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Frohes Fest!

Frohes Fest!

Titel: Frohes Fest! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke (Hrsg)
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Bethlehem. Jesus saß immer noch in seiner weißen Robe auf Commander Hynams bestem Sessel, blickte den Sirianer in seinem Weihnachtsmann-Kostüm freundlich an und niemand schien im geringsten überrascht.
    Jesus sagte zu Roskonnor: »Zuerst sprechen Sie. Dann werde ich selbst das Wort ergreifen.«
    Roskonnor vollführte eine hüpfende Bewegung, von der ich wußte, daß sie Zustimmung bedeutete. »Ja, Sohn Gottes. Ich werde Sie gut einführen.« Seine sirianische Aussprache schien eigenartigerweise dunkler, klang weniger nach Hollywood, dafür aber reifer.
    Ich fand endlich meine Stimme wieder.
    »Sie … Sie wissen!«
    »Ich weiß von Gott«, sagte Roskonnor. »Es gibt nur einen Schöpfer im Universum, Sarah. Er erscheint euch in menschlicher Form, weil ihr Menschen seid, genau wie er uns in unserer Form erscheint. Wir sind alle keineswegs perfekt und wir benötigen seine Führung.«
    Ein neuer, ernsthafter Roskonnor sprach zu uns. Ich war noch nicht daran gewöhnt.
    »Jetzt muß ich zu der Menschheit sprechen«, sagte Jesus. »Roskonnor wird mir dabei helfen.«
    »Oh«, sagte ich etwas unangebracht. Wenn ich ein paar Stunden zuvor gewußt hätte, was geschehen würde, ich hätte durchgedreht. Ich begann zu begreifen, daß all diese Geschehnisse, die auf genau diesen Punkt zusteuerten, von einer höheren Macht gesteuert worden waren …
    »Ich werde nach besten Kräften helfen«, sagte ich.
    »Du hilfst bereits«, sagte Jesus. »Ein mitfühlend-christliches Leben wie deines ist die größte Hilfe, die jemand geben kann. Beginne jetzt mit der Sendung. Die Menschheit ist zum ersten Mal auf eine nichtmenschliche, intelligente Rasse getroffen und meine Botschaft ist notwendig. Beginne!«
    Ich erkannte nun, daß all meine hektisch durchgeführten Pläne für die Zwecke unseres Heilands nötig gewesen waren. Meine Panik, das Raumkrümmungsexperiment, vielleicht die Mondbasis selbst, vielleicht sogar Roskonnors Ankunft im Sonnensystem, all diese Dinge waren lediglich ein Teil von Jesu Vorbereitungen gewesen, der Menschheit seine erneuerte Botschaft zu überbringen. Ja, ich hätte Gott von Anfang an vertrauen sollen.
    Also begann ich mit der Sendung. Und das war es, was jedermann heute abend angeschaut hat. Es klappte wie in einem schönen Traum. Alles an der Show schien perfekt zu funktionieren. Roskonnor sah in seinem Weihnachtsmann-Kostüm lieb und schnuckelig aus. Matthew machte ein prachtvolles Interview mit ihm. Dann sprach Jesus. Er war ruhig und klar, unser Herr und Meister. Er vergab uns unsere Vergangenheit und zeigte uns den Weg in die Zukunft. Seine Botschaft ging hinaus über die ganze Erde, die Botschaft, daß wir nicht allein waren, daß auch andere Rassen Gott folgten.
    Die Sendung ist vorbei. Danke schön, Team, und danke schön, Zuschauer. Ich blende uns mit einem Bild aus, das Matthew und Roskonnor – Erdling und Sirianer – zeigt, wie sie gemeinsam ihrem Schöpfer lauschen. Jesus, in Bethlehem geboren, ist heute abend bei uns, heute abend und immerdar, wo und wer wir auch sein mögen.
    Fröhliche Weihnachten euch allen!
     
    Originaltitel: »When Jesus Came to the Moon for Christmas«
    Copyright © 1991 by Mercury Press, Inc.
    (erstmals erschienen in »The Magazine of Fantasy & Science Fiction«, Januar 1991); mit freundlicher Genehmigung des Autors
    und der Agentur Luserke, Friolzheim
    Copyright © 1991 der deutschen Übersetzung by
    Wilhelm Heyne Verlag, München
    Aus dem Englischen übersetzt von
    Uwe Luserke

 
    Michael Shayne Bell
     
    Heimweh
     
    Nic blieb stehen, um die Staubmaske enger vor Mund und Nase zusammenzuziehen und die Schutzbrille zurechtzurücken. Der Wind hatte aufgefrischt (immer von Osten her durch die Schluchten, die von den Ebenen wegführten) und beißender, stechender Sand wirbelte um ihn herum. Er begann zu rennen. Was für ein Heiligabend, dachte er.
    Die Straße wand sich einen kleinen Hügel hoch. Nic benötigte seine ganze Kraft, um zur Spitze hochzurennen. Er blieb nach Luft schnappend hinter einem Felsblock stehen und blickte zurück: Er war nur ungefähr vierzig Meter weit gerannt. Das schaffe ich nie, dachte er. Ich werde niemals hier wirklich rennen können.
    Der Sandsturm wurde wilder. Immer noch schwer atmend eilte Nie den Hügel hinunter zum Haus. Der Haupteingang zeigte Richtung Süden und hielt den Wind ein wenig ab, aber nicht genug. Seine vom herumfegenden Sand getroffene Hand brannte, als er den Handschuh auszog, um die Nummernfolge einzugeben; er zog den

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