Frost
aus, wenn ihr noch ein bisschen hierbleibt, aber ich werde euch nicht aufhalten.»
«Es sieht besser aus?»
Zack grinste. «Denk mal drüber nach.»
Das musste ich gar nicht. Ich hatte schon verstanden.
«Weißt du, irgendwie hatte ich so ein Gefühl, dass ihr abhauen wolltet.» Zack nahm ein Stück gelbes Papier aus seiner Jackentasche und hielt es mir hin. «Also hab ich mir euer Autokennzeichen aufgeschrieben, für den Fall, dass ihr irgendwo stecken bleibt und wir die Bundespolizei schicken müssen, um euch zu finden.»
«Das wäre doch nicht nötig gewesen», sagte ich.
Zack steckte den Zettel wieder ein. «Ich wollte sichergehen. Das Wetter hier kann ganz schön launisch sein.»
Ich wollte gerade etwas sagen, aber er sprach weiter.
«Du und ich, wir sollten wirklich diese Johnny-Walker-Flasche köpfen, wenn wir hiermit fertig sind», sagte er. «Wir haben ein paar Dinge zu besprechen.»
«Was denn?»
«Du kannst mir zum Beispiel erzählen, was du letzte Nacht in meinem Schuppen gemacht hast und was du gesehen hast. Danach kannst du dir ein Thema aussuchen.»
Ich wollte gerade erklären, dass die Schuppentür geklappert hatte, aber ich ließ es dann bleiben. Es hatte keinen Sinn.
«Ich bin kein großer Trinker», sagte ich.
«Einer bringt dich schon nicht um.»
«Und wenn ich nein sage?»
Zack sah mich an, dann grinste er und zeigte auf die Drahtrolle in meiner Hand. «Zwei Meter.»
***
Es dauerte eine Weile, bis wir den Pflug festgemacht hatten. Zack fand, wir sollten den Bügel mit dem Draht anbinden und das Ganze dann mit Harzkleber bestreichen, und niemand könnte sagen, dass wir es nicht versucht hätten. Es sah gut aus und fühlte sich robust an, und plötzlich hatte ich das üble Gefühl, dass es sogar halten könnte.
Zack glaubte das nicht.
«Jetzt zeigen wir der Königin dadrinnen, dass ich recht habe.»
«Ich weiß nicht», sagte ich. «Sieht doch ganz gut aus.»
Zack beachtete mich nicht. Er ging um den Truck herum und setzte sich ans Steuer. Als er den Motor anließ, spuckte der Auspuff eine dicke Wolke schwarzen Dieselruß aus. Sie hing ein paar Sekunden schwer und bedrohlich in der Luft, bevor der Wind sie schließlich forttrug. Aber der Geruch blieb noch eine Weile.
«Kommst du vorbei?»
«Ich geh jetzt erst mal zurück in unser Zimmer.»
«Denk nochmal über den Drink nach», sagte er.
Das würde ich unbedingt tun, sagte ich.
Zack nickte, legte den Gang ein und fuhr um das Gebäude herum. Der Wagen wirbelte Schnee auf.
Ich folgte ihm.
Plötzlich hörte ich ein lautes Kreischen und das unangenehme Geräusch von Metall, das auf Metall schleift.
Ich rannte um die Ecke und sah, wie Zack aus dem Truck kletterte. Die vordere Befestigung war gebrochen, und ihre Metallkante hatte die Stoßstange aufgeschlitzt. Der Pflug hatte sich unter den Rädern verfangen. Von dort, wo ich stand, sah es so aus, als wäre einer der Reifen zerfetzt.
Zack ging zum Kühler, kniete sich hin und versuchte, den Pflug abzumontieren. Aber das ging nicht so leicht. Er stapftedurch den Schnee und sprach dabei ununterbrochen mit sich selbst.
Ich sah ihm eine Weile dabei zu. Dann ging ich zurück zu unserem Zimmer.
21
Sara wartete schon auf mich, als ich hereinkam. Ich erzählte ihr von dem Pflug, und dann erwähnte ich, dass Zack mich auf einen Drink eingeladen hatte, um zu reden.
«Aber du trinkst doch gar nicht mehr.»
«Ich weiß.»
«Worüber will er denn reden?»
«Darüber, dass ich in seinem Schuppen war.»
«Das ist alles?»
«Soweit ich weiß.»
«Dann hat er dich gestern Nacht nicht gesehen.»
Das überzeugte mich nicht, aber ich sagte nichts. Sara schwieg eine Weile, dann fuhr sie fort: «Hat er wirklich unser Autokennzeichen aufgeschrieben?»
Tatsächlich hatte ich die Zahlen auf dem Zettel nicht erkennen können, aber das war egal. Er wusste etwas, und er wollte, dass ich wusste, dass er etwas wusste. Und das erklärte ich Sara.
«Also gehst du da rüber?»
«Ich muss.»
«Vielleicht blufft er nur.»
«Vielleicht», sagte ich. «Vielleicht auch nicht, ich weiß es nicht.»
Sara drehte sich weg und starrte aus dem Fenster. Wir schwiegen beide.
Ich schaute mich im Zimmer um.
Ein kleiner Schreibtisch stand neben dem Fenster und eine Kommode an der gegenüberliegenden Wand. Ich stand auf, schob die Kommode von der Wand und schaute dahinter.
«Was machst du da?»
«Ich überlege, wo wir den Koffer verstecken können. Nur für den Fall.»
«Was hast du gegen das Versteck
Weitere Kostenlose Bücher