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Fromme Wünsche

Fromme Wünsche

Titel: Fromme Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretzky
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unter dem Namen Corpus Christi
Ajax-Aktien gekauft haben, so weiß ich davon nichts.“
    „Das hört sich schon besser an. Gar nicht
ungeschickt“, gab ich zu. „Die Sache ist nur die, daß Ihre Tochter Agnes
Notizen hinterlassen hat, aus denen hervorgeht, daß zwischen Corpus Christi und
Wood-Sage eine Verbindung besteht. Wenn ich dem FBI einen entsprechenden Tip
gebe, rücken Ihre Anwälte mit Sicherheit den Namen der Maklerfirma heraus, die
das Depot von Corpus Christi verwaltet. Dort hat Agnes vermutlich ihre
Information her. Nebenbei wird sich das FBI auch für die Aktienpakete
interessieren, die durch Preston Tilfords Hände gegangen sind.“
    Schweigen am anderen Ende. Mrs. Paciorek entwickelte
wohl ihre Verteidigungsstrategie. Ich hätte mir denken können, daß eine Frau,
die sich so sehr in der Gewalt hatte, sich nicht zu unbedachten Äußerungen
hinreißen ließ. Schließlich sagte sie: „Meine Anwälte werden zweifellos in der
Lage sein, auch die lästigsten Fragen zufriedenstellend zu beantworten. Damit
habe ich nichts zu tun.“
    „Das wird sich noch herausstellen. Die Polizei
könnte sich beispielsweise fragen, wie weit Sie gegangen wären, um zu verhindern,
daß Agnes die von Corpus Christi geplante Mehrheitsbeteiligung an der Firma
Ajax publik macht.“
    Erst nach längerer Zeit antwortete sie mir.
„Victoria, du bist eindeutig verrückt. Aber wenn du meinst, du wüßtest etwas
über den Tod meiner Tochter, dann könnten wir miteinander reden.“
    Ich mußte mir eine Bemerkung verkneifen. Die Frau
war zu einem Gespräch bereit - was wollte ich mehr? Wir verabredeten uns für
den folgenden Abend um acht bei ihr zu Hause.
    In meiner augenblicklichen Verfassung war ich nicht
besonders erpicht darauf, in mein Apartment zurückzukehren. Als ich Phyllis
von dem Brand erzählte und ihr meine mißliche Lage schilderte, bot sie mir
spontan ihr Gästezimmer an. Sie begleitete mich zu Onkel Stefan, der sich
inzwischen so weit erholt hatte, daß ihn der Aufenthalt im Krankenhaus langweilte.
Zu meiner Erleichterung wollten ihn die Ärzte noch ein paar Tage dabehalten; in
seiner Wohnung war er viel schwerer zu bewachen. Bei unserer Ankunft leistete
ihm Robert Streeter Gesellschaft - der jüngste der Brüder. Offenbar hatte gegen
Mitternacht jemand versucht, ins Zimmer zu gelangen. Jim, der gerade Dienst
hatte, war ihm nicht gefolgt, um Onkel Stefan nicht unbewacht zurückzulassen.
Bis das Sicherheitspersonal der Klinik alarmiert war, hatte der Eindringling
sich längst davongemacht.
    Ich schüttelte hilflos den Kopf. Schon wieder ein
Problem, das ich nicht in den Griff kriegte. Wir wollten gerade gehen, als
Lotty eintraf. Sie sah Phyllis und zog ihre dichten schwarzen Augenbrauen hoch.
„Soso. Vic spannt Sie also auch für ihr Affentheater ein?“
    „Lotty! Ich muß mit dir reden“, sagte ich grob.
    Sie maß mich mit einem abschätzenden Blick. „Ja. Ich
glaube, das wäre ganz gut... Waren diese Schlägertypen Onkel Stefans Idee oder
deine?“
    „Ruf mich an, wenn du von deinem hohen Roß
heruntergestiegen bist!“ fuhr ich sie an und ließ sie stehen.
    Phyllis war zu wohlerzogen, um irgendwelche Fragen
zu stellen. Wir sprachen nicht viel während des Abendessens in einem kleinen
Lokal.
    Im Gästezimmer ihrer Wohnung roch sogar das Bettzeug
nach Zigarettenrauch. Dieser Geruch und meine überreizten Nerven ließen mich
nicht schlafen. Als ich gegen drei aufstand, um zu lesen, fand ich Phyllis mit
einem Buch in der Hand im Wohnzimmer. Wir unterhielten uns mehrere Stunden lang
recht angeregt. Anschließend schlief ich, bis sie hereinkam, um sich zu
verabschieden. Ihre Vorlesung begann um halb neun. Sie lud mich für die
kommende Nacht wieder zu sich ein, und ich nahm ihr Angebot dankbar an - trotz
der verräucherten Luft.
    Auf dem Weg zur Polizeiwache nahm ich mir aus Sicherheitsgründen
einen Mietwagen - einen Toyota -, denn mein Auto kannte inzwischen jeder Gauner
in Chicago, der es auf mich abgesehen hatte.
    Lieutenant Mallory war nicht anwesend, deshalb
machte ich meine Aussage vor Inspektor Finchley. Da er nicht voreingenommen
war wie Bobby, akzeptierte er, was ich zu sagen hatte, und gab mir die Smith
& Wesson zurück. Freeman Carter, der ebenfalls zugegen war, teilte mir mit,
daß für den Vormittag eine formelle Anhörung angesetzt war, ich jedoch im
übrigen weiterhin als unbescholtene Staatsbürgerin galt.
    Zu meinem betagten Schneiderlein schaffte ich es erst
am Nachmittag. Das Habit war fertig

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