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Fromme Wünsche

Fromme Wünsche

Titel: Fromme Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretzky
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Bischöfe sind schließlich
Menschen wie wir und geraten eben auch in Versuchung. Aber ich möchte nicht,
daß sie mein Geld verwalten.“
    „Das kann ich mir vorstellen. Jemand wie O'Faolin
würde sich bestimmt nicht scheuen, das Geld der Gläubigen zum Fenster
rauszuwerfen. Gehört er eigentlich dazu?“
    Phil zuckte die Achseln.
    „Aber Pater Pelly.“ Ich sagte es mit ruhiger
Bestimmtheit.
    „Ach, Pelly ist ein guter Kerl. Hitzig, ja, aber er
setzt sich genauso bedingungslos ein wie Mutter. Ihm kann sicher keiner den
Vorwurf machen, in die eigene Tasche zu wirtschaften.“
    Der Saal verschwamm vor meinen Augen. Das alles war
einfach zuviel gewesen - ich fühlte mich einer Ohnmacht nahe.
    Nachdem sich Farber und O'Faolin empfohlen hatten,
wurde es merklich leerer. Auch ich stand auf. „Ich muß jetzt nach Hause.“ Phil
bot mir erneut an, mich heimzufahren, aber ich lehnte dankend ab; ich wollte
allein sein. Er ließ es sich jedoch nicht nehmen, mich wenigstens bis zum
Garageneingang zu begleiten und meine Parkgebühren zu bezahlen. „Bitte tu mir
den Gefallen“, bat er, „und ruf mich von zu Hause aus an, damit ich weiß, daß
du sicher gelandet bist.“ Ich versprach's.
    Ich hatte meinen Wagen auf dem dritten Parkdeck
abgestellt und fuhr mit dem Aufzug nach oben. Als ich mich hinabbeugte, um den
Schlüssel ins Türschloß zu stecken, packte mich jemand am Arm. Ich drehte mich
schnell um und stieß mit aller Wucht mit dem Fuß zu. Mit einem Schmerzensschrei
taumelte der Angreifer zurück. Ich hatte sein Schienbein getroffen.
    „Ich hab' dich in der Schußlinie, Warshawski. Gib's
auf.“ Die Stimme kam aus dem Dunkel hinter meinem Auto. Metall glänzte auf. Zu
meinem Schrecken fiel mir ein, daß die Idioten von der Polizei in Skokie noch
meinen Revolver hatten. Aber ich hatte jetzt keine Zeit, mich zu bedauern.
    „Also gut“, sagte ich ruhig. Ich ließ meine Pumps zu
Boden fallen und schätzte die Entfernung. Er müßte schon Glück haben, wenn er
mich im Dunkeln abknallen wollte, aber erwischen würde er mich wahrscheinlich.
    „Ich hätte dich erschießen können, als du den Wagen
aufgeschlossen hast“, erklärte der Mann mit der Waffe, als könne er Gedanken
lesen. „Aber dazu bin ich nicht hier. Don Pasquale will mit dir reden. Mein
Partner wird vergessen, daß du ihm einen Tritt verpaßt hast. Er hätte dich
nicht anfassen sollen. Du kannst dich deiner Haut wehren, das wußten wir
schon.“
    „Danke“, sagte ich kühl. „Nehmen wir meinen Wagen
oder euren?“
    „Unsern. Für die Fahrt verbinden wir dir die Augen.“
    Ich hob meine Schuhe auf und ließ mich von den
Männern zu einem Cadillac führen, der mit laufendem Motor am anderen Ende des
Parkdecks wartete. Es hatte keinen Zweck, sich zu wehren. Sie verbanden mir die
Augen mit einem großen schwarzen Seidentuch. Die Reibeisenstimme setzte sich
neben mich auf die Rückbank und drückte mir die Waffe in die Seite. „Die kannst
du wegstecken“, sagte ich müde. „Ich gehe schon nicht auf dich los.“
    Er nahm das Ding fort, und ich schmiegte mich in die
weichen Plüschpolster und döste vor mich hin. Anscheinend war ich tatsächlich
eingeschlummert, denn mein Begleiter mußte mich wachrütteln, als der Wagen
hielt. „Die Augenbinde nehmen wir dir drinnen ab“, versprach er. Rasch, aber
nicht unsanft geleitete er mich über einen Plattenweg und eine Treppe,
begrüßte den Wächter am Eingang und führte mich einen teppichbelegten Gang
entlang. Er klopfte, und eine leise Stimme bat ihn, einzutreten.
    „Warte hier“, befahl er.
    Ich lehnte mich gegen die Wand. Nach wenigen
Augenblicken wurde die Tür geöffnet. „Komm rein“, sagte die Reibeisenstimme.
Mir stieg Zigarrenrauch und der Geruch eines Kaminfeuers in die Nase. Dann
wurde mir das Tuch abgenommen. In der plötzlichen Helligkeit mußte ich
blinzeln. Der große Raum, in dem ich mich befand, war vom Teppich bis zu den
Polstermöbeln in leuchtendem Rot gehalten. Das Ganze wirkte prächtig, aber
keineswegs geschmacklos. Don Pasquale saß in einem Sessel am riesigen Kamin.
Ich hatte ihn bei etlichen Auftritten vor Gericht erlebt und erkannte ihn
sofort, obwohl er mir jetzt älter und gebrechlicher vorkam. Ich schätzte ihn
auf mindestens siebzig, wie er so dasaß: hager und grauhaarig, mit Hornbrille,
einer Hausjacke aus rotem Samt und einer dicken Zigarre in der Linken.
    „Sie wollen mich also sprechen, Miss Warshawski.“
    Ich trat ans Feuer und setzte mich ihm gegenüber in
einen

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