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Froschkuss (German Edition)

Froschkuss (German Edition)

Titel: Froschkuss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Berlin
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stöhnte, griff zu meinem Glas und stieß mit ihm und Karla an. Karim ließ jetzt seinen Finger unter Karlas Bluse wandern, beugte sich hinunter und flüsterte ihr etwas ins Ohr, währenddessen er mich die ganze Zeit unverschämt mit seinem Blick fixierte. „Nicht mit mir!, dachte ich kampfeslustig und stierte ebenso zurück, bis er seinen Blick abwandte und sich im selben Moment von Karla wegdrehte. Offensichtlich hatte er jemand Interessantes durch den Eingang kommen sehen, jedenfalls entschuldigte er sich bei Karla bis „später“ und stolzierte davon, nachdem er noch seine Sonnenbrille auf seiner Nase zurechtgerückt hatte. So ein Arsch, dachte ich und betrachtete Karla, deren Wangen glühten: „Ist er nicht umwerfend?“, zwitscherte sie und kramte in ihrer roten Lacktasche. Sie holte ihre Tube mit rotem Lipgloss heraus und trug die Farbe intuitiv auf ihre vollen Lippen auf, die danach verführerisch glänzten.
    „Was hat Karim dir gerade eigentlich zugeflüstert?“, fragte ich neugierig.
    „Das willst du gar nicht wissen“, erwiderte Karla grinsend.
    „Und du willst bestimmt nicht wissen, was dein Karim gerade macht.“ Der Freund von Karla stand, den Ellenbogen lässig auf dem Tresen abgestützt, nur wenige Meter von uns entfernt mit einem Glas Bier in der Hand am Tresen. Ihm gegenüber saß auf dem Barhocker eine kleine dünne Blondine, die sich gerade mit einer affektierten Geste eine Strähne ihres Haares zurückstrich und Karim entzückt anlächelte. Dieser beugte sich zu ihr herunter und flüsterte ihr – wie nur wenige Minuten zuvor Karla – ebenfalls ins Ohr. Dieser Mann war wirklich so etwas von dreist! „Diese Frau wirft sich ihm ja total an den Hals“, wisperte Karla erregt und machte Anstalten aufzustehen, ihre Tasche fest an die Brust gedrückt. Ich legte meine Hand auf ihr Knie: „Das lässt du schön bleiben!“
    Meine Freundin nahm ihr Glas und trank den Rest in einem Zug aus: „Ich brauche noch einen Prosecco!“
    Ich besorgte uns zwei neue Gläser, und wir prosteten uns zu. „Karim ist eben ein echter Frauentyp“, jammerte Karla verzweifelt. „Es wird immer Frauen geben, die ihn anmachen, das muss ich eben akzeptieren.“
    Für einen Moment überlegte ich, was ich erwidern sollte, denn ich wollte meine Freundin nicht verletzen. Es brachte mich zwar unheimlich auf die Palme, dass Karla diesen Kerl so blauäugig anhimmelte, aber eigentlich ging mich das natürlich nichts an. Ich hatte die Erfahrung gemacht, dass Ratschläge in Liebesdingen von den Verliebten weder gerne gehört noch beherzigt wurden. In gewisser Weise war das okay, schließlich muss jeder seine eigenen Erfahrungen machen und ich war, was Männer anbelangt, nun auch kein Vorbild. Dennoch wollte ich nicht, dass meine Freundin sich von diesem Karim so ausnutzen ließ. Es war offensichtlich, dass er in erster Linie mit ihr ins Bett wollte, eine feste Bindung vermied, wie der Teufel das Weihwasser, und sich ansonsten alles offenhielt. „Er muss ja nicht auf jede Anmache eingehen“, sagte ich schließlich leichthin.
    Das war schon zu viel gesagt, denn Karla guckte mich böse an: „Was soll er denn machen? Er ist eben ein freundlicher Mensch!“
    Ich blickte an das andere Ende des Tresens, aber Karim und die Blondine waren verschwunden. „Wo sind die beiden denn hin?“
    Karla drehte ihren Kopf in die gleiche Richtung: „Wahrscheinlich ist er kurz aufs Klo gegangen.“ Karim ließ sich jedoch nicht mehr blicken, und die Blondine war auch nicht mehr zu sehen. Hin und wieder ließ meine Freundin ihren Blick durch die Kneipe schweifen, offensichtlich immer noch in der Hoffnung, ihren Freund zu entdecken. Dabei trank sie einen Prosecco nach dem anderen und ich auch, bis ihr auf einmal richtig schlecht wurde. „Ich muss an die frische Luft“, sagte sie leicht lallend, „kommst du mit?“ Ich hatte ebenfalls ein flaues Gefühl im Magen: „Ja, gern!“ Karla hakte sich bei mir unter, nachdem wir unseren letzten Drink bezahlt hatten, um beim Hinausgehen nicht zu schwanken. Draußen blies uns die frische Ostseeluft entgegen, und wir beide marschierten runter bis zum Seehundbecken am Institut für Meereskunde, um wieder einigermaßen klar im Kopf zu werden. Wir blieben am Geländer stehen, an das sich Karla mit beiden Händen festhielt, um sich schließlich nach vorne zu beugen, als wolle sie eine Riesenfelge vorführen. Ich packte sie am Kragen ihres Mantels und zog sie zurück: „He, was hast du denn vor?“ Sie

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