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Fromme Wünsche

Fromme Wünsche

Titel: Fromme Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretzky
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konnte, hing ich meinen Gedanken nach. Erst der Applaus brachte mich
wieder in die Wirklichkeit zurück. Phil sagte, jetzt komme der unterhaltsame
Teil. „Du gehst herum und versuchst, den mysteriösen Anrufer aufzuspüren. Ich
werde dir dabei zusehen.“
    „Wunderbar! Vielleicht kannst du deine Erkenntnisse
wissenschaftlich verwerten.“
    Als wir den Tisch verließen und uns in der Menge
weitertreiben ließen in Richtung Bar, hatte sich Mrs. Paciorek endlich zu uns
durchgekämpft. „Was hast du hier zu suchen?“ fragte sie mich barsch.
    Phil schob die Hand unter meinen Arm. „Ich habe sie
eingeladen, Mutter. Ohne eine gewisse moralische Unterstützung hätte ich
einige Leute hier nicht ertragen.“
    Sie kochte vor Wut und lief blaurot an, doch war ihr
wohl klar, daß sie mich nicht hinauswerfen lassen konnte. „Versucht, sie von
Erzbischof Farber fernzuhalten“, verlangte sie von Cecilia und Morris. „Er
hat's nicht nötig, sich beleidigen zu lassen.“ Phil zog ein Gesicht. „Tut mir
leid, Vic. Soll ich in deiner Nähe bleiben? Ich möchte nicht, daß dich noch
jemand schlecht behandelt.“
    Ich fand ihn rührend. „Nicht nötig, mein Lieber.
Wenn's zu dick kommt, kann ich mir schon helfen.“ Er ging los, um für mich
einen Brandy zu holen. Ich schlenderte inzwischen von einer Gruppe zur anderen,
nannte meinen Namen und wechselte mit jedem ein paar Worte. Als ich den Raum
zur Hälfte durchmessen hatte, traf ich auf Pater Pelly und Cecilia in Gesellschaft
einiger Gäste, die ich nicht kannte.
    „Pater Pelly! Wie nett, Sie hier zu treffen.“
    Er lächelte dünn und bemerkte, daß er in mir niemals
eine Stütze der Erzdiözese vermutet hätte. Ich lächelte ebenfalls und
erwiderte: „Da hatten Sie völlig recht. Phil Paciorek hat mich eingeladen. Aber
wie steht's mit Ihnen? Ich hätte nicht gedacht, daß sich das Kloster diese Art
von Abendunterhaltung leisten kann.“
    „Kann es auch nicht. Ich bin Gast von Xavier
O'Faolin. Wir haben früher zusammengearbeitet. Als er vor zehn Jahren in den
Vatikan berufen wurde, war ich sein Sekretär.“
    „Und Sie sind immer in Verbindung geblieben? Wie
schön! Wird er auch das Kloster besuchen, solange er hier ist?“ fragte ich im
Konversationston.
    „Bevor er wieder nach Rom fliegt, wird er sogar drei
Tage bei uns wohnen.“
    „Wie schön“, wiederholte ich. Cecilias vernichtender
Blick scheuchte mich weiter. Phil stieß zu mir, als ich mich der Traube um
O'Faolin näherte. Während wir uns allmählich an den Erzbischof heranschoben,
machte er mich mit verschiedenen Leuten bekannt. Schließlich standen wir
direkt vor ihm. „Exzellenz, darf ich Ihnen Miss Warshawski vorstellen? Sie war
auch auf der Beerdigung meiner Schwester. Vielleicht erinnern Sie sich.“
    Der Würdenträger gönnte mir ein hoheitsvolles
Kopfnicken. Er trug einen Anzug aus feinstem schwarzem Wolltuch. Die grünen
Augen - Erbteil seines irischen Vaters - fielen mir erst jetzt auf. Ich fragte
ihn in korrektem Italienisch, ob er es vorziehe, sich in dieser Sprache zu
unterhalten.
    „Sie sprechen italienisch?“ Auch hier hörte man
seinen spanischen Akzent heraus, aber er wirkte nicht so entstellend wie im
Englischen. Irgendwie kam mir die Stimme bekannt vor. Ich erkundigte mich, ob
er während seines Aufenthalts in Chicago im Rundfunk oder im Fernsehen
gesprochen habe.
    „Die NBC hat freundlicherweise ein kleines Interview
mit mir gemacht. Die Leute bringen den Vatikan immer mit Reichtum in
Verbindung, und deshalb ist es schwer, von Armut zu reden und um Spenden zu
betteln. Der Sender hat uns sehr geholfen.“
    Ich nickte. Das Chicagoer NBC-Studio war stets
bereit, katholische Würdenträger und ihre Belange zu unterstützen. „Unsere
Zeitungen haben auch ausführlich über die Finanzlage des Vatikans berichtet.
Besonders nach dem tragischen Tod von Signor Calvi letzten Sommer.“ War es
Einbildung - oder war er tatsächlich leicht zusammengezuckt? „Hatten Sie bei
Ihrer Arbeit im vatikanischen Finanzkomitee eigentlich auch mit dem Banco
Ambrosiano zu tun?“
    „Signor Calvi war ein untadeliger Katholik. Leider
hat er in seinem Eifer gewisse Grenzen überschritten.“
    Er war wieder in sein fast unverständliches Englisch
zurückgefallen. Das Gespräch war eindeutig zu Ende, obwohl ich mich noch ein-
oder zweimal um eine Fortsetzung bemühte.
    Phil zog sich mit mir auf ein kleines Sofa zurück.
„Was war das mit Calvi und dem Banco Ambrosiano?“ wollte er wissen. „Mein
Spanisch

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