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Frohes Fest!

Frohes Fest!

Titel: Frohes Fest! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke (Hrsg)
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Handschuh ganz schnell wieder an. Abrupt zischte die Tür auf. Er trat in die Luftschleuse. Die Tür schloß sich hinter ihm.
    »Arion!« murmelte er. Er zog die Handschuhe aus und schüttelte den Sand heraus. Es würde 750 Jahre dauern, um Arion durch Terraforming-Prozesse wirklich bewohnbar zu machen. Selbst dann noch würde der Planet großenteils eine Wüste bleiben, die gleiche Wüste, die er täglich sah, die er sein Leben lang sehen würde.
    Er drückte auf einen Knopf. Der Druckaustausch begann mit einem Zischen. Er setzte sich. Das plötzliche Eindringen voller, dichter Luft machte ihn jedesmal schwindlig; seine Mutter war deshalb sogar einmal ohnmächtig geworden. Er lehnte sich an die Wand und zog Maske und Schutzbrille vom Gesicht. Zuerst atmete er kurz und ruckartig ein (wie man es ihm beigebracht hatte), aber langsam wurden seine Atemzüge gieriger, tiefer und länger.
    Die Luft hier drinnen im Haus duftete nach frisch gebackenen Plätzchen oder Kuchen – vielleicht nach beiden, dachte er, so wie er seine Mutter kannte. Sie hatte keine Mühe gescheut (und auch keine Kosten, wie sein Vater bemerkt hatte), damit ihr erstes Weihnachtsfest auf Arion besonders schön würde. In letzter Zeit hatte seine Mutter fast glücklich gewirkt. Beide Eltern behaupteten, ihnen gefiele das ›Abenteuer‹, auf einer fremden Welt zu leben. Nur Nie glaubte nicht, daß er woandershin gehöre, als auf die Erde.
    Er wollte nach Hause.
    Aber die war Lichtjahre entfernt. Sein Heim – das waren die Berge mit Schnee und Skilaufen, seine Freunde, die Leichtathletik-Sportfeste im Frühjahr – und Luft, dichte Luft, so daß er nicht im Freien um jeden Atemzug ringen mußte.
    Seine Mutter schaltete die Haussprechanlage ein. »David, Nie, seid ihr beide drinnen?«
    »Nur ich«, antwortete Nie. »Paps kommt später mit den anderen Männern. Sie schalten noch die Minenroboter ab und brauchten mich nicht dazu. Also bin ich heimgelaufen.«
    »In diesem Sandsturm?«
    »Mir geht’s gut, Mammi. Der Wind kam erst auf, als ich schon fast hier war.«
    »Na, das ist ja fein. Komm schnell rein – ich möchte dir was zeigen!«
    Komm schnell rein! dachte er. Seine Mutter wußte doch, daß der Druckausgleich sieben Minuten dauerte. Er schälte sich aus dem Sandanzug, legte ihn, die Schutzbrille, die Maske und die Stiefel in ein Schließfach und zog ausgebleichte Jeans und ein weißes, oben ausgerissenes T-Shirt an. Der Druckausgleich war beendet. Die Tür öffnete sich. Nie ging ins Haus hinein. Seine Mutter stand am Küchenfenster.
    »Ist alles in Ordnung?« fragte sie.
    »Der Sturm sieht schlimmer aus, als er ist. Was wolltest du mir zeigen?«
    »Meine Löwenmäulchen«, sagte sie strahlend. »Eines ist aufgeblüht – sieh mal!«
    Nic folgte seiner Mutter ins Treibhaus, wo sie stolz ihr kleines Blumenbeet zeigte. Eine blühte bereits, an den anderen konnte er Knospen erkennen.
    »In ein paar Wochen habe ich Samen. Ich kann sie den Nachbarn geben als Bezahlung für die Triebe und Samen, die sie uns gegeben haben.«
    »Das ist ja prima.«
    »Ich glaube, die ersten Samen gebe ich Frau Seidinger. Da sie ja Englisch spricht, kommt sie mir schon wie ein Familienmitglied vor.«
    »Stimmt.«
    »Weißt du, es ist schon komisch, daß noch niemand vorher Löwenmäulchen gezüchtet hat. Natürlich hatten wir Glück, daß wir Samen dabei hatten. Sie hätten uns mehr mitbringen lassen sollen – die Pflanzen helfen, daß es hier wie zu Hause aussieht.«
    »Sicher.«
    Nies Mutter sah zu ihm auf, nahm ihn am Arm und führte ihn ins Haus. An der Tür blieb sie stehen. »Ich hoffe, du fühlst dich nicht allzu unglücklich hier, Nie. Ich wäre traurig, wenn du auf der Erde geblieben wärst und nun heute abend allein sein müßtest.«
    Nie sagte nichts darauf; er blickte nur auf die vielen Reihen von Kräutern, die seine Mutter anpflanzen mußte. Sie folgte seinem Blick und sah ihn nach einem Augenblick des Zögerns müde wieder an. »Die Kamillenpflanzen in Sektion L müßten abgesprüht werden.«
    »Ich mache das schon«, sagte Nie.
    Seine Mutter eilte ins Haus.
    Als er fertig war, ging Nie in den Wohnbereich (Küche, Wohn- und Eßzimmer waren ein großer Raum), setzte sich hin und nahm ihre monatliche Ausgabe des Arion Report zur Hand (auch wenn er die Zeitung schon fünf oder sechs Mal gelesen hatte). Bald aber schaltete er sie aus und ging zum Lesegerät. Er legte die Index-Patrone ein, überflog die Liste der auf Mikrofilm aufgenommenen Bücher, fand aber

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