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Fromme Wünsche

Fromme Wünsche

Titel: Fromme Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretzky
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Ganges, ebenfalls in
einem Zimmer ohne Namensschild, war O'Faolin untergebracht. Bett, Kruzifix,
eine kleine Kommode und ein Tischchen mit einem einzelnen Schubfach - das war
die gesamte Einrichtung. In der Schublade fand ich O'Faolins panamaischen
Reisepaß und sein Ticket für einen Alitalia-Flug am Mittwoch um zweiundzwanzig
Uhr. Noch achtundvierzig Stunden Zeit - aber wozu?
    Die Kommode war angefüllt mit feinster Wäsche, maßgeschneiderten
Hemden und einer Auswahl teurer seidener Socken. Die finanzielle Misere des
Vatikans zwang seine Vertreter offenbar nicht zu einem spartanischen Leben.
Unter dem Bett entdeckte ich schließlich einen verschlossenen Aktenkoffer. Wehmütig
dachte ich an meine Dietriche, doch dann hämmerte ich mit der Trommel meines
Revolvers auf die Schlösser ein.
    Der Koffer war mit Papieren in italienischer und
spanischer Sprache vollgestopft. Ich schaute auf die Uhr: noch eine halbe
Stunde Zeit. Ich blätterte den Stapel durch. Einige Unterlagen mit dem
vatikanischen Siegel hatten mit seiner Betteltour durch die Vereinigten Staaten
zu tun - doch plötzlich blieb ich an dem Wort Ajax hängen und sah mir daraufhin
die Papiere genauer an. Drei oder vier, die sich eindeutig auf das
Versicherungsunternehmen bezogen, fischte ich heraus. Obwohl ich Italienisch
nicht so fließend lese wie Englisch, erkannte ich, daß sie detaillierte Angaben
über Firmenvermögen, Verbindlichkeiten und Aktienkapital enthielten, dazu die
Namen und Vertragsdaten der gegenwärtigen Geschäftsleitung.
    Das interessanteste Dokument, ein Brief in Spanisch,
war an die Rückseite des Deckblatts des 1983er Jahresberichts der Firma Ajax
geheftet. Er stammte von einem gewissen Raul Diaz Figueredo und war an O'Faolin
gerichtet. In dem protzigen Briefkopf war Figueredo als Presidente der Italo-Panama Import-Export-Company bezeichnet.
Spanisch ist dem Italienischen immerhin so ähnlich, daß ich das Wesentliche
herauslesen konnte: Figueredo schlug O'Faolin die Firma Ajax als passendstes
Erwerbsobjekt vor. Das Vermögen des Banco Ambrosiano sei zwar bei Banken auf
den Bahamas und in Panama gut aufgehoben, aber Seine Exzellenz müsse verstehen,
daß dieses Kapital nur produktiv arbeiten könne, wenn es in Wirtschaftsunternehmungen
investiert werde.
    Ich stierte ernüchtert auf das Blatt. Hier lag die
Erklärung für den geplanten Coup. Und was war mit der Verbindung zu Wood-Sage
und Corpus Christi? Ich warf einen nervösen Blick auf die Uhr. Damit konnte ich
mich später befassen. Zunächst zog ich den Brief aus der Büroklammer, faltete
ihn und steckte ihn in die Tasche meiner Jeans. Dann ordnete ich die Unterlagen
flüchtig, schichtete sie in den Aktenkoffer und schob ihn wieder unters Bett.
    Auf dem Gang herrschte Stille. Ich hatte noch etwas
zu erledigen. Mit dem Brief in der Tasche lohnte sich das Risiko. Pater Pellys
Zimmer befand sich am anderen Ende des Korridors, dicht an der Treppe. Ich
lauschte. Die Andacht konnte noch nicht zu Ende sein, denn von unten war nichts
zu hören. Also ging ich hinein. Obwohl der Raum genauso spartanisch eingerichtet
war wie die übrigen, hatte ihm Pelly doch eine persönliche Note gegeben: mit
Familienfotos und einem Regal voller Bücher. In der untersten Kommodenschublade
fand ich, was ich suchte: eine Liste der Corpus-Christi-Mitglieder aus dem
Chicagoer Bereich mit Adressen und Telefonnummern. Ich überflog sie und
lauschte dabei nach draußen. Wenn ich Pech hatte, mußte ich durch das Fenster
flüchten. Es war zwar schmal, aber ich würde mich schon durchzwängen. Ich fand
Cecilia Paciorek Gleason auf der Liste, natürlich Catherine Paciorek und
ziemlich am Ende Rosa Vignelli. Don Pasquales Name fehlte. Ein Geheimbund
reichte ihm wahrscheinlich.
    Als ich die Liste wieder in der Schublade verstaut
hatte und gerade gehen wollte, hörte ich von draußen Stimmen. Für das Fenster
war es jetzt zu spät. Ich suchte verzweifelt nach einem Versteck und schlüpfte
unters Bett. Der Rosenkranz klapperte leise, als ich die Kutte zusammenraffte.
Dicht vor meinem linken Auge tauchten schwarze Schuhe auf. Pelly streifte sie
ab und sank aufs Bett. Die durchgelegene Drahtmatratze sackte so weit durch,
daß sie beinahe meine Nase berührte. So lagen wir beide fast eine Viertelstunde
lang - dann klopfte es. Pelly setzte sich auf. „Herein.“
    „Gus, es war jemand bei mir im Zimmer. Mein
Aktenkoffer wurde aufgebrochen.“
    O'Faolin. Diese Stimme würde ich nie vergessen. Nach
kurzem Schweigen fragte

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