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Frost

Frost

Titel: Frost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Rector
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ein, nahm dann ein weiteres Laken und legte es über ihn.
    «Ich kann das nicht hinnehmen», sagte Caroline. «Wenn wir ihn nicht in ein Krankenhaus bringen, wird er sterben.»
    Ich hörte die Türglocken an der Rezeption, und dann trat Butch ein. Er hatte eine große Metallkiste bei sich, mit einem weißen Kreuz in rotem Kreis darauf. Er stellte sie auf den Tisch und öffnete sie.
    «Keine Ahnung, was hier drin ist, aber vielleicht finden wir ja etwas Brauchbares.» Er sah zu Syl hinüber. «Wie geht’s ihm?»
    «Er ist bewusstlos», antwortete Megan. «Aber er atmet.»
    Ich stand auf und schaute mir das Erste-Hilfe-Set näher an. Pflaster und Verbandsmull, einzeln verpackte, frei verkäufliche Schmerzmittel und sterile Salzlösung für die Augen.
    «Wie alt ist die Kiste?», fragte ich.
    «Alt.» Butch schaute mich an. «Wird das Zeug etwa schlecht?»
    «Ich glaube, Erste Hilfe kann hier nichts mehr ausrichten», sagte Caroline. «Wir müssen ihn in ein Krankenhaus bringen, sonst wird er sterben.»
    «Wir haben so was Ähnliches wie ein Krankenhaus, aber das liegt vierzig Meilen nördlich in Frieberg. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir   …»
    «Ihr habt doch einen Schneepflug», sagte Caroline. «An diesem Pick-up, mit dem ihr heute Morgen auf dem Parkplatz herumgefahren seid. Ich hab das gehört.»
    «Der ist kaputt», sagte Zack. «Der Bolzen, mit dem er befestigt wird, ist abgebrochen.»
    «Kannst du ihn nicht reparieren?»
    «Selbst wenn der Schneepflug nagelneu wäre, würde er auf dem Highway nicht durchkommen, schon gar nicht den ganzen Weg bis Frieberg. Er hat kaum die zwei, drei Runden durchgehalten, bis der Parkplatz geräumt war.»
    Caroline schaute von Marcus zu Butch. «Ich glaube, wir müssen es versuchen, meint ihr nicht auch?»
    «Ich hab doch grad gesagt, dass der Bolzen kaputt ist. Er wird nicht dranbleiben.»
    «Kannst du denn nicht irgendetwas zurechtbasteln, damit er hält?»
    «Herrgott, Caroline, der Mann hat doch gerade gesagt   …»
    «Wie wär’s denn mit dem Draht, den du dahinten aufbewahrst?», fragte Butch.
    Zack schüttelte den Kopf. «Zu dünn. Das geht nicht.»
    «Du könntest es doch versuchen, oder?», sagte Caroline.
    «Ich hab doch grad gesagt, dass der Pflug nicht für lange Strecken gemacht ist. Es wird nicht funktionieren, selbst wenn wir das Ding sicher an den Pick-up kriegen.»
    «Und ich hab gesagt», sagte Caroline, «wenn dieser Mann hier noch länger bleibt, stirbt er.»
    Zack schaute Caroline einen Moment an, atmete dann tief durch und strich sich über das Kinn. «Vielleicht muss ich langsamer sprechen», sagte er.
    Caroline schaute Butch an. «Könntest du mir bitte helfen?»
    Butch sagte gar nichts.
    «Herrjemine, versteht das denn keiner?» Caroline schaute sich im Saal um. «Dieser Mann wird sterben.»
    «Zack», sagte Butch. «Warum probierst du es nicht aus. Wenn es nicht klappt, haben wir es wenigstens versucht.»
    Zack wandte sich zu Butch um und flüsterte: «Es ist sinnlos, und du weißt es.»
    «Versuch’s einfach.»
    Zack starrte ihn an, schüttelte dann den Kopf und richtete sich auf. Er machte eine Handbewegung in meine Richtung und sagte: «Ich werde Hilfe gebrauchen können. Bist du dabei?»
    Alle schauten mich an.
    Ich kam aus der Nummer nicht mehr raus.

19
    Ich folgte Zack auf den Parkplatz. Er ging schnell, und ich hörte, wie er dabei vor sich hin murmelte. Ich tat mein Bestes, mit ihm Schritt zu halten, aber die Muskeln in meiner Brust taten weh und fühlten sich kalt an, und ich hätte mich gern übergeben.
    An der Hausecke blieb Zack stehen und drehte sich um. Er machte ein paar Schritte in Richtung Rezeption, hielt dann inne und sprach wieder mit sich selbst. Man konnte die Atemwolken sehen, die er dabei ausstieß.
    Schweigend wartete ich auf ihn.
    Ständig musste ich an Sara denken. Was sollte ich ihr nur sagen? Ich hatte einen säuerlichen Geschmack im Mund, also beugte ich mich vor und hustete.
    Aber es kam nichts.
    Ich trat einen Schritt zurück und sah, wie Zack sich mit der Hand durchs Haar fuhr, dann wütend gegen eine Schneewehe trat und «Fuck!» sagte.
    Er drehte sich um und ging an mir vorbei zu seinem Zimmer.
    Ich folgte ihm.
    Als wir um die Ecke herum waren, sagte ich, dass ich nach Sara sehen wollte. Zuerst dachte ich, dass er mich nicht gehört hatte, aber dann sagte er: «Das ist mir scheißegal. Es ist sowieso alles egal, das kann ja gar nicht funktionieren.»
    Ich hoffte, dass er recht hatte.
    Zack blieb stehen.

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