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Frohes Fest!

Frohes Fest!

Titel: Frohes Fest! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke (Hrsg)
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schnell Matthew an. »Schatz, bist du mit Roskonnor soweit fertig?«
    »Beinahe, Liebling.« Er hörte sich gestreßt an. Ich hatte keine Bildverbindung, aber ich konnte im Hintergrund ein seltsames Gegurgel hören. Es klang fast wie: »Ho! Ho! Ho! (pflatsch) Den Menschen ein Wohlgefallen! Ho! Ho! Ho! (pflatsch)« Ja, sie mußten wohl fast soweit sein. Jetzt half nur noch Daumendrücken.
    »Matthew, weißt du, daß Du-weißt-schon-wer hier ist und auch auf Sendung gehen will? Jetzt weißt du es. Also, ich habe da so eine Idee. Könntest du deine Weihnachts-Sondersendung mit Roskonnor gleich da aufzeichnen, wo ihr seid, und nicht hier drüben? Wir können unsere Hintergründe und Bilder ohne Schwierigkeiten später unterlegen, wenn du denkst, daß es geht.«
    »Was haben wir schon zu verlieren?«
    Nur einen Planeten. Unseren Planeten.
    »Halte Roskonnor bei Laune, Matt. Ich werde Fred mit seiner Kamera rüberschicken.«
    »Ho! Ho! (gurgel gurgel pflatsch!) Ho!«
     
    Ich ging zurück in mein kleines Studio. Wie einfach hatte alles vor ein paar Stunden noch ausgesehen, als Van Sterne an die Wand klebte und ich den Bildwerfer aufstellte. Jetzt war Commander Hynam da und unterhielt sich angeregt mit Jesus. Ihre Planung für die Sendung hörte sich gut an. Ich hoffte, ich werde in der Lage sein, alles zu senden, ohne dabei einerseits Jesus und andererseits Roskonnor zu nahe zu treten. Kränke Jesus, und es gibt keine Erlösung mehr für die Menschheit. Kränke Roskonnor, und seine planetenzerstörenden Kumpels würden vorbeischauen.
    Alles, was ich tun konnte, war, zwei Sendezentralen aufzubauen und einen Weg zu finden, die richtige zeitliche Koordinierung zu treffen.
    Sowohl Roskonnor wie auch Jesus wollten um Mitternacht senden.
    Ich hatte es beiden zugesagt.
    Fred ging weg, angeblich, um die Übertragungskanäle zu checken. Verändern wäre der bessere Ausdruck dafür. Er würde einige Datenbänke modifizieren und so Roskonnors Show senden. Damit könnten wir für kurze Zeit keine Mondbeben überwachen, aber das wäre ein geringer Preis für die Rettung des Planeten Erde. Falls wir ihn retteten.
    Jesus probte derweil seine Ansprache. Es war mehr als eine Rede, es war ein Zeugnis des Glaubens und ein Aufruf, ihm zu folgen. Seine Botschaft, das ganze Vertrauen in Gott zu setzen, war derart zündend, daß ich auf die Knie fiel und genau das tun wollte, was er sagte. Ich ertappte mich beim Beten.
    »Lieber Jesus«, flüsterte ich. »Ich vertraue dir. Bitte, hilf mir, mit allem fertig zu werden, Herr. Ich weiß, daß du mir helfen wirst.«
    Und er hörte mich. Er antwortete mir.
    Ich öffnete die Augen, und in meinem kleinen Studio war alles ruhig. Alles würde gut werden. Jesus hatte es mir bestätigt. Ich hatte mein Vertrauen in ihn gesetzt.
    Aber dann krachte die Tür auf. Vor mir sah ich eine wabbelnde grün-rote Masse, ein Gewirr sich windender Tentakel im roten Mantel.
    »Sarah, Baby!« blubberte Roskonnor. »Die Show kann von mir aus beginnen!«
    Ja, das war unser Sirianer. Er schwang einen großen Nikolaus-Sack in seinen Tentakeln (wie das heidnische Füllhorn). Er brachte Knallerbsen und Spielzeug (kommerzielle Ausbeutung). An seinen oberen Protoplasma-Extremitäten war ein Mistelzweig gebunden (Druidenbrauch). Genau das hatte ich Jesus nicht sehen lassen wollen.
    Warum hatte Matthew ihn nicht vom Kommen abgehalten? Wo war Matthew?
    Jesus und der Sirianer schauten sich gegenseitig an. Alles, was mir noch blieb, war, sie einander vorzustellen und auf das Ende der Welt zu warten.
    »Herr …« Ich schluckte nervös. »Das ist Roskonnor. Ah, Roskonnor, darf ich Ihnen Jesus Christus vorstellen?«
    Eine Tentakelspitze winkte mir zu.
    »Wir kennen uns«, sagte Roskonnor.
    Jesus lächelte mild und heiligmäßig und nickte.
    Während ich dastand und die beiden mit offenem Mund anstarrte, kam endlich mein Mann herein. Er sah überhaupt nicht besorgt aus.
    »Tut mir leid, daß ich dich nicht vorwarnen konnte, Sarah. Wir sind auch gerade erst darauf gekommen.«
    Ich fühlte plötzlich, daß um mich herum enorme Verschwörungen Gestalt angenommen hatten. Einzelheiten? Ich sah mich im Studio um. Ich wollte sichergehen, daß ich immer noch da war, wo ich zu sein glaubte. Ja, ich war immer noch in meinem Studio. Van, Krish, Commander Hynam, alles da. Matthew war auch da. Fred und Lottie und Lata quetschten sich hinter ihm herein. Die Holovid-Ausrüstung war aufgebaut. Die Dekosterne glitzerten immer noch im schwarzen Himmel über

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