.
    Für einen längeren Augenblick hätte sie ihn in zwei Teile beißen können und ihr ganzer Instinkt brachte sie fast dazu, es zu tun, obwohl ihre mittleren Zähne in erster Linie die Aufgabe hatten, Organe zu köpfen, die Samen ablegten. Aber es war ein großer Samen, größer als einer ihrer Eier, und sie hätten ihn leicht auf diese Weise vernichten können.
    Aber sie tat es nicht, denn er brachte dieselbe Verzückung mit sich wie die Zunge der Schlange. Die Zunge hatte diese Verzückung wie etwas Verschwommenes umgeben. Hier konzentrierte sie sich in einer Nadelspitze.
    Inzwischen befand sich der fremde Samen im Giftkanal. Aber all die Giftporen blieben verschlossen.
    Ebenso die Verdauungsporen. (Einige faule, alleinlebende Weibchen ernährten sich nur von Samen und den Organen, die sie ablegten, und benutzten ihre Gesichtsmünder nur zum Atmen und Trinken. Auf Finiswar, so reich an Samen, konnte ein Weibchen das tun – das heißt, überall außer in den Bergen und der Wüste.)
    Und jetzt hatte der vibrierende, aufdringliche Samen die Wand der Türen erreicht. Das Weib konnte jede Bewegung seines Vorankommens spüren, selbst die leichtesten Berührungen. Er war an einem Häutchen vorbei hineingekommen, gesättigt mit Giften, die jedes und alles Leben vernichten konnten.
    Das Dutzend Türen, die in Schlaufen in die Kammern unter den Giftporen zurückführten, blieben dicht verschlossen. Die eine richtige Tür öffnete sich.
    Nachdem er einen weiteren tödlichen Kanal durchquert hatte, der ihn aber nicht verletzte, befand sich der in doppelter Hinsicht fremde Samen im innersten und empfindlichsten Hohlraum des Weibes, der ihrem wartenden Ei von Mißtrauen freie Sicherheit bot.
    Und ihr Ei, das nur teilweise ihrer bewußten Kontrolle unterlag, verfügte nicht über irgendwelche Waffen für den

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