Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fromme Wünsche

Fromme Wünsche

Titel: Fromme Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretzky
Vom Netzwerk:
Gang.
    „Darf ich Ihnen draufhelfen? Sie möchten gern
wissen, wie ich an Walter Novick vorbeigekommen bin - oder wer da draußen auf
mich lauert.“
    „Ich weiß nicht, wovon du redest“, fauchte sie.
    „Das werden wir gleich sehen!“ Ich trat hinter ihren
Sessel, faßte sie unter den Achseln und zog sie auf die Füße. Sie hatte
ungefähr mein Gewicht, war aber völlig untrainiert und mir daher weit
unterlegen. Ich schleppte sie zur Eingangstür.
    „So. Und jetzt rufen Sie den Kerl rein, der da
draußen wartet. Ich habe einen schußbereiten Revolver in der Hand.“
    Wütend stieß sie die Tür auf, warf mir einen
haßerfüllten Blick zu und trat hinaus auf die Terrasse. Aus dem Schatten neben
der Auffahrt kamen zwei Gestalten auf uns zu. „Verschwindet!“ kreischte sie. „Sie
ist durch die Hintertür gekommen!“
    Die beiden blieben einen Moment stehen, und ich
richtete meine Waffe auf den rechten. „Laßt die Waffen fallen!“ rief ich. „Waffen
weg und ans Licht!“
    Beim Klang meiner Stimme feuerten beide
gleichzeitig. Ich stieß Mrs. Paciorek in den Schnee und ballerte los. Der
Rechte taumelte und sackte zu Boden. Der andere suchte das Weite. Ich hörte,
wie eine Wagentür zugeschlagen wurde. Reifen quietschten.
    „Sehen wir mal, was mit ihm los ist. Sie kommen mit,
Catherine, damit Sie nicht gleich ans Telefon stürzen.“
    Schweigend ließ sie sich von mir durch den Schnee
ziehen. Die zusammengesunkene Gestalt hielt eine Waffe auf uns gerichtet. „Laß
das, du Idiot!“ schrie ich. „Du triffst deine Chefin!“
    Da er weiter auf uns zielte, ließ ich Mrs. Paciorek
los und trat ihm heftig auf den Arm. Ein Schuß löste sich, richtete aber keinen
Schaden an. Ich schleuderte ihm die Waffe mit dem Fuß aus der Hand und ging in
die Knie, um ihn mir anzusehen.
    Im Licht der Außenlampen erkannte ich das
ausgeprägte slawische Kinn. „Walter Novick!“ keuchte ich. Meine Stimme gehorchte
mir nicht ganz. Vermutlich hatte ich ihn dicht über dem rechten Knie getroffen.
Mit einer solchen Verletzung hätte er sich eigentlich nicht mehr bewegen
können; aber die Angst verlieh ihm ungeahnte Kräfte. Er versuchte
davonzukriechen. Ich drehte ihm den rechten Arm auf den Rücken. Mrs. Paciorek
machte kehrt und rannte zur Haustür.
    „Catherine!“ schrie ich ihr nach. „Holen Sie einen
Krankenwagen für Ihren Freund hier. O'Faolins Verstärkung kommt sowieso zu
spät, selbst wenn Sie ihn gleich anrufen.“
    Sie reagierte nicht. Sekunden später fiel die
Haustür ins Schloß. Novick fluchte laut vor sich hin. Ich wollte ihn nicht
allein lassen, mußte aber andererseits verhindern, daß Mrs. Paciorek Hilfe
holte. Kurz entschlossen packte ich ihn unter den Armen und schleifte ihn zum
Haus. Ich ließ ihn zu Boden gleiten, kniete mich neben ihn und sah ihm gerade
ins Gesicht.
    „Wir müssen miteinander reden, Walter“, japste ich. „Ich
will nicht riskieren, daß du's eventuell bis zur Straße schaffst und dort von
deinem Kumpel aufgelesen wirst. Aber der ist wahrscheinlich längst über alle
Berge.“ Er schlug nach mir, aber Kälte und Blutverlust hatten ihn geschwächt.
Der Schlag traf mich nur leicht an der Schulter. „Dein Gangsterleben ist
vorbei, Walter. Selbst wenn sie dein Bein zusammenflicken, so bleibst du doch
sehr lange im Knast. Wir wollen uns ein bißchen unterhalten. Ich helfe dir auf
die Sprünge, wenn du nicht weiter weißt.“
    „Ich habe nichts zu sagen“, keuchte er heiser. „Bis
jetzt konnten sie mir noch nie was nachweisen.“
    „Wart's ab. Du wirst über Stefan Herschel stolpern.
Den hast du nämlich nicht erledigt. Er lebt noch und hat dich schon
identifiziert.“
    Das verächtliche Achselzucken kostete ihn einige
Mühe. „Meine - meine Freunde werden beweisen, daß er sich geirrt hat.“
    Mich packte die Wut. Ich schüttelte ihn heftig und
freute mich, als er aufheulte. „Deine Freunde!“ schrie ich ihn an. „Du meinst Don Pasquale. Hat dich etwa er hergeschickt? Na sag schon.“ Als er
schwieg, faßte ich ihn wieder unter den Achseln und schleifte ihn ein Stück
näher ans Haus.
    „Halt!“ brüllte er. „Der Don war's nicht. Es war
jemand anders.“
    Ich beugte mich über ihn. „Wer, Novick?“
    „Ich weiß nicht.“
    Ich packte ihn unter den Armen. „Also gut!“ rief er.
„Laß mich liegen. Ich kenne seinen Namen nicht. Er hat mich nur angerufen.“
    „Hast du ihn je gesehen?“
    Im Licht der Außenlampen sah ich ihn zaghaft nicken.
Er war ihm ein einziges Mal

Weitere Kostenlose Bücher