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Frohes Fest!

Frohes Fest!

Titel: Frohes Fest! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke (Hrsg)
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Vielleicht würden auch einige andere Siedler gegen ihn antreten. Auf der Erde war auch seine Mutter eine Läuferin gewesen: Er hatte ihr zugewinkt, wenn er sie auf der Bahn überholte oder sie von hinten angeschoben und zum Lachen gebracht.
    Die Kälte biß in sein Gesicht.
    Er zog die Maske wieder über den Kopf und stieg von der Felsplatte. So schnell das Mondlicht und seine Kräfte es erlaubten, ging er zum Ausgang der Schlucht. Schließlich wandte sich der Pfad nach Westen. Er konnte die Siedlung sehen. Ein Licht schien hell im Tal.
    Nic blieb stehen, um sich auszuruhen, und blickte zum sternübersäten Himmel auf. Zum ersten Mal empfand er Ehrfurcht vor der Klarheit und Leuchtkraft dieses An blicks; die Sterne schienen in einer gleichmäßigen Pracht und in Farben, die man auf der Erde niemals sehen konnte.
    Als er bereit war, weiterzugehen, schaute er noch einmal zu dem Licht im Tal hinunter. Plötzlich wurde ihm klar, welches Licht es war und wer dort auf ihn wartete, und er begann wieder zu rennen – heimwärts.
     
    Originaltitel: »Earthlonging«
    Copyright © 1991 by M. S. Bell (Erstveröffentlichung);
    mit freundlicher Genehmigung des Autors
    und der Agentur Luserke, Friolzheim
    Copyright © 1991 der deutschen Übersetzung by
    Wilhelm Heyne Verlag, München
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von Uwe Luserke

 
    Jerry Oltion
     
    Friede auf Erden
     
    Wir waren draußen im Einkaufszentrum – angeblich, um nach letzten Weihnachtsgeschenken zu suchen, aber in Wirklichkeit schauten wir uns die Mädchen an – als Pinky sagte: »He, guckt mal die Tante an. Die sieht aus wie ‘ne Zeitreisende oder so was!«
    Wir sahen ihn alle an und folgten seinem Blick: Es war eine kleine, grauhaarige Frau in schwarzem Leder und geschlitzten Hosen. Sie stand vor einer der Mittelsäulen des Einkaufszentrums, gerade vor den Abfallcontainern, und teilte so eine Art von Flugblatt an alle aus, die es mitnehmen wollten. An ihrer Haltung konnte ich erkennen, daß es sich nicht bloß um Reklame handelte; sie protestierte gegen irgendwas. Bestimmt gegen das Skystalk-Projekt, dachte ich mir. Die Alten haben alle Angst davor, daß das Kabel des Fahrstuhls vom Boden hoch zur Raumstation brechen und ihnen auf den Kopf fallen könnte. Beknackt, alle miteinander! Ich war in Versuchung, hinüberzugehen und sie zu fragen, wie sie wohl Sonnenenergiesatelliten betreiben will, ohne ein Kabel zum Himmel zu benützen, aber ich ließ es.
    Statt dessen sagte ich zu Ivan: »Sie ist genau dein Typ.« Ivan ist derjenige in unserer Gruppe, der sich um alles kümmert. Er wird grundsätzlich zum Fahrer bestimmt, weil er niemandem anderen zutraut, auf einer Party nüchtern zu bleiben. Er sah mich mit fragendem Blick an. Er schaltete natürlich nicht. Das meiste ging sowieso in meinem Kopf vor.
    Pinky rettete mich vor einer peinlichen Erklärung. Er lachte schallend und sagte dann: »Ich habe sie zuerst gesehen.«
    Rachel gab ihm einen Schubs. »Also, dann mach sie mal an!«
    »Warum machst du das nicht?«
    »Vielleicht versuch ich’s.« Rachel hätte das durchaus gekonnt und möglicherweise auch Erfolg gehabt. Sie kann das wirklich gut, aber natürlich weiß sie, wie Mädchen so denken. Es stört uns nicht – manchmal hilft sie uns, wenn wir es nötig haben – aber Pinky ist immer sauer, wenn sie eine anmacht, auf die er scharf ist. Er verliert dann immer.
    Allerdings stand sie nicht auf alten Punks. Überhaupt, zu der Zeit war sie nicht sehr scharf auf Mädchen und das sagte sie uns auch. »He«, sagte sie, »ich hab’s satt, schaun wir uns lieber ‘nen Film an.«
    »Welchen«, fragte Ivan, blies eine Kaugummiblase, die vielleicht einen Durchmesser von einem Zentimeter hatte und ließ sie dann platzen.
    »Ist mir gleich«, sagte Rachel. »Ich möchte nur mal eine Weile lang was Flaches angucken.«
    »Argh«, sagte Pinky. Er würde die Tante nicht anrühren.
    Rachel wartete nicht auf eine Antwort, sondern lief einfach los in Richtung Kino. Sie wußte, daß wir folgen würden. Wir holten sie beim Außenkatalog wieder ein und stellten uns dicht hinter sie, so daß wir über ihre Schulter weg mitlesen konnten, als sie die Angebote überflog.
    »Laßt uns Batman 40 ansehen«, sagte Pinky.
    »Den haben wir schon gesehen«, sagte Ivan und blies eine weitere Kaugummiblase. Rachel sagte, ohne sich umzudrehen: »Ich möchte mal was ganz anderes sehen.« Sie sah hinüber zu der alten Punkerin und grinste. »Etwas Altes.«
    »Bat 40 ist alt«, sagte Pinky.

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