Frohes Fest!
hörte ich mich sagen, während ich mein Bestes tat, süß und unschuldig dreinzublicken. »Er kommt, sobald er nur kann.« Innerlich duckte ich mich und wartete darauf, daß Jesus mit dem Verhör begänne.
»Möge er bald kommen«, sagte Jesus mild. »Ich werde hier warten, während du deine technischen Vorbereitungen triffst.«
Ich konnte es kaum glauben. Wollte Jesus mich hochnehmen?
Dann begriff ich, daß Gott wohl allmächtig sein mag, aber sein Sohn – in menschlicher Form – nicht! Jesus war von überragender Weisheit, ja, aber in bezug auf das Hier-und-Jetzt wußte er nur, was Gott ihn wissen lassen wollte, als er draußen im Krater mit ihm gesprochen hatte. Offensichtlich hatte Gott es nicht für nötig gehalten, zu erwähnen, daß zwei Kuppeln weiter ein mit grünen Tentakeln ausgestatteter Sirianer in das Kostüm eines heidnischen Naturgeistes gesteckt wurde, dessen Eigenschaften auf einen christlichen Heiligen aufgepflanzt worden waren, um den Aufstieg des modernen Kapitalismus zu unterstützen. Oder vielleicht hatte Gott gemeint, alle Erklärungen seien jetzt zu kompliziert. Was auch immer der Grund sein mochte: Ich hatte eine Chance, Roskonnor und Jesus voneinander fernzuhalten.
»Natürlich müssen wir mit den Vorbereitungen für Ihre Sendung sofort beginnen«, sagte ich schlau. »Es wird das wichtigste Ereignis für die Menschheit seit zweitausend Jahren sein!«
Und das würde es sein, dachte ich. Jesus mußte zur Welt sprechen, gar keine Frage. Der Haken dabei war nur, daß seine Sendung die Show mit Roskonnor aufhalten würde und wir waren ziemlich erpicht darauf, mit dem Sirianischen Imperium freundschaftliche Beziehungen zu unterhalten, besonders, nachdem Roskonnor schon öfters erklärt hatte, daß die sirianischen Streitkräfte Kometen verdampfen, Planeten pulverisieren könnten usw. Es wäre ein wenig sinnlos, den ganzen Planeten zum christlichen Glauben zu bekehren, wenn gleich darauf die Sirianer ihn aus Rache für jede Beleidigung Roskonnors desintegrierten. Ich mußte mir alle Möglichkeiten offenhalten.
»Van, mein hilfreiches Teammitglied!« rief ich. »Van, könntest du bitte mit Jesus in einen unbesetzten Probenraum gehen?«
»Es gibt keinen«, sagte Van.
Wie hilfreich doch meine Teammitglieder waren! Ich würde sie mir später vorknöpfen.
»Nimm deinen eigenen Raum, Van!«
»Der ist mit Kisten vollgepackt.«
Ich erinnerte mich an die Mühe, die wir gehabt hatten, bis dieser Raum leer genug gewesen war. Ich zuckte die Achseln.
»Tja, dann nimm eben mein Zimmer.«
»Das steht auch voll. Überall das gleiche!«
Als nächstes zählte ich erst mal langsam bis zehn. Dann wandte ich mich wieder Jesus zu und hoffte, er habe immer noch Verständnis für die menschliche Unvollkommenheit.
»Entschuldigen Sie uns für einen Moment, Herr. Seit den letzten Budgetkürzungen sind wir räumlich ein wenig eingeschränkt. Ich werde schnell mal eine ruhige Besprechung mit meinen Teammitgliedern durch …«
Wumm! Wumm!
Ich sah, wie die Tür aufsprang. Commander Hynam stürmte herein. Ich hatte das schreckliche Gefühl, die Dinge könnten damit noch etwas komplizierter werden.
»Commander, wie nett, Sie zu sehen!«
»Frau Brady! Ich habe von der Sache mit Jesus gehört!«
Und nach seiner hochroten Gesichtsfarbe zu urteilen, hatte er die Neuigkeit noch nicht verdaut. Doch bevor ich noch etwas sagen konnte, sah er die sitzende Gestalt Je su. Seine Augen wurden groß. Man muß es dem Commander lassen – er stellte seine Taktik augenblicklich um und verbeugte sich wie ein perfekter Gentleman vor Jesus.
»Sir, willkommen auf der Mondbasis. Es ist uns eine besondere Ehre, Sie an Bord zu wissen. Ihre Sendung heute abend, Sir, wird das größte Ereignis in der Geschichte …«
Ich schüttelte leicht betäubt den Kopf. Commander Hynam hätte noch nichts davon wissen sollen. Sein folgender Satz lieferte die Erklärung.
»Wir haben eine interplanetare Leitung, die gleich frei sein wird, Sir, und wir fühlten uns doppelt geehrt, wenn sie sich einverstanden erklärten, über diese Leitung zur Welt zu sprechen …«
Der Commander hielt inne. Ich verstand, daß er soeben gesehen hatte, worauf Jesus saß. Glücklicherweise hatte ich in den Jahren als Regierungsbeamte gelernt, mit ähnlichen Situationen fertig zu werden.
»Ihr Sessel, Sir«, sagte ich und fügte laut hinzu: »Ich wußte, Sie wollen, daß Jesus nur vom Besten erhält!«
Draußen im relativ friedlichen Korridor wählte ich
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