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Froschkuss (German Edition)

Froschkuss (German Edition)

Titel: Froschkuss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Berlin
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womöglich wachte sie noch auf und würde dann wollen, dass ich ihrem Karim Einlass gewährte. Ich wollte keinen Stress mit Karim, deshalb sagte ich nur eisig: „Melde dich einfach morgen bei ihr, okay?“ Dann schloss ich demonstrativ das Fenster und winkte ihm zu. Einen Moment schien er mit sich zu hadern, aber schließlich zuckte er mit den Schultern und wankte von dannen. Ich atmete aus und hörte, wie Karla im Bett murmelte: „Was’n los?“
    „Nichts! Schlaf weiter, da muss ein Vogel gegen unser Fenster geflogen sein! Ich habe nur mal nachgeguckt, aber es ist alles okay!“
    Als wir uns am nächsten Morgen zwei Milchkaffeetassen in den Händen haltend gegenübersaßen, dachte ich darüber nach, ob ich Karla erzählen sollte, dass Karim uns diese Nacht besucht hatte. Wahrscheinlich würde sie ziemlich sauer sein, dass ich ihren Freund nicht zu uns hineingelassen hatte, aber wenn ich ihr es nicht erzählte, würde sie es bestimmt ohnehin von Karim erfahren. „Du Karla, ich muss dir etwas sagen“, begann ich, doch in diesem Moment piepte ihr Handy, das sie neben ihrem Frühstücksteller liegen hatte. Sie griff sofort danach, las die Nachricht, und auf einmal war ihre bis dahin schlechte Morgenlaune wie weggeblasen. „Die ist von Karim!“, seufzte sie, „ich soll ihn abholen, er hat heute bei Benny geschlafen!“
    „Musst du heute nicht ins Krankenhaus?“
    Sie stellte ihre Tasse ab und griff nach ihrem Honigtoast: „Doch, aber vorher kann ich ihn doch schnell noch zu seinem Auto bringen, das ist doch wirklich kein Problem!“ Sie kaute hastig und trank den letzten Schluck Milchkaffee. „Ich muss nur noch schnell duschen.“ Sie huschte ins Bad und ich begann, den Frühstückstisch abzuräumen. Das war doch wirklich nicht zu fassen. Dieser Karim musste nur eine SMS schicken, und schon stand meine Freundin parat. Karla war so eine intelligente Frau, sie studierte Medizin und absolvierte zurzeit ihr praktisches Jahr in der Uniklinik, aber was Männer anbelangte, war sie so etwas von naiv und leichtgläubig.
    „Karim war gestern Nacht hier“, sagte ich, als sie in ihren weißen Bademantel gehüllt, die Küche betrat.
    „Was? Wieso das denn? Warum habe ich davon nichts mitbekommen?“
    „Er hat Steinchen ans Fenster geworfen und nur ich bin davon wach geworden.“
    Karla runzelte die Stirn: „Warum hat er nicht geklingelt?“
    „Mensch Karla, deine Klingel ist doch schon seit Wochen kaputt!“
    Sie nickte und zog eine Bürste aus der Tasche ihres Bademantels: „Stimmt, das habe ich ganz vergessen. Aber warum hast du ihn nicht reingelassen?“
    Auf diese Frage hatte ich gewartet: „Du hast tief und fest geschlafen und außerdem hatte er ordentlich einen im Tee. Außerdem dachte ich, dass du ihn ohnehin nicht sehen wolltest, nachdem er mit dieser Blondine herumgeflirtet hatte.“
    Karla verzog den Mund zu einer Schnute, dann strich sie mit der Bürste ein paar Mal heftig durch ihr schwarzes langes Haar: „Die Tussi hat mit ihm geflirtet!“
    „Oder so ...“, erwiderte ich betont ruhig, denn ich hatte keine Lust, mich mit Karla wieder über Karim zu streiten.
    „Das war nicht okay, Sonia“, setzte sie nach, „er ist schließlich gekommen, um bei mir zu übernachten. Ich verstehe nicht, warum du ihn nicht reingelassen hast?“
    „Weil ...“, stotterte ich und überlegte fieberhaft, warum ich das getan hatte, aber außer „weil er ein Scheißkerl ist“, fiel mir nichts ein. Das Klingeln meines Telefons rettete mich. Es war Lars, der mich darum bat, einen Termin von Sophie zu übernehmen. Sie sei beim Mountainbikefahren gestürzt, habe einen geschwollenen Fuß und habe deshalb kurzfristig absagen müssen. „Na, klar, gern“, erwiderte ich motiviert und notierte mir eifrig die Adresse des Cafés, in dem eine Buchpräsentation stattfinden sollte. Lars hatte mich angerufen und nicht Celine! Ich war total happy und lächelte Karla nachsichtig an: „Tut mir leid“, sagte ich versöhnlich, „das war nicht okay von mir! Lass uns später noch einmal reden, ja?“
    Der Job war ein Kinderspiel. Ich notierte mir ein paar Zitate des Autors, der ein Buch über Restaurants und Cafés in Schleswig-Holstein geschrieben hatte, und steckte mir die Presseerklärung des Verlages in die Tasche. Dann positionierte ich den Autor, den Geschäftsführer des Verlages und den Betreiber des Cafés, dessen leckere Eierlikörtorte selbstredend in dem Führer ausführlich erwähnt wurde, vor dem Eingang und drückte ein

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